Apple Intelligence, also Apples Interpretation einer generativen künstlichen Intelligenz, wird kommen, doch was genau wird sie bringen? Wir haben Experten befragt.
Apple Intelligence nennt Apple seine Technologie rund um die künstliche Intelligenz auf dem iPhone, iPad und Mac. Ein schlauer Marketing-Schritt, um zumindest ein Stück von allgegenwärtigem Schlagwort "AI", also Artificial Intelligence, für sich abzugreifen. Noch können Sie die Funktion nicht wirklich ausprobieren, denn sie wird erst im Herbst als Beta-Software auf die Geräte der US-Nutzer und -Nutzerinnen erscheinen.
Wir haben Experten befragt, was sie von Apples Ankündigungen in Bereich KI halten.
Apples Vorteil: Datenschutz
"Vor allem ist Apples Betonung auf Datenschutz und Datensouveränität positiv zu sehen", erklärt Prof. Dr. Martin Steinebach, Head of Media Security and IT Forensics am Fraunhofer SIT. Demnach sei begrüßenswert, dass Apple bei solchen Ankündigungen immer wieder den Schutz der Privatsphäre der Nutzer und Nutzerinnen betont.
Aus dieser Sicht ist innovativ, dass der Entwickler zum Training seiner Modelle keine Nutzerdaten verwendet, wie dies die anderen Hersteller tun. Prof. Dr. Björn Ommer, Head of Computer Vision & Learning Group an der Ludwig-Maximilians-Universität München und einer der Erfinder von Stable Diffusion, meint, Apple könnte sich gar nicht leisten, sein Versprechen zu brechen. Denn Cupertino profitiere im Gegensatz zur Konkurrenz, die primär auf Daten-Geschäftsmodelle setzt, zu einem großen Teil vom Verkauf eigener Geräte und damit verbundenen Plattformen. Somit verspreche der Hersteller Datenschutz und eine abgesicherte Privatsphäre, ein Bruch von diesem Versprechen würde zu einem Vertrauensverlust der Kunden führen.
Laut Dr. Steinebach kann aber erst eine Überprüfung durch externe Experten und Wissenschaftler Sicherheit in dieser Frage schaffen, Apple habe ja den Zugang zu eigenen Systemen versprochen.
Lokale KI - zuvor nur im High-End möglich
Beide Wissenschaftler weisen darauf hin, dass bereits vor Apple Intelligence Machine-Learning-Modelle lokal ausgeführt werden konnten, dies war bislang aber eher auf den Gaming-Laptops oder -Desktops möglich. Neu ist laut Steinebach, dass Apple künstliche Intelligenz für eine Basis-Variante seiner digitalen Assistenz nutzt und diese Basis-Variante komplett auf dem Gerät funktionieren lässt.
Wie praktikabel diese lokale Lösung sein wird, muss die Praxis zeigen. Denn je öfter Siri beispielsweise auf Apples Server oder ChatGPT zugreift, desto weniger groß ist der Nutzen von einem lokalen ML-Modell. Wenn jedoch Apple durch seine Neuerungen Siri auf die neue Stufe bringt, werden auch die Nutzer in Deutschland profitieren, meint KI-Experte Ommer. Denn Deutschland ist nicht gerade dafür bekannt, über die beste Mobilfunkabdeckung (in abgelegenen Gegenden) zu verfügen. So könnte aber ein iPhone intelligent bleiben, selbst wenn die Verbindung nach draußen gekappt wird.
Apples Modell der dreistufigen künstlichen Intelligenz ist laut Steinebach auch deswegen interessant, weil der Entwickler die Datenschutzrisiken je nach dem Anwendungsfall skaliert: Die einfachen Anfragen bleiben auf dem Gerät, von diesen bekommt weder Apple noch Drittparteien etwas mit. Die zweite Stufe ist die Verarbeitung auf Apples eigenen Servern, hier verspricht der Hersteller die Daten soweit zu anonymisieren, dass keine Rückschlüsse auf eine konkrete Person möglich wären.
In bestimmten Anwendungsfällen wird die Anfrage an ChatGPT gestellt, aber auch hier kann der Nutzer oder die Nutzerin nachverfolgen, was genau bei ChatGPT abgefragt wird und seine oder ihre Erlaubnis dazu erteilen. Für Ommer ist eine solche Anbindung an ChatGPT mit dem Einverständnis des Anwenders oder der Anwenderin eine transparente Lösung - ähnlich wie bereits vorhandene Lösungen zu Analyse-Anfragen durch Dritt-Entwickler.
Wie AI die Kunst verändern könnte
Die beiden Experten sehen die Zukunft mit der künstlichen Intelligenz auch für grafische Künstler und andere Kunstschaffende eher im positiven Licht. Die neue Technologie wird die Arbeitsweise verändern, die Branche aber nicht ersetzen können. "Auch in der Vergangenheit haben die bildenden Künste auf die Herausforderungen der Technologie mit neuen Richtungen reagiert, erklärt Ommer. "So konnte Impressionismus in der Malerei nicht ohne aufkommende Fotografie im Fin de Siècle entstehen."