Der jährliche Report des Fintechs Adyen zu den Kaufgewohnheiten zeigt ein widersprüchliches Bild: einerseits wollen viele stationär einkaufen, andererseits boomt der E-Commerce in Social Media. Beide Trends setzen klassische Onlineshops unter Druck.
Rund 2.000 Deutsche hat die Finanztechnologie-Plattform Adyen für den "Adyen Index 2024" zu Trends im Verbraucherverhalten befragt. Dabei zeigt sich, dass der stationäre Handel nach dem Ende der Coronapandemie weiterhin die Gunst der Konsumenten genießt. So gaben in diesem Jahr 38 Prozent der Verbraucher in Deutschland an, dass sie physische Geschäfte den Online-Shops vorziehen. Weltweit waren es sogar noch mehr: 46 Prozent der weltweit Befragten bevorzugen den Einkauf im Geschäft gegenüber dem Online-Einkauf. E-Commerce-Anbieter können davon profitieren, wenn sie nicht nur einen Onlineshop betreiben, sondern auf eine Unified-Commerce-Strategie setzen. So geben 43 Prozent an, dass sie einem Einzelhändler gegenüber loyaler wären, wenn sie online einkaufen und das Produkt im Geschäft zurückgeben könnten. 27 Prozent sind loyaler bei Händlern, die es ihnen ermöglichen, im Geschäft einzukaufen und den Einkauf online zu beenden oder umgekehrt.
Dazu passt, dass für die in der Studie befragten Konsumenten auch die vom Händler angebotenen Zahlungsarten und Technologien entscheidend sind. Wenn es um das Shoppingerlebnis geht, gibt fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) in Deutschland an, dass sie einen Kauf abbrechen würden, wenn sie nicht mit ihrer bevorzugten Zahlungsmethode bezahlen können. Jeder fünfte Deutsche (21 Prozent) ist sogar der Meinung, dass die Gesellschaft komplett auf Bargeld verzichten sollte. Auch die Zahlungstechnologie spielt bei Verbrauchern eine entscheidende Rolle. Deutsche Verbraucher nutzten dabei im vergangenen Jahr am häufigsten Selbstbedienungskassen - hier lag der Anteil bei 35 Prozent. "Buy Now, Pay Later"-Lösungen (26 Prozent) sowie digitale Wallets wie PayPal oder Apple Pay (20 Prozent) und QR-Codes (16 Prozent) waren ebenfalls sehr beliebt. Die Bezahlmethode "Tap to Pay" nutzen knapp sechs Prozent der Verbraucher.
Social Media gewinnt an Bedeutung im Commerce
Trendthemen wie die Shopping-App Temu oder das in den USA bereits verfügbare Tiktok Shop zeigen ebenfalls bereits Wirkung: Laut der Studie nutzen Verbraucher häufiger immer soziale Medien für ihre Online-Einkäufe. 35 Prozent der Befragten haben in den letzten zwölf Monaten Social-Media-Plattformen genutzt, um Produkte oder Dienstleistungen zu kaufen. Dabei verwendeten die Nutzer Social Media durchschnittlich etwas mehr als dreimal im Monat für Einkäufe, wobei sie umgerechnet je Einkauf im Schnitt etwa 168 Euro ausgaben. Vor allem die Generation Z kauft über Social-Media-Plattformen ein (65 Prozent) - 14 Prozent davon haben dies in den vergangenen 12 Monaten zum ersten Mal gemacht. Doch dieser E-Commerce-Trend zeichnet sich auch bei anderen Generationen ab: So lag der Anteil der Erstnutzer bei den Millennials bei elf Prozent, gefolgt von der Generation X (acht Prozent) sowie der Babyboomer Generation (fünf Prozent).
Die Ergebnisse der Studie lassen sich so interpretieren, dass die Konsumenten zwar weiterhin digital-affin bleiben, sich aber mehr wünschen als platte Standard-Onlineshops. Das sieht auch Hella Fuhrmann, Country Managerin DACH bei Adyen, so: "Wir sehen, dass die Erwartungen der Kunden an den Einzelhandel steigen. Das bezieht sich sowohl auf die Zahlungserlebnisse im Geschäft als auch auf den Online-Handel. Viele Verbraucher wünschen sich kanalübergreifende Geschäftsmodelle - die Verknüpfung von Online- und Offline-Kanälen ist daher so wichtig wie nie zuvor", so die Deutschland-Chefin des Fintechs.