Viele WLAN-Hardware-Anbieter setzen mittlerweile auf Wi-Fi 6, ein Teil sogar schon auf Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7. Wir geben einen Überblick über aktuell verfügbare Produkte.
In den vergangenen Monaten sind viele Netzwerkhersteller auf den Wi-Fi-6-Zug aufgesprungen. Ein Teil ist sogar schon in der Lage, auch Produkte für Wi-Fi 6E anzubieten. Wir haben daher einen Überblick zusammengestellt, der zeigt, welche Hersteller bereits schnelle WLAN-Produkte in ihr Portfolio aufgenommen haben.
Hintergrund: Wi-Fi 6 und Wi-Fi 6E
Mit dem Vorgänger Wi-Fi 5 hat das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) endlich Schluss mit kryptischen Kürzeln wie "ac" oder "n" gemacht. Ganz verschwunden sind sie aber noch nicht. Auch der Nachfolger Wi-Fi 6 trägt alternativ die Bezeichnung IEEE 802.11ax.
"Der Umstieg auf Wi-Fi 6 lohnt sich immer", betont Guido Stempel, Head of Channel Germany beim Netzwerkhersteller Zyxel, da Anwender so für mehr Stabilität bei ihren WLAN-Verbindungen sorgen können. Über Fast Roaming werde zudem der Anmeldevorgang beim Wechsel zwischen Access-Points beschleunigt und gleichzeitig Störungen im Datenverkehr minimiert.
Wi-Fi 6 nutzt sowohl das 2,4- als auch das 5-GHz-Band und ist unter anderem deswegen erheblich schneller als Wi-Fi 5. Bei vier Streams kann ein Wi-Fi-6-fähiger Router im Prinzip fast eine Geschwindigkeit von bis 6 GBit/s erreichen. 1,2 GBit/s stammen dabei aus dem 2,4-GHz-Bereich und 4,8 GBit/s aus dem 5-GHz-Bereich. Der Netzwerkhersteller Asus hat nach eigenen Angaben sogar eine Gesamtgeschwindigkeit von 10 GBit/s über Wi-Fi 6 erreicht - allerdings nur unter Laborbedingungen.
Die Technik ist aber nicht nur schneller als die Vorgänger. Sie verwaltet die übertragenen Daten auch besser. Dank etwa der räumlichen Frequenzwiederverwendung "Spatial Reuse" lässt sich der Datendurchsatz durch die gleichzeitige Übertragung in überlappenden Netzwerken erhöhen. Zudem kann die Technik Interferenzen in Umgebungen mit hoher Dichte reduzieren. Weitere Verbesserungen sind längere Guard-Intervalle, die den Einsatz im Freien optimieren.
Darüber hinaus wurde mit Wi-Fi 6 ein neuer Energiesparmechanismus eingeführt. Per Target Wake Time (TWT) kann ein Wi-Fi-6-AP (Access Point) die mit ihm verbundenen Stationen besser steuern, so dass sie weniger Energie verbrauchen.
2021 hat die Bundesnetzagentur zudem die WLAN-Nutzung im 6GHz-Bereich in Deutschland für die Erweiterung Wi-Fi 6E (das "E" steht für "Extended") freigegeben. Damit hat die Behörde das hierzulande für WLAN verfügbare Funkspektrum nahezu verdoppelt. Positiv ist auch, dass diesmal ein zusammenhängender Block hinzugekommen ist und kein fragmentierter Bereich wie bisher. Die 2,4- und 5-GHz-Bereiche bleiben außerdem verfügbar. Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von Lancom Systems, bezeichnete die Einführung von Wi-Fi 6E daher bereits als "Meilenstein für die WLAN-Industrie".
Wi-Fi 7 und Wi-Fi 8 stehen auch schon in den Startlöchern
Das ist aber noch nicht alles. Bereits Ende 2023 sollen nach Aussage von Heitor Faroni, Director Business Development im Geschäftsbereich Netzwerke bei Alcatel-Lucent Enterprise (ALE), erste Wi-Fi-7-Lösungen verfügbar sein. Der neue Standard werde noch einmal schneller als Wi-Fi 6 sein und ein breiteres Kanalband haben. "Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal wird der Multi-Link-Betrieb (MLO) sein", erläutert Faroni. Damit könnten erstmals Daten über mehrere Funkschnittstellen und Bänder gleichzeitig gesendet und empfangen werden. "Dank des höheren Durchsatzes und der höheren Effizienz sowie der geringeren Latenzzeit werden vor allem Echtzeitanwendungen wie 8K-Video von Wi-Fi 7 profitieren", so Faroni.
Wi-Fi 7 wird nach Aussage von Kazi Huq, Senior Technical Staff - IEEE Standards Expert beim Patentvermarkter Ofinno, vermutlich von der Wi-Fi Alliance und der IEEE als 802.11be bezeichnet werden. Auch der Nachfolger Wi-Fi 8 ist bereits in Arbeit. "Obwohl Wi-Fi 7 auf anspruchsvolle Anforderungen ausgelegt ist, werden viele noch ungelöste technische Herausforderungen erst mit Next-Gen Wi-Fi 8 behandelt werden", erläutert Huq.
Der Halbleiterhersteller Qualcomm hat sein Engagement im Bereich Wi-Fi 7 ebenfalls erweitert. So kündigte das Unternehmen im Herbst 2023 eine 10 Gigabit schnelle Software-basierte Fiber-Gateway-Plattform für Service-Provider an. Sie soll die Kunden von Internet- und Mobilfunkanbietern mit schnellen Funknetzen versorgen. Zunächst in den USA will das Unternehmen auch einen Wi-Fi-7-fähigen Router auf den Markt bringen. Er wird über den Provider Charter Communications vermarktet.
Auch Zyxel hat schon den ersten Wi-Fi-7-kompatiblen AP auf den Markt gebracht. Nach Aussage des deutschen Channel-Leiters Guido Stempel bringt der neue WBE660S vor allem für Umgebungen mit hoher Nutzerdichte oder vielen WLAN-Netzwerken Vorteile. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 22 GBit/s sei er bis zu fünfmal schneller als frühere Wi-Fi-6/6E-Access-Points.
Anbieter von Wi-Fi-6-fähiger Hardware
Wi-Fi-6-fähige Produkte gibt es bereits von nahezu jedem WLAN-Anbieter. Wir haben eine Auswahl in alphabetischer Reihenfolge zusammengestellt. Die Auswahl deckt aber nicht das gesamte Portfolio der Hersteller ab, sondern soll nur einen ersten Einblick samt Links zu weiterführenden Informationen geben.
Allied Telesis
Mit dem TQ6702 GEN2 hat Allied Telesis einen Wi-Fi-6-fähigen Access Point (AP) auf den Markt gebracht, der eine Rohkapazität von bis zu 4,8 GBit/s erreicht. Der TQ6702 GEN2 gehört zur neuen TQ6000-GEN2-Serie, die auch den etwas schwächer ausgestatteten TQ6602 GEN2 umfasst.
Asus
Der taiwanesische Tech-Hersteller Asus hat eine breite Palette an Wi-Fi-6-fähigen Geräten im Portfolio. Das Angebot reicht von WLAN-Routern, über Wi-Fi-6-taugliche Steckkarten und USB-Adapter bis hin zu kompletten Mesh-Systemen und Range Extendern für eine erhöhte Reichweite.
AVM
Die Fritzbox 4060 von AVM ist Triband-fähig. Außerdem unterstützt der WLAN-Router den Telefonie-Standard DECT, kann also auch zum direkten Anschluss von VoIP-Telefonen verwendet werden. Auch optisch unterscheidet sich das Gehäuse der 4060 von bisherigen Fritzbox-Modellen. Die Box steht aufrecht und ist in weiß gehalten.
AVM hat mit dem Fritz Repeater 1200 AX einen besonders kompakten Repeater vorgestellt, der Wi-Fi 6 und WLAN Mesh unterstützt. Er eignet sich überall dort für einen Einsatz, wo wenig Platz ist und der Repeater möglichst wenig benachbarte Steckdosen verdecken soll.
D-Link
Vergangenen Herbst hat auch D-Link mehrere APs vorgestellt, die Wi-Fi-6-fähig sind. Für Umgebungen mit einer hohen Gerätedichte ist zum Beispiel der DWL-X8630AP konzipiert, der Datenraten von bis zu 3,6 Gbit/s bietet. MU-MIMO und Dualband-Technologie beim DBA-X2830P, DBA-X1230P, DAP-X2850 und beim DAP-X2810 sollen für eine optimierte Nutzung aller verfügbaren Datenströme und einen hohen Datendurchsatz sorgen.
Der im Herbst 2022 von D-Link vorgestellte G415-Router unterstützt nicht nur Wi-Fi 6, sondern auch 4G/LTE-Verbindungen, die dadurch als Backup-Leitungen genutzt werden können. Dafür ist er mit einem Steckplatz für 4G/LTE-SIM-Karten ausgestattet. Im lokalen Netz funkt der G415 mit bis zu 1.500 MBit/s. 300 MBit/s stammen aus dem 2,4-GHz-Band, die restlichen 1.200 MBit/s aus dem 5-GHz-Band. Über Mobilfunk erreicht der Router nach Angaben des Herstellers maximal 150 MBit/s.
Im Frühjahr 2023 hat D-Link die Aquila-Pro-AI-Serie vorgestellt. Die neue Serie besteht aus den Modellen MS78, MS60, MS30, M60, M30 sowie E30. Der MS78 AX7800 unterstützt als einziger Wi-Fi 6E, die anderen Wi-Fi 6. Der MS78 sowie der MS60 AX6000 und der MS30 AX3000 sind mit dem Smart-Home-Standard Matter kompatibel. Auf Gaming ausgelegt sind die Router M60 AX6000 sowie M30 AX3000. Dazu kommt noch der Wi-Fi-6-Range-Extender E30 AX3000.
Devolo
Der Aachener Netzwerkhersteller Devolo hat im Herbst 2022 die beiden Mesh-Repeater WiFi 6 Repeater 3000 und WiFi 6 Repeater 5400 vorgestellt. Sie erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 3.000 beziehungsweise bis zu 5.400 MBit/s. Dazu kommen ein 1 GBit/s schneller Ethernet-Port (beim 5400er-Modell sind es zwei Ports) sowie intelligente Mesh-Funktionen wie Access-Point- und Client-Steering.
HP Arbua
Ab Oktober 2023 bietet HP Aruba einen Wi-Fi-6-fähigen Access Point an, der auf die Bedürfnisse kleiner bis mittelständische Unternehmen (KMU) ausgelegt ist. Er gehört zum "Instant On"-Portfolio des Herstellers und lässt sich sich über eine mobile App einrichten und verwalten. Der Aruba Instant On AP22D unterstützt 2x2 MIMO und ist mit einem 2,5 Gigabit schnellen und PoE-fähigen (Power over Ethernet) Ethernet-Uplink ausgestattet.
Lancom Systems
Der deutsche Netzwerkhersteller Lancom Systems hat mit dem OW-602 eine robusten Outdoor-AP vorgestellt, der die Anforderungen von IP67 (Temperaturbereich von -30°C bis +65°C) erfüllt. Gesteuert werden kann er über die Lancom Management Cloud, einen WLAN-Controller oder über die integrierte Web-Oberfläche.
Seit Herbst 2022 bietet Lancom auch die neue OX-6400-Serie an. Sie besteht derzeit aus zwei Modellen. Der OX-6400 ist mit einer internen Dualband-Sektorantenne ausgestattet, während der OX-6402 mit externen Antennen bestückt werden kann. Vier beim OX-6402 mitgelieferte Dualband-Rundstrahl-Antennen ermöglichen eine weitläufige WLAN-Ausleuchtung. Optional sind auch Sektorantennen erhältlich, die für eine gezielte Abdeckung von bestimmten Bereichen sorgen.
Im Frühjahr 2023 hat Lancom die neue Router-Serie 1800 vorgestellt. Eines der präsentierten Modelle ist der Router 1800EFW. Er unterstützt Dual-Band-Funknetze. In der Spitze erreicht er laut Hersteller im 5-GHz-Bereich bis zu 1.200 MBit/s und im 2,4-GHz-Band bis zu 575 MBit/s, zusammen also knapp 1.800 MBit/s.
Netgear
Der bereits Ende 2020 erschienene WAX204 von Netgear verspricht ein einfach einzurichtendes und zu verwaltendes Business-WLAN für das Home-Office sowie für kleinere Unternehmen. Die maximale Bandbreite beträgt bis zu 1,8 GBit/s.
Auch Zyxel kann nun mit dem ersten Wi-Fi-7-AP punkten. Der WBE660S erreicht im WLAN in der Spitze Geschwindigkeiten von bis zu 22 GBit/s. Er sei daher "ein echter Game-Changer für alle, die WLAN-Staus an den schwierigsten Orten lösen wollen", so Kell Lin, Senior Associate Vice President der Zyxel Networking Strategic Business Unit. Der WBE660S basiert auf der Networking-Pro-1220-Wi-Fi-7-Plattform von Qualcomm. Ausgestattet ist er mit 4x4-Smart-Antennen, die die WLAN-Leistung durch intelligente dynamische Antennenmuster optimieren sollen.