Die EU will die Tage des Nokia 3310 zurückkehren lassen, mit einer Richtlinie, die Smartphones austauschbare Batterien vorschreibt. Apple hält das für keine schlaue Idee.
Der europäische Green Deal will die EU bis 2050 klimaneutral werden lassen. Dazu sind viele Schritte und Änderungen notwendig, einer davon ist die Gesetzgebung zum "Recht auf Reparatur". Die Richtlinie wird folgende Auflagen für die Hersteller vorsehen:
Reparaturen sollten für Verbraucher attraktiver gemacht werden, zum Beispiel durch Prämien für die Reparatur eines defekten Geräts oder den Erhalt eines Ersatzgeräts für die Dauer der Reparatur
Hersteller sollten verpflichtet werden, kostenlosen Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen zu gewähren und Software-Updates für einen Mindestzeitraum zu garantieren
Geräte sollten haltbarer und leichter zu reparieren sein sowie abnehmbare und austauschbare Teile enthalten
Verbraucher sollten mehr und bessere Informationen über die Reparaturfähigkeit von Geräten erhalten
Garantiezeiträume sollten verlängert werden
Vor allem gegen abnehmbare und austauschbare Teile wie die Akkus hält Apple dagegen. In einem Videointerview mit dem Youtuber Killian Valentin von iKnowReview auf seinem Zweitkanal Orbit haben Apples Hardwarechef John Ternus und Umwelt-Vorstand Lisa Jackson erklärt, wie sich Apple um Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit bemüht.
Haltbar im Konflikt mit reparabel
Einige interessanten Aussagen trifft John Ternus zu austauschbaren Akkus in iPhones: Apple unterscheide demnach zwischen der Reparierbarkeit und der Haltbarkeit. Diese zwei Eigenschaften stehen in manchen Fällen in Konflikt: Verändert man einige Komponenten in Richtung leichtere Reparierbarkeit, erhöht dies mögliche "Angriffspunkte", die die Haltbarkeit der Komponenten beeinträchtigen. Laut Ternus beobachtet Apple ganz genau, welche Bestandteile in beispielsweise einem iPhone lieber leichter repariert werden müssen und welche so gestaltet werden, dass sie niemals repariert werden müssen.
Dazu sind die iPhones seit dem iPhone 7 immer wasserresistenter geworden, es gibt mittlerweile viele Geschichten über aus dem Wasser gerettete iPhones, die funktionsfähig blieben. Laut Ternus gibt es im Inneren eines iPhones hoch entwickelte Abdichtungen und Klebstoffe, um die Elektronik vor Wasser zu schützen. Das macht es aber jedoch deutlich schwieriger, das Gerät zu öffnen.
Akkutausch nicht allzu teuer, aber …
Man muss Apple zugutehalten, dass sie nach dem berüchtigten Battery-Gate Ende 2017 die Preise zunächst auf ein symbolisches Niveau von 29 Euro reduziert haben. Danach kostete ein Ersatz-Akku bei einem Touch-ID-Gerät 55 Euro, noch vor 2018 musste man dafür bis zu 89 Euro zahlen.
Mittlerweile hat der Hersteller die Preise für die Dienstleistung wieder angehoben: 99 Euro zahlt man für eine neue Batterie in einem Face-ID-Gerät, beim iPhone 14 Pro Max gar 129 Euro. Face-ID-Geräte sind komplizierter aufgebaut wie noch ein iPhone SE, die niedrigere Preise für den neuen Akku würden aber mehr Nutzer und Nutzerinnen dazu anhalten, mal lieber eine neue Batterie einbauen zu lassen als ein neues iPhone zu kaufen.
Verlässt man aber die Bereiche "Gesetzliche Garantie" und "Akkus" bei Apple, sind die aufgerufenen Preise für Reparatur jenseits von Gut und Böse: Für unsere Apple Watch Series 6 mit teils nicht responsiven Display verlangte Apple 311 Euro an Reparaturgebühren. Wir haben die Watch im September 2020 für 418 Euro gekauft. Will man die Uhr bei Apples Partner Likewize in Zahlung geben, erhält man für eine perfekt funktionierende Uhr 110 Euro, bei Display-Schäden bekommt man gerade mal 20 Euro.