Weil Mittelklasse-Smartphones immer besser werden, stellt sich die Frage, ob sich ein teures Flaggschiff für über 1.000 Euro überhaupt noch lohnt.
Wer sich die aktuelle Top-Riege des Smartphones-Markts ansieht (etwa iPhone 14 Pro oder Galaxy S22 Ultra) und mit den Vorgängern vergleicht, der wird schnell feststellen, dass sich die Generationen kaum voneinander unterscheiden. Dahingegen wird die Mittelklasse immer stärker.
120 Hertz, Triple- und Quad-Kameras mit hoher Auflösung und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und große Akkus für lange Laufzeiten sind keine Seltenheit mehr. Auch große Software-Updates erhalten die Geräte mittlerweile oft genauso so lange wir ihre doppelt oder gar dreifach so teuren Flaggschiff-Geschwister.
Nehmen wir zum Beispiel das Galaxy A53 5G und vergleichen es mit dem aktuellen Top-Modell Galaxy S22 Ultra 5G, dessen unverbindliche Preisempfehlung fast drei Mal so hoch ist wie die des Mittelklasse-Modells. Klar, dafür bietet es auch Besonderheiten wie die 108-Megapixel-Kamera und die Unterstützung des S-Pen. Aber müssen Sie wirklich diesen hohen Aufpreis hinblättern, um ein (sehr) gutes Smartphone zu bekommen?
Das Galaxy A53 5G hat ein großes OLED-Display mit 120 Hertz, mit 5G sind Sie für die Zukunft gerüstet, die Kamera macht sehr gute Fotos, auch wenn sie insgesamt etwas weniger Möglichkeiten bietet als das Kamera-Setup im S22 Ultra. Die Performance ist deutlich geringer als im Top-Modell, für Normalanwender und alltägliche Aufgaben ist die Leistung völlig ausreichend. Den Unterschied merken Sie eher bei grafikintensiven und sehr anspruchsvollen Spielen und Anwendungen. In der Praxis ruckelt nichts - es ist mit Mittelklasse-Geräten nicht mehr so, wie es früher einmal war und die Handys nach ein paar installierten Apps kaum noch nutzbar waren.
Viele Flaggschiffe bieten mittlerweile nicht mehr die Möglichkeit, den Speicher zu erweitern. Für mehr Platz müssen Sie entweder den Aufpreis für das nächstgrößere Modell bezahlen, oder Sie weichen auf die Cloud aus. Beim Galaxy A53 beispielsweise reicht es, die "kleine" Variante mit 128 GB zu kaufen, denn hier können Sie eine Micro-SD-Karte einsetzen und den Speicher günstig aufstocken.
Und selbst riesige Akkus verbauen Hersteller in ihre Modelle, die mindestens genauso lange durchhalten wie die Batterien in den Top-Modellen. Die Aufladegeschwindigkeit unterscheidet sich allerdings. Ein A53 laden Sie beispielsweise mit maximal 25 Watt, ein S22 Ultra mit 45 Watt. Und selbst das ist im Vergleich mit anderen Herstellern wie OnePlus noch immer langsam. Denn das OenPlus 10T zum Beispiel lädt mit 150 Watt auf.
So viel geben Deutsche im Schnitt für ein Handy aus
Während Nutzer in Deutschland vor 10 Jahren noch 370 Euro ausgaben für ein Smartphone, waren es 2021 im Durchschnitt 555 Euro. Zwar geben Nutzer jedes Jahr mehr Geld für ihr Handy aus, allerdings sind auch die Smartphone-Preise insgesamt gestiegen. Ein Samsung Galaxy S3 kostete 2012 noch 699 Euro UVP. 10 Jahre später startet das Galaxy S22 Ultra bei 1.249 Euro UVP.
Die heutige Mittelklasse bewegt sich im Preisrahmen von etwa 300 bis 600 Euro. Bedeutet: Im Schnitt zahlen Nutzer über die Hälfte weniger für ihr neues Smartphone als für ein Ultra. Daraus folgt, dass Nutzer aus preislicher Sicht verständlicherweise die Mittelklasse bevorzugen. Doch wie eingangs beschrieben, bekommen Nutzer auch einiges für ihr Geld geboten.
Ohne Flaggschiffe keine Mittelklasse
Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: Werden Smartphone-Flaggschiffe egal? Die Antwort: Nein! Smartphone-Flaggschiffe sind der Grund, warum Mittelklasse-Handys heute überhaupt erst so gut sind. Denn die Technik, die Sie heute in einem iPhone 14 (Pro), Pixel 7 (Pro) oder einem Galaxy S22 (Ultra) sehen, finden Sie in 2 Jahren in den günstigeren Mittelklasse-Handys.
Auch wenn der Durchschnittspreis deutlich unter dem Preislevel der Top-Riege liegt, wird es weiterhin Flaggschiffe geben. Denn wer wirklich das Beste vom Besten sucht, mit neuesten Innovationen, der ist auch bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Auch wenn Mittelklasse-Geräte mittlerweile für den Normalgebrauch völlig ausreichend sind.