CO2, Nachhaltigkeit und Fußabdrücke sind seit Jahren in aller Munde. Dass es dabei vor allem um Pläne und Versprechen geht, ist weniger populär.
Manchmal kommen mir die Öko-Meldungen der Hersteller und Distributoren vor, wie die Werbung für Erdbeerjoghurt. So viele Erdbeeren gibt es auf der ganzen Welt nicht, wie man bräuchte. Inzwischen protzt jeder Handels- und Produktionsbetrieb mit Nachhaltigkeit auf seiner Webseite. Ob es sich dabei um angekaufte Zertifikate handelt, tatsächliche Maßnahmen zur Reduzierung von Umweltgiften oder die Verwendung recycelter Materialien, bleibt leider oft im Dunkeln.
Wenn man kurz überschlägt, wieviel abgefischtes Meeresplastik derzeit in Notebooks, Mäusen, Monitoren und sonstigen Kunststoffgehäusen verarbeitet wird, müssten die Meere schon fast blitzblank gereinigt sein. Vor allem Konzerne, die gerne auf das für deutsche Unternehmen verpflichtende Impressum verzichten, da ihr Hauptsitz im Ausland ist, versprechen oft Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, die einen ungläubig staunen lässt, wo all die gepflanzten Bäume wohl stehen mögen. Womit ich wieder bei den Erdbeeren wäre.
Mehr Schatten als Licht
Dass das Internet per se ein Energiefresser ist und Streaming der Albtraum eines jeden FFF-Aktivisten sein müsste, hat sich schon herumgesprochen. Doch kaum jemand möchte auf Smartphone, 5G und schnelles Internet verzichten, ebenso wenig auf Flugzeuge, Autos oder Kreuzfahrten. Während sich die Industrie mit Zertifikaten aus "Irgendwoher" freikaufen kann und die international agierenden Konzerne weiterhin Kunststoffe im Übermaß produzieren, bleiben für Konsumenten Strafsteuern auf Energie für ökologische Illusionen - wie beim Erdbeerjoghurt.
Aber auch die weltweite Politik bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, vielleicht nicht ganz freiwillig. Nachdem USA und Kanada das Kyoto-Protokoll ignorierten, wurden mit dem Pariser Abkommen die verbindlichen Ziele von Kyoto in Absichtserklärungen "im Rahmen der nationalen Möglichkeiten" verwandelt. Es bleibt also weiterhin den Unternehmen, der Lieferkette und vor allem der Kundschaft überlassen, ob und wie real Nachhaltigkeit funktioniert. Dafür braucht es Transparenz und die Umgestaltung der momentanen weltwirtschaftlichen Struktur.
Während die Menschen schon seit Jahrzehnten die Gefahren der Globalisierung kennen, hat die Industrie bisher nur ihren Vorteil daraus gezogen. Eine wirkliche Veränderung braucht kontrollierbare Regeln und den Druck durch die Verbraucher.