Apples Schritt in eine neue Produktkategorie steht wohl unmittelbar bevor. Mit schnellen Erfolgen ist nicht zu rechnen.
In der jüngsten Ausgabe seines Newsletters "Power On" nimmt Bloomberg-Redakteur Mark Gurman die Leser mit in das Steve Jobs Theater im Apple Park: Dort sollen die Top-100-Manager des Unternehmens kürzlich einen ersten Blick auf das Reality Pro oder Reality One genannte Headset für erweiterte und virtuelle Realität bekommen haben.
Eine derartige Generalprobe vor der öffentlichen Vorstellung sei bei Apple üblich, im Kreis der Top 100 würden letzte Fragen geklärt. Über Fortschritte bei der Entwicklung hätten die zuständigen Ingenieure schon öfter aufgeklärt, diese Hochglanzpräsentation sei etwas anderes gewesen und deute auf eine baldige Veröffentlichung hin.
Für Apple sei aber nach wie vor zu klären, wie man potenzielle Käufer vom Nutzen der Reality Pro überzeugen könnte, "das Gerät wird zu einem Preis von etwa 3.000 Dollar auf den Markt kommen, keine eindeutige Killer-App haben, einen externen Akku benötigen, der alle paar Stunden ausgetauscht werden muss, und ein Design bieten, das einige Tester als unangenehm empfunden haben. Außerdem wird es wahrscheinlich mit begrenzten Medieninhalten auf den Markt kommen", schreibt Gurman beinahe verzweifelt.
Vorbild Apple Watch
Doch bestehe Hoffnung, dass sich im Lauf der Zeit die Reality Pro den Realitäten des Marktes und der Wünsche seiner Kunden anpassen werde. Apple gebe mit der Apple Watch selbst ein Beispiel. Die sei in ihrer ersten Version auch mit einem eher schwachen Prozessor und einem mittelmäßigen Display erschienen und noch ein wenig klobig gewesen, folgende Versionen bekamen nicht nur bessere Chips, sondern auch zusätzliche Sensoren zur EKG-Messung oder der des Blutsauerstoffs, dazu auch LTE für weitgehende Nutzung ohne iPhone. Mit der Zeit mauserte sich die Apple Watch zu einem unerlässlichen Fitness- und Gesundheitsgadget, das ihre Träger und Trägerinnen auch laufend mit Benachrichtigungen und damit aktuellen Informationen am Handgelenk versorgte - das Publikum liebt die Apple Watch. Diese verkaufte sich anfangs auch nur mäßig und man darf davon ausgehen, dass sich die Luxusvariante in Gold gar nicht verkaufte.
Apple werde mit der Reality Pro ähnliche Geduld aufweisen müssen, das neue Produkt wird sich womöglich erst in Jahren als Knüller erweisen. Zunächst hänge auch Apple die Latte recht niedrig, eine Million Geräte wolle man verkaufen. Mit der öffentlichen Vorstellung ist zur WWDC zu rechnen, die Apple alljährlich Anfang Juni abhält.
Skepsis auch bei Apple
Gegenüber der New York Times haben indes acht namentlich nicht genannte ehemalige und aktuelle Angestellte, die sich mit der kommenden Reality Pro befassten und befassen, ihre Zweifel ausgedrückt. Das Gerät such nach einem Problem, das es lösen könnte, habe aber keinen unmittelbaren Nutzen. Selbst leitende Angestellte wüssten nicht, ob sich das Gerät verkaufe, im Lauf der Entwicklung habe es einige Entlassungen gegeben, weil Arbeitsgruppen mit bestimmten Problemen nicht vorangekommen seien, etwa mit Siri.