Der Chatbot ChatGPT stellt mit seinem kometenhaften Aufstieg den Tech-Markt auf den Kopf. Wie Google versucht, dagegenzuhalten und worauf wir uns in Zukunft einstellen können.
Seit das Unternehmen OpenAI Ende November seinen Chatbot ChatGPT veröffentlicht hat, überschlagen sich im Silicon Valley die Ereignisse. Microsoft investiert Milliarden in das Unternehmen und integriert es in seine Produkte. Google kündigt daraufhin seine eigene Chat-KI an - und erntet dafür Kritik von Anlegern und der eigenen Belegschaft. Wie das Rennen um die beste KI derzeit Bewegung in den Markt bringt und welche Folgen die Entwicklung in der Zukunft haben könnte.
Keine andere Seite im Netz hat es in vergleichbar kurzer Zeit auf 100 Millionen Aufrufe geschafft. Das Interesse an ChatGPT ist enorm und führt zu nicht weniger als der Vorherrschaft auf dem Markt der Suchanfragen. Google hatte hier die letzten Jahrzehnte die Nase vorn, so sehr, dass "googeln" international zu einem gängigen Verb wurde. Doch diese Vorherrschaft scheint zu bröckeln, zumindest potenziell. Microsoft hat bereits mehrere Milliarden Dollar in ChatGPT investiert und plant nun, den Chatbot in Produkte wie Bing, Edge und Microsoft 365 einzubinden. Microsofts Plan: Userinnen und Usern einen KI-Copilot an die Seite zu stellen, mit dem man sich unterhalten und über erlangte Informationen austauschen kann.
Warum Googles Chatbot Kritik erntet
Google scheint dadurch seine Position als Nummer-eins-Option für Informationen im Internet gefährdet zu sehen und hat Hals über Kopf nur einen Tag nach Microsofts Präsentation seine eigene Chat-KI namens Bard vorgestellt. Wer jedoch gedacht hatte, Google würde umgehend die Verhältnisse geraderücken, sah sich getäuscht. Google präsentierte kein fertiges Produkt, sondern kündigte seinen Chatbot Bard als das an, was Microsoft sich bereits für ChatGPT überlegt hatte: Eine in Chrome, ChromeOS und die Google-Suche integrierte Künstliche Intelligenz, die Suchanfragen im Netz unterstützt und eigenständig Recherche betreibt, um treffende Antworten zu finden und diese verständlich zu erklären.
Weil Google allerdings nur eine offene Betaphase angekündigt und Bard sich in der Präsentation einen inhaltlichen Fehler geleistet hat, reagierten Märkte und Anleger umgehend und straften Google mit einem Kurseinbruch von bis zu zehn Prozent ab. Auch Google-Mitarbeitern stieß die überhastete Präsentation übereinstimmenden Medienberichten zufolge sauer auf. Google-Verantwortliche wiederum betonen die Wichtigkeit einer ethischen KI und dass man Wert darauf lege, Bard "auf eine verantwortungsvolle Art und Weise" zu veröffentlichen.
Was bringt die Zukunft?
Die Spekulationen darüber, welchen Einfluss Chatbots wie ChatGPT und Bard auf die Zukunft haben, sind aktuell so vielfältig wie nie zuvor. Experten warnen davor, dass sich ChatGPT hervorragend dazu nutzen lässt, Schadsoftware zu programmieren. Denn: Den Code für ein Ransom- oder Malware-Programm kann die KI ebenso selbst schreiben und ihren Anwendern zur Verfügung stellen wie die Anleitung zu Atombomben. Auch die Fähigkeit der Bots, täuschend echt menschlich zu wirken, sei vor dem Hintergrund von Phishing-Attacken bedenklich.
Damit ungewollte Folgen des KI-Einsatzes keine Menschenrechte unterwandern, fordert etwa die Organisation "Algorithmwatch", die generelle Prüfung von algorithmischen Systemen, "wenn Demokratie, Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit geschützt werden sollen". Die Europäische Union erarbeitet derzeit deshalb auch den Artifical Intelligence Act, der noch dieses Jahr verabschiedet werden und die Regulierung Künstlicher Intelligenz beinhalten soll.
Weil die Chatbots derzeit noch anfällig für Fehler sind, warnen prominente Beobachter wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak (72) oder die Tech-Milliardäre Mark Cuban (64) und Elon Musk (51) auch davor, dass über das Internet verbreitete Falschinformationen zu einem noch größeren Problem werden als bisher. "ChatGPT ist beeindruckend, aber es kann auch schrecklich Fehler machen", mahnt etwa Wozniak beim US-TV-Sender CNBC. Derzeit hält das jedoch kaum einen Akteur davon ab, die KI in ihre Software zu integrieren. So kündigte jüngst auch Opera an, ChatGPT in seinem Browser zu integrieren. Dieser Trend dürfte sich ebenso fortsetzen wie die Lernfähigkeit der Chatbots.