Nachhilfe-Angebote im Internet haben sich in den vergangenen Jahren etabliert. Aber in welchen Fächern suchen Schüler häufig Unterstützung? Und warum?
Schülerinnen und Schüler können heutzutage Online-Nachhilfe in den meisten Unterrichtsfächern in Anspruch nehmen, egal ob es an Textverständnis fehlt, die binomischen Formeln nicht sitzen oder das Ohmsche Gesetz Rätsel aufgibt. Doch in welchen Fächern haben Kinder und Jugendliche besonders häufig Probleme?
Wie war das nochmal mit dem Dreisatz?
Wie viele Eltern wohl bereits vermuten, gibt es gerade in Mathematik einen hohen Bedarf. Wie eine Analyse der Studienkreis Online-Nachhilfe, bei der Daten aus den vergangenen vier Jahren ausgewertet wurden, kürzlich ergeben hat, entfallen dort rund 34 Prozent der gebuchten Unterrichtstunden auf Mathe. Der Anbieter gehört unter anderem neben der Schülerhilfe und cleverly zu den bekanntesten Nachhilfe-Angeboten im Netz.
Hinter Mathe folgen vor allem Sprachen: Englisch mit 18 Prozent, Deutsch mit elf Prozent und Französisch mit neun Prozent. Zusammen mit weiteren Fremdsprachen wie etwa Spanisch entfallen gut 50 Prozent aller Nachhilfestunden auf Sprachunterricht. Naturwissenschaften wie Chemie, Biologie und Physik kommen zusammen auf neun Prozent.
Warum ein so großer Teil an Stunden auf Mathematik und Sprachen entfällt, erklärt Tobias Lampe, operativer Leiter der Studienkreis Online-Nachhilfe, auf Nachfrage der Nachrichtenagentur spot on news. Es liege zum einen daran, "dass Mathematik und Deutsch zu den Kernfächern gehören, die durch alle Unterrichtsstufen gelehrt werden. Deshalb haben Eltern hier verständlicherweise ein besonderes Interesse, langfristig gute Leistungen und Verständnis für die Inhalte bei ihren Kindern zu ermöglichen. Und wo mehr Schülerinnen und Schüler ein Fach in der Schule haben (auch Fremdsprachen), da ist der Bedarf an Nachhilfe natürlich besonders hoch."
Es gebe aber auch weitere Gründe, warum Mathematik "das Fach mit dem mit Abstand größten Bedarf an Nachhilfe ist. Jeder Schüler und jede Schülerin besitzt ein ganz eigenes Lerntempo. In der Mathematik, wo ein Lerninhalt direkt auf dem nächsten aufbaut, kann man schnell mal den Anschluss verlieren. Die Verzweiflung und der Frust, der sich bei vielen Schülerinnen und Schülern durch dieses Nicht-Hinterherkommen anstaut, führt dann zu Demotivation und in den schlimmsten Fällen zu Resignation - dem typischen 'Ich kann's einfach nicht' (so ging es mir als Schüler übrigens auch)." Ein Nachhilfe-Angebot könne jedoch "bedarfsgerecht unter die Arme greifen".
Mehr als 3.000 Stunden pro Woche
Von Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 bis Januar 2021 habe sich laut der Auswertung des Unternehmens die Anzahl der organisierten Unterrichtsstunden verdoppelt. Besonders nach Schulstart und nach den Halbjahreszeugnissen gebe es deutliche Anstiege bei Buchungen. Und auch aktuell sei die Nachfrage weiterhin hoch. "Die tatsächlich im ersten Halbjahr 2022 absolvierten Unterrichtsstunden belaufen sich bei uns in einer Größenordnung von mehr als 3.000 Stunden pro Woche", erklärt Lampe. "Das ist ein spürbarer Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum."
Vor allem Gymnasiastinnen und Gymnasiasten (58 Prozent) nehmen das Online-Angebot wahr. 16 Prozent der Stunden entfallen auf Studenten sowie 15 Prozent auf Schülerinnen und Schüler an Gesamt- oder Realschulen. Für Hauptschülerinnen und -schüler werde quasi keine Online-Lernförderung gebucht. In Bezug auf einzelne Fächer gebe es zudem keinen deutlichen Unterschied zwischen Schülern und Schülerinnen. Nur in den Naturwissenschaften liege der weibliche Anteil bei rund zwei Dritteln.
Warum Online-Nachhilfe?
Ein Online-Angebot stehe der klassischen Nachhilfe vor Ort in nichts nach und es gehe auch nicht darum, welche Form der Nachhilfe besser oder schlechter sei, meint Lampe. Sowohl bei der Förderung über das Internet als auch an einem bestimmten Standort komme es auf "die persönliche Interaktion zwischen Tutorin und Tutor sowie Schülerin und Schüler und der bedarfsorientierten, individuellen Förderung" an.
Die Standortunabhängigkeit sei derweil ein "wesentlicher Vorteil der Online-Nachhilfe", da so beispielsweise längere Anfahrtswege entfielen. Dies sei gerade "in eher ländlichen Regionen relevant, wo das Angebot physischer Nachhilfe traditionell geringer ist". Nicht zuletzt biete Online-Nachhilfe "eine größere zeitliche Flexibilität". Eltern und ihre Kinder seien damit weder auf die Anfahrt noch auf bestimmte Öffnungszeiten angewiesen.
Zudem ermögliche die Online-Variante eine größere Auswahl an Tutoren und Tutorinnen, wodurch auch besser auf Wünsche der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden könne. Lampe führt aus: "Wenn es also beispielsweise keinen verfügbaren Sprachlehrer in dem Ort der Schülerin oder des Schülers gibt, bietet Online-Nachhilfe die Alternative, sich digital von zwei verschiedenen Standorten zusammenzufinden." Man habe beispielsweise auch Tutorinnen und Tutoren aus dem Ausland, was besonders im Sprachbereich spannend sei. "Wichtig ist lediglich, dass sie deutsche Muttersprachlerinnen und Muttersprachler sind oder deutsch auf Muttersprachlerniveau sprechen."
Nachhilfe mit dem Kind vereinbaren
"Nachhilfe ist und bleibt ein sensibles Thema in Familien", weiß auch Lampe. Eltern sollten Kinder daher "bei der Hand nehmen und mit ihnen Nachhilfe vereinbaren, nicht gegen sie. Ein positives Mindset ist essentiell für den Erfolg der Nachhilfe, unabhängig von der Form." Ein Argument für Online-Nachhilfe könne auch hier beispielsweise die Standortunabhängigkeit sein, denn entfalle die Anfahrt, bedeute dies entsprechend mehr Freizeit für das Kind.