Viele Nutzer schalten Ihr Smartphone über Nacht aus – um den Akku zu schonen oder sich vor Strahlen zu schützen. Doch was ist an den Gerüchten dran? Bringt das wirklich was und worauf ist dabei zu achten?
Für viele ist das Smartphone ein ständiger Begleiter. Schon der Gedanke an einen leeren Akku oder den Verlust des Handys löst oft Unbehagen aus. Bis zum Ende des Tages ist das Gerät stets greifbar – doch was passiert dann? Verharrt das iPhone aktiv auf dem Nachttisch oder wird es auch in eine wohlverdiente Ruhephase geschickt?
Keine Angst vor Strahlung
Der wohl häufigste Grund, der die Leute dazu bewegt, nachts ihr iPhone auszuschalten, ist die Angst vor Strahlenbelastung. Diese ist unbegründet, es gibt keine validen Studien oder Metastudien, die eine solche Gefahr belegen. Smartphones dürfen gewisse SAR-Werte nicht überschreiten: Aktuelle iPhones etwa führen aus 5 mm Entfernung zu Gewebe, das menschlichem nachgestellt ist, zu einer spezifischen Leistungsaufnahme von 1,2 Watt pro Kilogramm – weit unter den Grenzwerten, die Behörden als potenziell ungesund einstufen.
In der Nacht liegt das iPhone auch eher weiter als 5 mm entfernt und kommuniziert nicht dauerhaft mit dem nächsten Funkmast oder dem WLAN-Router im Haus. Störende Strahlung emittiert das iPhone allenfalls in Form von Licht, wenn mal wieder eine Benachrichtigung oder andere Push-Meldung den Bildschirm kurz aufleuchten lässt. Dem kann man aber abhelfen, indem man den Schlaf-Fokus einstellt (Einstellungen > Fokus) – dann kommen keine Störungen mehr durch. Das iPhone auf den Bildschirm legen, hilft aber auch schon ein wenig.
Handy ausschalten beim Laden? Gut gemeint, aber unnötig
Speziell bei Smartphones, in denen der Akku fest verbaut ist, sind Ladezyklen und ein schonendes Laden ein wichtiges Thema, um die Langlebigkeit zu garantieren. Schwankungen beim Konsum der gelieferten Amperestunden könnten den Akku belasten. Sobald ein iPhone mit einem Ladekabel verbunden ist, wird der Verbrauchsstrom allerdings vom Netzteil bezogen. Der Akku muss also nicht gleichzeitig Kapazitäten aufnehmen und abgeben.
Seit iOS 13 ist die Funktion "Optimiertes Laden" zudem in den Einstellungen standardmäßig aktiviert. Sie sorgt dafür, dass der Akku bei angeschlossenem Ladekabel zunächst nur zu 80 % geladen und der Prozess dann gestoppt wird. Eine KI lernt aus Ihren Gewohnheiten und antizipiert, wann die restlichen 20 % geladen werden müssen, damit das iPhone beim Aufstehen die volle Kapazität erreicht hat. Das schont den Akku und vermeidet eine dauerhafte Stromzufuhr. Bei welcher Leistungsfähigkeit der verbaute Akku ist, lässt sich übrigens komfortabel ablesen. Unter iOS finden sich unter "Einstellungen > Batterie > Batteriezustand" entsprechende Informationen.
Ins Reich der Mythen gehört auch die These, dass ein Neustart des Handys für bessere Performance sorgt. Anders als bei typischen Desktop-Systemen ist das Speichermanagement unter iOS hochoptimiert. Gestartete Apps, die nicht im Vordergrund laufen, werden automatisch ausgesetzt. Dabei wird der Zustand der App im Speicher abgelegt, darüber hinaus aber keine CPU-Ressourcen zugeteilt. Die App ruht und verweilt, bis sie wieder aktiviert wird. Sollte der Speicher des Geräts an seine Grenzen stoßen, schließt iOS-Apps vollautomatisch. Es gibt also keinen Grund, Apps zum Schonen von Ressourcen manuell zu schließen oder durch einen Neustart des Handys aktiv einzugreifen.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Tabs in Safari. Geöffnete, aber nicht mehr aktive Tabs werden von iOS bei Bedarf verworfen, sobald sie die Speicherkapazität überschreiten. Wird ein solches Tab reaktiviert, lädt Safari den entsprechenden Seiteninhalt neu. Auch hier muss man sich also lediglich zugunsten der Übersichtlichkeit Gedanken über das manuelle Schließen machen.
Entspannen und auf iOS vertrauen
Aus technischer Sicht spricht also nichts dafür, das Handy über Nacht auszuschalten. Dank optimiertem Laden und intelligentem Speichermanagement ist das iPhone darauf ausgelegt, im Dauerbetrieb zu sein. Weder Akku noch Performance profitieren davon, die smarten iOS-Mechanismen durch manuelle Interventionen auszuhebeln.
Eine Anleitung, wie Sie unterschiedliche iPhone-Modelle ausschalten, finden Sie direkt im dazugehörigen Support-Dokument von Apple.