Mit seinen neuen iPads und iPad OS 16 hat Apple die Karten neu gemischt: Ist ein iPad doch die bessere Wahl als das neue Macbook Air?
Die Wahl fällt nicht leicht: iPads werden immer besser und leistungsfähiger, aber auch das neue Macbook Air mit M2 (im Test) ist ein wirklich verlockendes Angebot. Soll es nun ein mitternachtsblaues Macbook werden oder doch ein neues iPad mit M1-Chip und Magic Keyboard? Schließlich machen iPad Pro und Air mit Stage Manager den Macbooks immer mehr Konkurrenz. Was auffällt: Apple ist für gute Beratung bekannt. Bei der Frage nach der „besten“ Plattform hält sich Cupertino zurück, offenbar will man keine der beiden Plattformen bevorzugen. Tim Cook würde es zwar freuen, wenn wir empfehlen, einfach beide zu kaufen – das finden wir aber einfach zu teuer. Bevor wir zu einem iPad oder Macbook raten, würden wir Ihnen lieber einige Fragen stellen.
Wenn Sie ein iPad bevorzugen...
Sie tendieren zum iPad? Dann können Sie vermutlich viele diese Fragen mit „Ja“ beantworten:
Arbeiten Sie viel mobil?
Ein Macbook kann man eigentlich nur im Sitzen produktiv nutzen. Anders ein iPad, das Sie notfalls einhändig und auch im Liegen, Stehen und beim Essen nutzen können oder mit dem Sie problemlos einen Artikel in der U-Bahn oder sogar im Bus lesen können. Für die mobile Nutzung ist das iPad einfach besser geeignet. Das liegt vor allem am iPadOS. Vor allem die Touch-Bedienung macht hier den größten Unterschied – und das iPad ähnelt bei der Bedienung wohl mehr einem Smartphone als einem Notebook.
Sind Sie Neueinsteiger und benutzen bisher nur ein Smartphone?
Auch für Computereinsteiger ist ein iPad keine schlechte Wahl. Nicht jeder nutzt seit Jahrzehnten PCs und Macs, das Konzept eines iPads ist einfach und übersichtlich. Gerade wenn man schon ein iPhone besitzt, ist die Benutzung eines iPads sehr vertraut, auch die Apps sind sehr ähnlich.
Werden Sie das Gerät vor allem zu Hause nutzen?
Auch als Firmenrechner ist ein iPad gut geeignet, ideal ist Apples Tablet aber nach unserer Meinung für den Privatanwender – der einfach ein Gerät für Aufgaben wie Surfen, Onlinebanking und Zoom benötigt. Für das private Surfen, Stöbern bei Youtube, Facebook und Netflix ist es dem Macbook nach unsere Meinung überlegen und dank guter Bildschirme und Lautsprecher ein toller Fernseher-Ersatz. Man kann damit auf dem Sofa bequem Surfen, Zeitungen und Magazine lesen ( etwa Macwelt auf Readly) und es mit ins Badezimmer nehmen. Auch soziale Medien und Chats sind damit gut nutzbar.
Wollen Sie komfortabel ihre iPhone-Fotos verwalten?
Profi-Bildbearbeiter werden für ihre Arbeit wohl ein Macbook vorziehen, für die Verwaltung privater Fotos ist das iPad aber völlig ausreichend. Besonders komfortabel klappt außerdem der Abgleich von Fotos und Videos zwischen iPhone und iPad, Fotos kann man per Adapter oder per Airplay am Fernsehen präsentieren. Per Zubehör kann man zudem Speicherkarten von Kameras anschließen und sogar RAW-Fotos bearbeiten. Allerdings sollten Sie dann ein Modell mit genügend Speicherplatz wählen.
Wollen Sie damit Zeitungen und Nachrichten lesen?
Nicht ohne Grund gibt es bei vielen Tageszeitungen ein Abo inklusive vergünstigten iPad: Tageszeitungen und Magazine kann man am iPad hervorragend lesen. Besonders das Lesen im Hochformat ist am iPad sehr komfortabel. Ein horizontal angeordneter Notebookbildschirm ist dagegen weniger ideal. Gerade für iPads gibt es außerdem gute Magazin-App, mit Readly eine Magazin- und Zeitungen-Flatrate (u.a. mit NZZ, Welt und Bild.)
Wollen Sie damit lange Artikel und PDF-Dokumente durcharbeiten?
Für langes Lesen und Recherchieren ist ein iPad erstklassig – nicht nur, wenn Sie Tageszeitungen, sondern auch um Fachartikel durchzuarbeiten. Nicht ohne Grund sieht man oft Politiker im Bundestag und in der EU mit einem iPad herumlaufen. Um Dutzende an Dokumente durchzuarbeiten, ist ein iPad komfortabler als ein Notebook, auch das Markieren per Pencil ist sehr bequem.
Arbeiten Sie zusätzlich an einem Hauptrechner?
Gerade wenn man beruflich an einem Desktop-Mac arbeitet, ist ein iPad eine gute Ergänzung – fast noch besser als ein Macbook. Sie erhalten nämlich mehr Flexibilität und können etwa das lange PDF des Kunden auf dem Sofa prüfen, oder fern vom Arbeitsplatz einige Recherchen durchführen.
Sie wollen weniger als 400 Euro ausgeben?
Dann bleibt nur das iPad 10,2 von Apple. Dieses gibt es aktuell im Angebot!
An Macbooks gäbe es dafür allenfalls ein Macbook Pro von 2017 – das wäre nämlich das günstigste Macbook, welches das kommende Ventura unterstützt.
Suchen Sie ein Gerät für das Studium?
Auf den ersten Blick scheint für das Studium ein „richtiges“ Macbook überlegen zu sein. Es ist für Texteingaben spezialisiert, man kann Spezialsoftware für das Studium nutzen und später darauf die Abschlussarbeit erstellen. Gerade für Studierende hat ein iPad aber viel zu bieten. So gibt es neben dem Pencil erstklassige Tastaturen für das iPad und bei einer Vorlesung sollte man sich laut einiger Pädagogen eigentlich auf die Vorlesung konzentrieren – und nicht auf das Abtippen der Vorlesung.
Mit einer iPad-App wie Notability kann man etwa gleichzeitig die Vorlesung aufnehmen und per Pencil Notizen machen. Auch für Recherchen ist ein iPad gut geeignet. Hier muss aber jeder Student seine eigene Lernmethode finden. Einen ausführlicheren Ratgeber finden Sie hier .
Wie oft benutzen Sie ihr Notebook noch?
Was wir damit fragen wollen: Kaufen Sie ihr Macbook vielleicht nur aus Gewohnheit? Auch für den Autor als Apple-Fan ist es eigentlich selbstverständlich, neben einem Mac Mini und iPad ein Apple-Notebook zu besitzen. Allerdings wird das Macbook immer seltener aufgeklappt, stattdessen immer öfter zum iPad oder iPhone gegriffen. Warum also nicht lieber nur noch das iPad nutzen, dafür ein iPad Air M1 mit Magic Keyboard?
Wenn Sie ein Macbook bevorzugen...
...helfen Ihnen wohl diese Fragen weiter:
Gibt es für Ihre Arbeitsprogramme keine iOS-Version?
Das ist eine wichtige Frage: Die wichtigsten Büro-Apps sind für iOS verfügbar, neben Microsoft Office, iWork auch so gut wie alle Videokonferenz-Apps. Bei Spezial-Programmen muss man aber doch zu macOS oder Windows greifen. Schade: Auch viele webbasierte Anwendungen sind für Desktopnutzer optimiert, etwa durch komplizierte Kontextmenüs. Oft ist ein wichtiges Branchen- oder Wissenschaftsprogramm nur für Windows verfügbar, Virtualisierungsprogramme gibt es aber nur für macOS.
Arbeiten Sie meist an einem Tisch?
Stärken hat das iPad, wenn Sie mobil arbeiten – mit dem iPad könnten Sie theoretisch sogar im Gehen hantieren. Arbeiten Sie aber sowieso immer an einem Tisch (der auch ein Café-Tisch sein kann) fällt dieser Vorteil des iPad weg. Als Schreibtischgerät kann ein Macbook dagegen brillieren, schon das „kleinste“ Macbook bietet schließlich mehr Bildschirmoberfläche und macOS ist besser auf die Bedienung per Tastatur und Maus/Trackpad optimiert.
Haben Sie viele Peripherie-Geräte und andere Technik?
Ein iPad bietet eigentlich alles, was man im Alltag braucht. Es sind vor allem kleine Dinge, an denen der iPad-Besitzer scheitert. Wenn man etwa doch ein komplexes Formular ausfüllen muss, die Firmware einer Kamera aktualisieren will oder an die Daten auf einer alten DVD heranmuss. Hier ist ein Mac einfach flexibler als das iPad mit seinem abgeschlossenen iPad OS. So kann zwar drahtlos per iPad drucken, allerdings keinen Scanner anschließen und auch keinen externen DVD-Brenner oder RAID. Man kann beim iPad viele Probleme mit USB- oder Lightning-Adaptern lösen, auch hier gibt es aber Grenzen.
Arbeiten Sie gerne mit vielen Programmen gleichzeitig?
Optimal ist ein iPad, wenn Sie mit einem Programm arbeiten – etwas nur mit Excel oder Pages. Per Splitscreen oder Stage Manager ist auch die Arbeit mit mehreren Apps möglich, für Stage Manager benötigen Sie aber ein iPad mit M1. Und auch der Bildschirm eines iPad Air (im Angebot) oder auch des 10,2 Zoll großen iPad ist einfach kleiner als der eines Macbook Air und mit zu vielen offenen Fenstern überfordert.
Haben Sie bereits ein iPhone mit großem Bildschirm?
Der Grund für unsere Frage: Eigentlich werden die aktuellen iPhones immer mehr zu einem kleinen Tablet, beim kommenden iPhone 14 (alle Infos) wird es gleich zwei Modelle mit großem Bildschirm geben. Für viele Aufgaben wie Lesen und Youtube nutzen Sie vermutlich eh ein iPhone. Vielleicht macht ja schon ihr nächstes iPhone ein iPad überflüssig? Dann wäre ein schickes Macbook vielleicht die sinnvollere Ergänzung?
Wollen Sie damit eine lange Arbeit schreiben?
Für den Hörsaal und Seminare finden wir ein iPad toll, wenn es um eine mehrmonatige Arbeit an der Masterarbeit geht, hätten wir persönlich gerne einen größeren Bildschirm und macOS. Allerdings: Gönnt man sich das 12,9-Zoll-Modell plus Magic Keyboard, gibt es bei der Bildschirmfläche kaum noch einen Unterschied zum Macbook Air.
Brauchen Sie maximale Leistung?
Es ist nicht nur die schnellere CPU, auch bei der Ausstattung mit RAM kann ein iPad nicht mithalten, das maximal 16 GB RAM bietet (iPad Pro). Ein Macbook Air können Sie mit bis zu 24 GB RAM, ein Macbook Pro mit bis zu 64 GB RAM und stärkeren CPUs kaufen – da sind ganz andere Workflows möglich.
Wollen Sie aufwendige Videos erstellen?
An seine Grenzen stößt man beim iPad aufwendigeren Projekten. Es gibt neben iMovie zwar immer hochwertigere Videoediting-Apps, Premiere und Final Cut Pro sind aber am Mac einfach besser aufgehoben – nur hier können Sie außerdem auf mehreren Bildschirmen gleichzeitig arbeiten.
Brauchen Sie viel Speicherplatz?
Mittlerweile gibt es auch iPads mit bis zu 2 TB Speicherplatz. Diese kosten allerdings dann auch über 2000 Euro und bei einem Macbook kann man den Speicher flexibler erweitern – etwa mit externen SSDs oder gleich einem RAID.
Wie steht es mit Gaming?
Für das iPad gibt es gute Spiele, weit besser ist aber das Angebot für Macs. Hier können Sie außerdem einfacher Spiele streamen und Gaming-Peripherie nutzen. Für Spiele-Fans ist deshalb ein iPad doch eine Einschränkung.
Fazit
Beide Plattformen haben ihre Vor- und Nachteile. Das neue Macbook Airist toll, für manche wäre aber wohl ein iPad sinnvoller. Man sollte nicht vergessen, dass das iPad eine „junge“ Plattform ist – gerade langjährige Maus-und-Tastatur-Nutzer tun sich anfangs schwer. Manches gewohnte Tool wird fehlen, ein alter Workflow nicht unter iPad OS funktionieren. Nach kurzer Zeit findet sich aber fast immer ein alternativer Weg oder ein nützliches Tool für die gewünschte Aufgabe.