Um die Technik ranken sich viele Missverständnisse, Halbwahrheiten, Legenden und schlicht Erfundenes. Wir decken einige hartnäckige Technik-Mythen auf.
Mythen beziehen sich auf Geschichten, die in der Vergangenheit liegen und von vergangenen Taten von Helden und Göttern berichten. Es sind Sagen wie die Nibelungen oder die Argonauten, von denen die Menschen früher ausgingen, dass sie mehr oder weniger wahr gewesen sind. Doch einem "Mythos" haftet auch immer etwas Erdichtetes an, vor allem aus der Sicht des aufgeklärten modernen Menschen. Nicht anders verhält es sich mit diversen Mythen aus dem Bereich von Technik und Smartphones. Was viele in Bezug auf Bedienung und Funktionsweise von Handys, Druckern und Hardware für wahr halten, stellt sich oft als schlicht falsch heraus.
Die größten Technik-Mythen und was dahinter steckt:
Mythos 1: Niemals das Smartphone beim Laden benutzen
Laut einem Mythos soll jemanden das Smartphone in der Hand explodiert sein, als er während des Ladevorgangs einen Anruf annahm. Von dem explodierten Handy kursieren Fotos im Internet. Daher raten manche davon ab, Anrufe zu beantworten, während man den Akku des Smartphones auflädt. Die Fotos existieren in der Tat, doch hat das ganze einen anderen Hintergrund. So kann es beim Note 7 von Samsung geschehen, dass ein fehlerhafter Akku eine Explosion des Gerätes auslösen kann. Auch durch ein fehlerhaftes Ladegerät kann ein Smartphone buchstäblich in die Luft fliegen. Allerdings geschieht das nur äußerst selten. Im schlimmsten Falle kann sich das Smartphone beim Aufladen stark erhitzen, was auf ein beschädigtes Ladegerät hinweist. Oder der Akku funktioniert nicht mehr so gut wie früher.
Mythos 2: Smartphone-Akkus immer vollständig auf- und entladen
Noch ein Technik-Mythos dreht sich um die Akkus von Smartphones. Nicht verwunderlich, schließlich haben wir täglich mit ihnen zu kämpfen. So besagt der Mythos, dass Sie den Akku eines Smartphones immer vollständig aufladen sollten, wenn Sie ihn ans Ladegerät anschließen. Nicht nur dass, auch sollten Sie den Akku auch immer vollständig auf null Prozent entleeren, bevor Sie ihn wieder aufladen. Bei Nickel-Cadmium-Akkus war das tatsächlich ein halbwegs angebrachter Ratschlag. Wenn diese nicht vollständig aufgeladen wurden, dann sorgte der "Memory-Effekt" dafür, dass die Kapazität mit der Zeit abnahm.
Allerdings verfügen die aktuellen Lithium-Ionen und Lithium-Polymer-Akkus nicht über diesen Memory-Effekt. Stattdessen geben die Hersteller die Lebensdauer ihrer Akkus in Ladezyklen an. Ein Ladezyklus entspricht dem Aufladen von 0 Prozent auf 100 Prozent. Wenn Sie das Smartphone von 50 Prozent auf 100 Prozent aufladen, dann ist das nur ein halber Ladezyklus. Wie wenig Strom bevor und danach im Akku steckt, hat auf die Lebensdauer des Akkus keinen Einfluss.
Mythos 3: Wasser im Smartphone mit Reis entfernen
'Moderne Smartphones sind sehr robust gegenüber Wasser. Viele Modelle verfügen über die Schutzzertifizierung IP67. Damit können Sie höchstens eine halbe Stunde unterhalb der Wasseroberfläche bis zu einem Meter Tiefe aushalten, ohne einen bleibenden Schaden davonzutragen. Modelle mit der Zertifizierung IP65 halten Strahlwasser aus jeder Richtung aus. Sobald Wasser in das Gerät dringt, sollten Sie das schnell beheben.
Ein Technik-Mythos rät in dieser Situation dazu, das Smartphone in einen Plastikbeutel mit ungekochtem Reis zu legen. Der Reis hat die Aufgabe, das Wasser aufzusaugen. Jedoch kann das zu weiteren Schäden führen, wenn das Salz Rückstände im Smartphone bildet. Dadurch können die Platine, Kontakte und andere Teile beschädigt werden. Das richtige Vorgehen besteht darin, das Smartphone gut zu lüften und trocknen zu lassen. Ein Ventilator bietet sich dafür an. Oder Sie geben es in die Reparatur, wo ein Fachmann jeden Winkel des Smartphone-Innenlebens trocknet.
Mythos 4: Teure HDMI-Kabel sorgen für bessere Bilder
Einen weiteren Mythos verbreiten gerne Verkäufer und Liebhaber von Heimkinos. Sie schwören auf besonders teure und hochwertige HDMI-Kabel, welche eine viel höhere Bild- und Audioqualität liefern sollen. Das ist ihnen einen Aufpreis von mehreren hundert Euro wert. Die analogen Chinch-Kabel boten in der Tat ein besseres Bild. Bei den rein digitalen Anschlüsse wie DisplayPort, HDMI und DVI ist das allerdings eine andere Sache. Das digitale Signal ist wesentlich weniger anfällig im Vergleich zur analogen Variante. Letztlich besteht das Signal nur aus Nullen und Einsen. Daran gibt es kaum etwas zu rütteln, egal, um welches Kabel es sich dabei handelt. Obwohl sich der Mythos hartnäckig hält, bescheinigen Tests keinen merklichen Unterschied zwischen einfachen und teuren HDMI-Kabeln.
Mythos 5: Krankmachende Strahlung von Smartphones und WLAN
Vor allem bei Verschwörungstheoretikern beliebt ist der Technik-Mythos, dass Smartphones und WLAN krankmachende Strahlen aussenden. So sollen sie der Ursprung von Zivilisationskrankheiten wie Krebs und Alzheimer sein. Zwar fehlen dafür die von offiziellen und seriösen Instanzen geprüften Quellen, dennoch hält sich der Gedanke, dass die Strahlung nicht gut für den Körper sei.
Die Absorptionsrate (SAR) von WLAN und Smartphones unterliegt in der EU strengen Vorgaben. In Deutschland etwa darf sie nicht über zwei Watt pro Kilogramm steigen. Laut Studien ist die Strahlung von WLAN-Geräten selbst bei maximaler Leistung noch immer sehr gering. So haben Labormessungen des Bundesamts für Strahlenschutz und des Bundesamts für Gesundheit in der Schweiz ergeben, dass die Strahlung weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegt. Bei einem Abstand von 20 cm liegt sie um das Zehnfache unter den vorgegeben Werten, bei einem Abstand von einem Meter befinden wir uns schon in einem 40-fachen Bereich. Die elektromagnetische Strahlung der Smartphones ist ebenfalls nicht schädlich. Ähnlich wie die Strahlung von Mikrowellen ist sie zwar hochfrequent, allerdings nicht ionisierend. Röntgenstrahlung und Radioaktivität weisen diese Eigenschaft auf, weswegen diese schädlich für den menschlichen Körper sein können.
Mythos 6: Wer nahe heranzoomt, schießt bessere Fotos
Dieser Technik-Mythos dreht sich um die Zoom-Funktion von digitalen Kameras. So sollen die Bilder eine bessere Qualität aufweisen, wenn Sie zunächst nahe an das Objekt heranzoomen. Allerdings hat der digitale Zoom keinen Einfluss auf die Bildqualität. Zwar erhöht sich dadurch die Anzahl an Bildpixeln, jedoch nicht deren Schärfe. Im Gegenteil, ein mit digitaler Zoom-Funktion geschossenes Bild kann sogar schlechter aussehen. Der Zoom vergrößert den Bildausschnitt, indem er das Ausleseverhalten des CCD-Sensors ändert. Fehlende Teile des Bildes werden interpoliert oder durch die interne Technik ergänzt. Und da die Kamera die fehlenden Pixel selbst einfügt, sieht das Bild in der Regel schlechter aus als ohne Zoom.
Für Fotografen mit Digitalkameras gilt die folgende Formel: Auflösung / digitalen Zoomfaktor = optische Ausgabeauflösung. Fehlende Pixel interpoliert die Kamera selbst. Daher verringert sich die optische Auflösung bei der Verwendung der Zoom-Funktion. Fotografen müssen selbst herausfinden, bis zu welchem Zoom ihre Kamera noch gute Bilder schießt.
Mythos 7: Mehr Megapixel für bessere Bilder
Ein weiterer Technik-Mythos betrifft sowohl Smartphone- als auch Digitalkameras. Hersteller bewerben ihre neuen Geräte gerne mit höheren Megapixeln und suggerieren in ihrer Werbung, dass mehr Pixel eine höhere Bildqualität ergeben. Jedoch sind diese nicht das einzige Ausstattungsmerkmal, welches über die Qualität der Fotos entscheidet. Auch der Bildsensor der Kamera sowie die Größe des Sensors spielen dabei eine Rolle.
Achten Sie bei der Wahl des Smartphones auf die Größe des Sensors. Dadurch steigt nicht nur die Größe der Pixel, sondern auch die Lichtempfindlichkeit der Kamera, wodurch sich schärfere und detailreichere Fotos schießen lassen. Weitere wichtige Aspekte der Kameras umfassen den Weißabgleich, die Kontrastwiedergabe, die Farbsäume und die Qualität des Objektives. Störsignale wirken sich hingegen negativ auf die Bildqualität aus und haben an sich nichts mit der Menge der Pixel zu tun. Das Bildrauschen macht sich vor allem bei einfarbigen Flächen bemerkbar. Mehr Megapixel haben jedoch den Vorteil, dass sich Bilder nach der Aufnahme besser bearbeiten lassen.
Mythos 8: Zerstören Tintenpatronen anderer Hersteller den Drucker?
Dass sich verschiedene Hersteller untereinander bekämpfen, ist weithin bekannt. Dass die Tintenpatronen von anderen Herstellern einen Drucker mutwillig zerstören, ist jedoch ein weiterer Technik-Mythos. Es wäre ganz im Sinne von HP, Canon und Epson, wenn Nutzer nur ihre eigenen Tintenpatronen nutzen würden. Schließlich verdienen sie am Verkauf der Patronen viel Geld. Bis zu 10.000 Euro kann ein Liter Tinte kosten. Allerdings können Sie auch zu den Patronen von Drittherstellern greifen, wenn diese um einiges günstiger sind. Diese tun so, als wären sie mit dem Drucker des Original-Herstellers kompatibel und lassen sich somit problemlos verwenden. Das funktioniert jedoch nicht mit allen Patronen. Informieren Sie sich daher am besten vorher.
Auch gut zu wissen: Die Verwendung von Druckerpatronen von Drittherstellern verletzt keine Garantiebestimmungen. Sie verlieren dadurch auch nicht jene Rechte, welche Ihnen der Hersteller mit Service-Verträgen zugesichert hat. Sollte die Patrone jedoch tatsächlich nicht kompatibel sein und den Drucker beschädigen, dann sind Sie dafür haftbar.
Mythos 9: Scanner am Flughafen zerstören Festplatten
Um die Vorgänge am Flughafen ranken sich einige Mythen. Einer besagt, dass die elektromagnetische Strahlen der Scanner die Festplatten von Notebooks, Tablets und Smartphones löschen können. Zwar kann Röntgenstrahlung tatsächlich Negativfilm oder Negativfotos beschädigen. Allerdings ist die Leistung der Strahlung viel zu gering, als dass sie den Festplatten etwas anhaben könnte.
Mythos 10: USB-Sticks immer ordnungsgemäß entfernen
Indem Nutzer vor dem Trennen der Verbindung den USB-Stick "sicher entfernen", verhindern sie Datenverluste. So jedenfalls der Technik-Mythos. Datenverluste können allerdings nur dann eintreten, wenn der USB-Stick entfernt wird, während die Datenübertragung noch läuft. In jedem anderen Fall können Sie den Stick einfach herausziehen, ohne ihn sicher entfernen zu müssen. Nicht umsonst schafft Microsoft mit Windows 11 diese Funktion ab.