Die Herstellung und der Vertrieb von Notebooks und PCs ist immer mit Ressourcenverbrauch verbunden. Daher geht es bei den Herstellern darum, Fertigung und Vertriebsprozesse im Rahmen der Möglichkeiten möglichst nachhaltig zu gestalten.
PCs wachsen nicht auf Bäumen. Komplette Notebooks aus nachwachsenden Rohstoffen zu produzieren ist nach heutigem Stand der Technik unmöglich. Jedes neu gefertigte IT-Gerät verbraucht bei der Produktion und beim Transport Rohstoffe und Energie. Umso wichtiger ist es, den negativen Effekt auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Ein weiterer Aspekt nachhaltiger Unternehmenspolitik ist es dabei auch dafür Sorge zu tragen, dass die Produktionsbedingungen für die dort arbeitenden Menschen sozial sind.
Die PC- und Notebook-Hersteller sind sich darüber bewusst, dass jedes produzierte Gerät einen Eingriff in die Umwelt darstellt. Sie leben aber davon, immer wieder neue Produkte in Verkehr zu bringen. Sie müssen den Spagat zwischen Produktion und Nachhaltigkeit schaffen. "Selbstverständlich hat auch die Wortmann AG ein großes Interesse daran, möglichst viele Produkte der Eigenmarke Terra zu verkaufen", räumt Leiter Qualitätsmanagement und Sicherheitsingenieur Meik Blase ein.
Er spricht aber von "Laufzeiten von fünf Jahren oder länger". So bietet der IT-Hersteller und Distributor Serviceverlängerungen von bis zu acht Jahren an. Zudem produziert Wortmann im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern in Deutschland am ostwestfälischen Firmensitz in Hüllhorst. "Durch den Vertrieb, die Produktion und den Service aus Deutschland zahlt Wortmann hier Steuern und sichert mehr als 700 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze", gibt Blase zu bedenken.
Bei Fujitsu setzt man ebenfalls auf langlebige Produkte: "Wir stellen Business Devices her, die bereits im Vorfeld so konzipiert werden, dass langlebig sind", erklärt Santosh Wadwa, Head of Product Channel Sales, CE bei Fujitsu. Neben Langlebigkeit, Robustheit und Stabilität spielt auch die Energieeffizienz eine wichtige Rolle. Beim zweiten Lebenszyklus der Produkte arbeitet Fujitsu mit dem gemeinnützigen Verein AfB zusammen. "Refurbishment ist da ein wichtiger Bestandteil, gerade wenn es um einen nachhaltigen Produktzyklus geht", bekräftigt Wadwa.
Wiederverwertung ist auch bei HP ein wichtiges Thema: "Den Anteil der wiederverwendeten Geräte zu erhöhen ist im Sinne der Nachhaltigkeit", weiß auch Manager Nachhaltigkeit Siegfried Dewald. Dazu hat der Konzern verschiedene Programme wie das HP Device Recovery Programm ins Leben gerufen, um Hardware ein zweites Leben zu ermöglichen. Im Rahmen des Programms nimmt HP PCs zurück und bereitet sie für eine neue Nutzung auf.
Dewald sieht auch einen Vorteil von Device-as-a-Service- und Managed-Print-Vertriebsmodellen, da hier die Geräte bedarfsgerecht eingesetzt und bei veränderten Kundenansprüchen gegebenenfalls gegen andere Produkte ausgetauscht werden können. "Aktuell entwickeln wir ein Sustainable Device-as-a-Service-Angebot bei dem Kunden alte Notebooks durch generalüberholte Geräte ersetzen können", berichtet Dewald.
Umweltgerechte Produktion
Doch auch bei der Produktion können die Fertiger schon die richtigen Weichen für einen nachhaltigen Lebenszyklus der Produkte stellen. "Wir setzen schon seit längerem darauf, den Anteil an recycelten Materialien in neuen Produkten kontinuierlich zu erhöhen", erläutert Oliver Rootsey, Director Sales Channel Deutschland & Österreich bei Lenovo.
So hat man sich bei Lenovo zum Ziel gesetzt, bis 2025 in allen PC-Produkten recycelte Materialien einzusetzen. Zudem sieht man eine starke Nachfrage nicht nur bei neuen, sondern auch bei gebrauchten und generalüberholten Geräten: "Mit unserem neuen Recertified Programm und dem bereits seit zehn Jahren existierenden Asset Recovery Programm bedienen wir diese Nachfrage", erklärt Rootsey.
Neben umweltgerechter Produktion und langlebigen Produkten kann schon beim Produktdesign darauf geachtet werden, dass Geräte einfach wieder aufgearbeitet und aufgerüstet werden können. Der Schweizer Hersteller Prime Computer nennt dies "Circular Modularity". So sollen IT-Lösungen möglichst lange im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. "Daher bieten wir seit März 2022 erste Circular-Modularity-Produkte wie das PrimeBook Circular an, welches einen wesentlich längeren Lebenszyklus aufweist als die meisten anderen Notebooks am Markt", berichtet Karl Tucholski, Managing Director Germany & Austria bei Prime Computer. Die PrimeMini-PCs sollen zur Jahresmitte auch dieser Philosophie folgen. Für das komplette Portfolie bietet Prime Computer zudem ein 2nd Life Cycle Programm an.
Emanuel Lippmann, Global Program Manager Social Impact bei Dell Technologies, weiß ebenfalls, dass langlebigen Produkte wesentliche Rolle zukommen: "Wir haben großes Interesse daran, dass unsere Produkte so lange wie möglich eingesetzt werden", betont er. Auch bei Dell achtet man bei der Konzeption der Produkte auf einem modularen Aufbau. "Dadurch lassen sich Bauteile einfacher austauschen, wodurch die Geräte einfacher repariert und für neue Anforderungen aufgerüstet werden können", erläutert Lippmann.
Ausrangierte Geräte werden oft dem Zweitmarkt zugeführt und über den Dell Outlet Store weiterverkauft. Wenn sich die Ware nicht mehr als Komplettsystem verwenden lässt, werden nutzbare Komponenten ausgebaut und als Ersatzteile eingesetzt. Die restlichen Rohmaterialien werden schließlich so getrennt, dass sie beim Bau neuer Geräte in einer Kreislaufwirtschaft wieder zum 'Einsatz kommen können.
Man sehe sich in der Verantwortung, einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. "Außerdem sind wir fest davon überzeugt, dass Unternehmen, die nachhaltig agieren, auch geschäftlich davon profitieren", meint Lippmann. So könne man sich bei Kunden und Partnern ein positives Image schaffen und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren.
Grünes Image ist wichtig
So machen die Hersteller keinen Hehl daraus, dass es auch ums Image geht. Sofern tatsächlich nachhaltige Unternehmensstrukturen dahinterstehen, ist dies nicht verwerflich. Für Kunden und Partner ist es aber mitunter schwer herauszufinden, ob ihr Zulieferer tatsächlich umweltbewusst handelt, oder dies nur aus Marketing-Gründen vorgibt. Häufig veröffentlichen die Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte, in denen die Maßnahmen, Zertifikate und Prüfsiegel aufgelistet sind.
Um eine unabhängige Beurteilung zu gewährleisten, unterziehen sich die Firmen Audits und lassen ihre Produktionsstätten durch unabhängige Organisationen und Behörden überprüfen. "Glaubwürdigkeit ist der Schlüssel", weiß auch Siegfried Dewald von HP. Neben den eigenen Konzernstrukturen achtet man bei HP auch darauf, dass den Partnern mit "HP Amplify Impact" im Rahmen des Partnerprogramms ein nachhaltiger Vertrieb ermöglicht wird.
"Transparenz ist für uns sowie für unsere Kunden und Partner ein sehr wichtiges Thema", bestätigt auch Fujitsu-Channel-Chef Wadwa. Bei Wortmann achtet man nicht nur bei der Produktion auf umweltgerechte Prozesse. Eine Reihe von Maßnahmen wie Photovoltaik auf den Firmengebäuden, den Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen mit Ladestationen auf dem Firmengelände, der Einsatz von Papier statt Folie beim Verpackungsmaterial soll das unterstreichen. "Wir sagen was wir tun und wir tun was wir sagen", so ist Meik Blase sicher, dass die Botschaft bei Kunden und Partnern ankommt. "Davon dürfen sich unsere Kunden auch gerne jederzeit persönlich hier vor Ort überzeugen", bietet er an.
Investition in die Zukunft
Auch wenn umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln mittlerweile zu den Kernthemen der Branchen zählt, gibt es doch noch Defizite bei der Umsetzung. "Sollte die Implementierung von nachhaltigen Prozessen mit größeren Investitionen einher gehen, gibt es aktuell aufgrund der drei großen Krisen mit globalen Auswirkungen eine deutliche Zurückhaltung", hat Wortmann-Manager Blase festgestellt. Dies will er aber nicht als Ausrede gelten lassen. "Bei ohnehin anstehenden Maßnahmen sehen wir keine Gründe, diese nicht nachhaltig umzusetzen. Denn auch im Channel sollte inzwischen jedem bewusst sein, dass nachhaltiges Handeln Ressourcen und Umweltschutz bedeutet. Und das geht schließlich uns alle an", unterstreicht Blase.
Für Santosh Wadwa von Fujitsu ist dieses Bewusstsein für den Umweltschutz aber noch nicht überall angekommen: "Nachhaltigkeit muss sich monetarisieren und Prozesse hierfür aufzubauen kostet natürlich kurzfristig gesehen Geld", weiß er. "Wir unterstützen unsere Partner aber durch unsere eigenen Nachhaltigkeitsstrukturen", verspricht Wadwa. Die höheren Kosten sollen dabei nicht zu hundert Prozent auf die Produkte umgelegt werden. "Wir sehen es vielmehr als unser Investment in eine lebenswerte Zukunft". Langfristig werde sich das auszahlen.
Dabei kommt den Fachhändlern und Systemhäusern eine wichtige Rolle zu: "Für viele Anwender ist es eine Herausforderung bei all den Entwicklungen in der IT-Welt den Überblick zu behalten", gibt Dell-Experte Lippmann zu Bedenken. Systemhäuser haben seiner Ansicht nach die Aufgabe, das Beste aus Ökologie und Ökonomie miteinander zu verbinden.
So sieht Karl Tucholski bei Prime Computer nach Nachholbedarf beim Fokus des Channels auf diese Themen und beim Knowhow der Protagonisten. "Mit zunehmender Gewichtung der Umweltthemen und Reduzierung der Bedeutung des Pricings werden sich mit der Zeit die Hindernisse reduzieren", gibt er sich optimistisch. Tucholski rechnet damit, dass die Gesellschaft und auch der Gesetzgeber hierzu "einen wichtigen Betrag", leisten werden.