Wegen Sanktionen gehen in Russland Smartphones aus. Offenbar reichen im Land die Vorräte für wenige Monate aus.
Wie der "Spiegel" berichtet, gehen in Russland langsam Smartphones von Apple und Samsung aus. Die aktuellen Vorräte würden für einige Wochen ausreichen, aktuell ist die Rede von maximal drei Monaten. Dies geht aus einem BND-Bericht vor, den der Blog "The Pioneer" veröffentlicht hat. Der BND-Bericht bestätigt die Aussagen von russischen Einzelhändlern im Bereich Elektronik vom Ende März gegenüber der RBK: Ein Vertreter von "Citylink", einer Einzelhandel-Kette in Russland hat die Vorräte von Apple- und Samsung-Geräten auf zwei bis drei Monate eingeschätzt. Eine anonyme Quelle eines vergleichbaren Wettbewerbers hat diese Einschätzung bestätigt.
Im Einzelhandel gibt es bereits Knappheit bei den Modellen der Reihen iPhone 11 und iPhone 12, diese sind von 2019 respektive 2020, die Vorräte dafür sind traditionell recht knapp. Die Knappheit führt zu gestiegenen Preisen: Ein iPhone 12 Pro Max kostet in Russland fast wie ein neues iPhone 13 Pro Max vor einem halben Jahr.
Samsung und Apple machen fast die Hälfte des Smartphone-Marktes in Russland aus: Samsung war 2021 mit 32,1 Prozent der größte Smartphone-Verkäufer, Apple stand auf Platz drei mit 15,2 Prozent.
Die Sanktionen wirken
Aufgrund von Sanktionen hat sich der russische Smartphone-Markt in den letzten März-Wochen fast halbiert, im Vergleich zu den Umsätzen noch Anfang Februar: In der Woche vom 14. bis 20. Februar 2022 wurden 744.000 Smartphones verkauft, in der nächsten Woche – 703.000 Handys, in der ersten Märzwoche – 476.000 Smartphones, vom 7. bis 13. März dann 380.000 Geräte. Dazu wird die Auswahl auf dem Markt deutlich knapper, einige Modelle sind ganz verschwunden, die Verteilung verschiebt sich Richtung Einstiegs- bis Mittelklasse-Geräte, noch 2021 wurden auf dem russischen Markt teurere Profi-Geräte bevorzugt. Das geht aus einer Auswertung des Mobilfunkanbieters MTS vor: Der Handy-Markt in Russland ist 2021 bei der Gerätezahl um zwei Prozent geschrumpft, bei den Umsätzen dagegen um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen.
Derweil hat russische Regierung Grauimporte legalisiert, um Knappheit wegen der Sanktionen etwas auszubügeln. Laut einem Beschluss vom 29. März 2022 ist die Wareneinfuhr ins Land ohne Erlaubnis des Herstellers oder anderen Rechteinhabers erlaubt. Die russische Regierung nennt diese Praxis "Parallelimport".