Das AV-Test Institut hat 18 Schutzlösungen für Android getestet, die für privat genutzte Geräte gedacht sind. Zwölf der geprüften Sicherheits-Apps haben die volle Punktzahl erreicht, Google Play Protect ist nach wie vor nicht konkurrenzfähig.
Das Magdeburger AV-Test Institut hat im September 17 Schutzlösungen für Android-Geräte geprüft, die ihre Hersteller zur Zertifizierung eingereicht hatten. Zum Vergleich hat AV-Test wieder Google Play Protect mitgetestet, das allerdings weiterhin nicht einmal als untere Messlatte taugt. Gegenüber dem vorherigen Test im Juli fehlt Antiy AVL, dafür sind ESET Mobile Security, Line Antivirus, Protected.net Total AV und securiON OnAV wieder dabei. Der Rest des Testfelds ist bis auf Versionsänderungen gleich geblieben. Seit Anfang 2020 unterscheidet AV-Test zwischen Apps für private Nutzung und Schutzlösungen für Unternehmen. Für die letztgenannte Kategorie gab es diesmal nur eine Einreichung, das Testresultat finden Sie am Ende dieses Artikels.
So wird getestet
Die Tests unterteilen sich in die drei Kategorien Schutzwirkung, Leistung und Benutzbarkeit. Der Schutz vor Malware wird zum einen mit knapp 2600 Schädlingen geprüft, die nicht älter als vier Wochen sind. Zum anderen werden bei den so genannten Real-Time-Tests alle Apps gleichzeitig auf identischen Smartphones mit über 3200 Exemplaren tagesaktueller Malware konfrontiert. In die Wertung der Leistung gehen eventuelle Beeinträchtigungen der Akkulaufzeit, die Bremswirkung auf das System sowie der durch die Schutz-Apps erzeugte Datenverkehr ein. Für die Benutzbarkeit werden die Fehlalarme ermittelt, die die Schutzlösungen bei über 3300 harmlosen Apps produzieren.
Schutzprogramme, die in der Summe zehn der möglichen 18 Punkte sowie in jeder Kategorie mindestens einen Punkt erreichen, erhalten ein Zertifikat. Die Tests werden stets auf echter Hardware (kein Emulator) unter Android 8.0.0 durchgeführt. Die Testkandidaten können jederzeit auf neueste Updates sowie Cloud-Dienste zugreifen.
Die Testergebnisse
Die Mindestanforderungen für ein Zertifikat haben außer Google Play Protect alle getesteten Apps erfüllt. Die vollen 18 Punkte haben 12 Testkandidaten erreicht – immerhin zwei Drittel des Testfelds. Googles automatischer App-Scan hat in beiden Schutztests das Klassenziel erneut klar verfehlt und nur gut 70 Prozent der schädlichen Apps erkannt.
Abgesehen von Google Play Protect und Line Antivirus (95 Prozent) haben alle Apps mindestens 99 Prozent Malware-Erkennung in beiden Teiltests erreicht, meist sogar deutlich mehr. Die durchschnittliche Malware-Erkennungsrate im Real-Time-Test beträgt 98 Prozent, ohne Google Play Protect wären es sogar 99,5 Prozent. Im zweiten Testabschnitt mit bis zu vier Wochen alter Malware liegt der Schnitt bei 98,2 Prozent, ohne Google Play Protect sogar bei 99,7 Prozent. Auf Google Play Protect allein sollten Sie sich also besser nicht verlassen – die Schutzwirkung reicht kaum für ein „besser als nichts“.
In der Kategorie Leistung kommen alle Kandidaten makellos durch die Tests. Der durch die Schutz-Apps erzeugte Datenverkehr, ihre Akkubelastung und ihre Bremswirkung bei normaler Nutzung der Geräte sind bei allen gleichermaßen unauffällig.
Falscher Alarm
Erfreulich ist, dass es kaum Fehldiagnosen gegeben hat. Sogar Google Play Protect, das bei früheren Tests stets viele Fehlalarme produziert hat, ist diesmal sauber durchgekommen. Ikarus mobile.security und Line Antivirus haben je einmal daneben gelegen. Alle anderen Sicherheits-Apps haben sämtliche Tests absolviert, ohne falschen Alarm auszulösen.
Erhebliche Unterschiede gibt es beim Funktionsumfang der Security-Apps, der jedoch nicht mehr bewertet wird. Die Bandbreite der Ausstattung mit Zusatzfunktionen reicht von securiON OnAV, das nur einen Rooting-Erkennung bietet, bis Avast und AVG, die außer einer Backup-Funktion nahezu alles mitbringen, was das Herz begehrt. Viele Apps haben Funktionen zum Diebstahlschutz an Bord, können das Gerät also im Verlustfall orten, sperren und/oder alle Daten löschen. Ebenfalls recht häufig findet sich ein Web-Filter, der den Zugriff auf dubiose oder gefährliche Websites blockiert oder zumindest davor warnt.
Einige der kostenlos installierbaren Apps, die Sie bei Google Play finden, sind abgespeckte Versionen der jeweiligen kostenpflichtigen Lösung und machen für diese Werbung. Wenn Sie die eine oder andere Zusatzfunktion dauerhaft nutzen wollen, können Sie meist per In-App-Kauf zur Premium-Version wechseln. Die ausführlichen Testergebnisse mit Angaben zum Funktionsumfang finden Sie auf der Website des AV-Test Instituts. Dort erhalten Sie auch die Ergebnisse früherer Tests.
In der Ergebnistabelle haben wir, wie bei den Windows-Tests, die Punkte aus den einzelnen Kategorien unterschiedlich gewichtet. Dabei geht die Schutzwirkung zu 50 Prozent in die Gesamtpunktzahl ein, die beiden anderen Kategorien zu je 25 Prozent (2:1:1). Diese Punktzahlen finden Sie in der letzten Spalte, nach der die Tabelle auch sortiert ist. In der vorletzten Spalte stehen die Punkte ohne diese Gewichtung (1:1:1), so wie AV-Test sie errechnet. Auf die Reihenfolge hat das in diesem Fall keinen Einfluss.
Schutzlösungen für beruflich genutzte Geräte
Hatten bislang zumindest drei Hersteller Produkte zur Zertifizierung eingereicht, ist diesmal nur noch einer übrig geblieben. ESET Endpoint Security 2.11 hat die volle Punktzahl erreicht. Im Realtime Test hat die App nur vier von über 3300 Schädlingen nicht erkannt. Im laufenden Betrieb ist die App unauffällig geblieben und hat auch keine Fehlalarme erzeugt. Google Play Protect ist auch hier keine echte Konkurrenz.