Bisher fristeten Chromebooks hierzulande eher ein Schattendasein. Doch das ändert sich gerade. Auch für Workplace-as-a-Service-Konzepte sind die mobilen Rechner mit dem Google-Betriebssystem interessant.
Sie sind recht kostengünstig, intuitiv bedienbar, leicht zu administrieren und bieten ein hohes Sicherheitslevel. Trotzdem ist den Chromebooks im deutschen Markt der Durchbruch noch nicht wirklich gelungen.
Weltweit haben die Chromebooks ein beeindruckendes Wachstum hingelegt. Laut dem Marktforschungs und Beratungsunternehmen Canalys sind die Stückzahlen im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 275 Prozent gewachsen. Hier rangiert HP vor Lenovo und Acer. Auch in Deutschland legen die mobilen Chrome-Rechner ordentlich zu, allerdings von einem geringen Niveau. Lag laut GfK 2019 der Marktanteil noch bei mickrigen 1,5 Prozent, kamen die Chromebooks 2020 bereits auf gut fünf Prozent.
Die nicht zuletzt durch die Coronapandemie bedingte Nachfrage nach portablen Computern hat auch Chromebooks zum Aufschwung verholfen. Zudem entdecken Kunden und Handel die Vorteile des Betriebssystems. Durch den einfachen Aufbau, das überschaubare AppAngebot sowie das auf CloudAnwendung entwickelte System machen Chrome OS auch für Workplaceas aService(WaaS)Modelle attraktiv. Überall dort, wo Anwender möglichst mit den vorgegebenen Konfigurationen arbeiten sollen, spielt das GoogleBetriebssystem seine Vorteile aus, beispielsweise bei EducationAnwendungen.
Cloud-Vorbehalte bremsen
Susanne Kummetz, Director Commercial and Midmarket Sales bei HP Deutschland, sieht jedoch noch Vorbehalte gegenüber cloudbasierter Hardware einerseits und mobiler Dateninfrastruktur andererseits. Es sei aber bereits einiges passiert: "Google hat hier viel getan", meint Kummetz. Es gebe aber nach wie vor erhöhten Beratungsbedarf.
Nach Erkenntnissen von Gerit Günther, Head of Commercial Sales bei Acer, spielen Chromebooks hierzulande bisher - im Gegensatz zu Großbritannien, den BeneluxLändern oder Skandinavien - im Bildungssektor kaum eine Rolle. "Dass es bei uns anders ist, führe ich auf die allgemeine Cloud-Skepsis zurück, die sich im deutschen Bildungsmarkt hartnäckiger hält als in der Wirtschaft", erklärt er. Neben privaten Endkunden gebe es vor allem im Großkundensegment die ersten größeren Installationen. "Für uns ist das ein Business-Development-Markt, der uns und unseren Partnern sehr interessante Wachstumschancen bietet", betont Günther.
Später Aufbau des Google-Channels
Dabei ist es weniger förderlich, dass Google im Handel nicht gerade als Channel-freundliches Unternehmen bekannt ist. Die Chromebook-Hersteller halten sich aber mit Kritik zurück. Man will es sich nicht mit dem Internet-Riesen verscherzen. Acer-Vertriebschef Günther führt die Händlervorbehalte auch darauf zurück, dass Google erst spät mit dem Aufbau eines Channels und der Partnerschaften mit Systemhäusern und Resellern begonnen hat. "Ich könnte mir vorstellen, dass viele traditionelle Häuser noch gar nicht auf die Idee gekommen sind, mit Google zu arbeiten", glaubt er. Auf der anderen Seite sei längst nicht jeder der Acer-Partner für das Cloud Business, das Chromebooks mit sich bringen, richtig aufgestellt.
Den Einwand von Händlern, dass es hauptsächlich Großprojekte gibt und viele Chromebook-Projekte letztendlich an ihnen vorbeilaufen, will Günther so nicht stehen lassen. "Als Partner des Channels können wir diese Einschätzung nicht teilen", erwidert er. Allerdings sei der Anteil an Projekten im Mittelstand und SMB-Segment "noch deutlich ausbaufähig", räumt er ein. Mit seinem Device-as-a-Service-Angebot (DaaS) will Acer hier ein Zeichen setzen.
Auch bei HP sieht man Projekte in jeder Größenordnung: "Gemeinsam mit Google haben wir für unsere Channel-Partner ein intensives Programm aufgesetzt, um sie bei der Vermarktung von Chromebooks besser zu unterstützen", erzählt die Vertriebsdirektorin. Neben einem Trainingsprogramm bietet HP Vertriebsunterstützung sowie Demopakete inklusive Hardware an. Das Portfolio steht dabei jedem Partner zur Verfügung. Eine spezielle Zertifizierung ist aktuell nicht erforderlich.
Schaut man allerdings auf die Chromebook-Seiten bei Google, werden nur große Retailer und Onliner als Bezugsquellen genannt. Hier sind die Hersteller gefragt, um auch kleinere Partner zu unterstützen. "Wir haben damit begonnen, Chromebooks über die Distribution vorzuhalten", erläutert Acer-Manager Günther. Das sei für kleinere Häuser bereits eine echte Erleichterung.
Schub durch WaaS-Konzepte
Der zunehmende Trend zu WaaS-Konzepten könnte so dem Chromebook-Markt weiteren Schub verschaffen. "Die Möglichkeit, Chromebooks zu managen, sind sehr effizient und einfach. Allerdings ist das längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr", erklärt Susanne Kummetz. Die Google-Lösung unterstütze aber insbesondere Einsatzbereiche, bei denen eine flexible Hardware-Nutzung inklusive einer schnellen Adaption auf die Nutzer im Vordergrund steht. Als Beispiel nennt sie den Einsatz in Callcentern.
Für Gerit Günther bieten sich Chromebooks im Rahmen von Workplace-as-a-Service-Modellen besonders an. So wurde die erste Version des Device-as-a-Service-Angebots von Acer nur für Chromebooks ausgerollt. Mittlerweile wurde es auf Windows-Geräte erweitert. "Endkunden, aber auch Managed Service Provider, die auf Workplace-as-a-Service-Konzepte aufspringen, sind meistens cloudaffin", weiß Günther. Viele seien junge Unternehmen, die schnell wachsen möchten, ohne eine eigene IT-Struktur aufzubauen, die dann nicht Schritt halten kann. Sie setzen laut Günther auf Software-as-a-Service und halten eben nicht an traditionellen Infrastrukturen fest. "Wichtig ist es, einen Konfigurator mit den passenden Paketen zu flexiblen, aber kalkulierbaren Kosten anzubieten - Hardware, Software und Services aus einer Hand, die Partner dann noch mit ihren Management-Dienstleistungen anreichern", beschreibt er das Chromebook-Erfolgsrezept.