Die Twitter-Alternative Parler gilt als weitgehend unreguliert, was die Verbreitung von Hass und Hetze angeht. Unter Fans von Donald Trump ist das Netzwerk äußerst beliebt - aber fliegt nun von immer mehr Smartphone-Betriebssystemen.
Washington (dpa) - Der scheidende US-Präsident Donald Trump verliert nach Twitter und Facebook eine weitere Plattform für die direkte Kommunikation mit seinen Anhängern.
Der Online-Dienst Parler war am Montag nicht mehr erreichbar, nachdem Amazon als technischer Dienstleister die Zusammenarbeit eingestellt hatte. Der weltgrößte Online-Händler ist auch ein führender Anbieter von Infrastruktur im Netz, auf die viele Start-ups und etablierte Unternehmen zurückgreifen. Parler verklagte am Montag Amazon wegen der abrupten Kündigung.
Parler bezeichnete sich als auf Redefreiheit fokussierte Online-Plattform. In der Realität war es eine Art Twitter, wo alles erlaubt ist. Die noch verhältnismäßig kleine Plattform verzichtete weitgehend auf Regulierung von Inhalten und unternahm damit auch wenig gegen Hassreden, Drohungen und die Verbreitung falscher Informationen. Angesichts eines zunehmend härteren Vorgehens von Twitter und Facebook gegen Gewaltaufrufe und Verschwörungstheorien wanderten schon in den vergangenen Monaten verstärkt Trump-Anhänger zu Parler ab.
Doch vergangene Woche wurde die Luft für das neue Online-Netzwerk dünner. Apple und Google verbannten die Parler-App unter Hinweis auf die fehlende Inhalte-Regulierung aus ihren App Stores. Sie konnte damit nicht mehr neu auf die Smartphones geladen werden, funktionierte aber noch.
Da sich Parler aber auf die Cloud-Server von Amazon verließ, fiel mit dem Abgang des Dienstleisters auch der Dienst aus. Firmenchef John Matze hatte bereits am Sonntag gesagt, dass die Plattform für mindestens eine Woche ausfallen werde. Unklar ist allerdings, ob sich Anbieter finden, die Parler zum Kunden haben wollen. Parler-Chef John Matze räumte in einer Stellungnahme beim TV-Sender NBC ein, dass der Dienst "vermutlich länger als erwartet" offline sein werde. Die meisten Anbieter mit genug Servern hätten "ihre Türen für uns geschlossen". Zugleich behauptete er am Montag, dass Parler an einem System zum Vorgehen etwa Gewaltdrohungen gearbeitet habe.
Parler argumentierte in der Klage gegen Amazon, die Entscheidung des Technologiekonzerns sei politisch motiviert. Amazon greife mit seinem Vorgehen in den Wettbewerb zwischen Parler und Twitter ein und verstoße damit gegen US-Kartellrecht, hieß es weiter. Zudem habe der Konzern gegen Kündigungsfristen verstoßen. Parler will zunächst eine einstweilige Verfügung, die Amazon zur Wiederaufnahme des Dienstes zwingen würde.
Trumps Accounts bei Twitter und Facebook waren nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington bis auf Weiteres gesperrt worden. Die Plattformen verweisen auf das Risiko, dass der Präsident mit seinen Äußerungen weitere Gewalt anzetteln könne. Personen in Trumps Umfeld hatten Parler immer wieder als Alternative zu Twitter oder Facebook beworben, die angeblich konservative Ansichten unterdrückten.