Mit der fünften Mobilfunkgeneration sind Smartphones und Tablets schneller als je zuvor im Netz unterwegs. Doch auch neue, spannende Anwendungen profitieren vom Mobilfunk der Zukunft.
Mit dem Start des A-Netzes kappte die Bundespost 1958 die Drähte zum „Fräulein vom Amt“ und starte das damals noch analoge Mobilfunknetz der ersten Generation. Wirklich mobil waren die ersten Telefone damals nicht und mit um die 10.000 D-Mark mitunter so teuer wie das Fahrzeug, in das sie verbaut wurden. 1972 folgte das B-Netz, das auch eingehende Anrufe erlaubte. Das C-Netz läutete 1985 wiederum die Digitalisierung des Mobilfunks ein. Geringere Kosten und die Möglichkeit, sich beim Telefonieren zu bewegen, steigerten die Attraktivität.
1992 nahm die zweite Mobilfunkgeneration und damit die Basis für das D- und E-Netz ihren Betrieb auf. Neben Gesprächen vermittelte 2G neuerdings auch Daten über die Erweiterung GPRS. Die neue Technik machte Telefone „handlicher“ und der Begriff „Handy“ etablierte sich in Deutschland. Auf GPRS folgte das damals viermal schnellere EDGE, das auch auf dem ersten iPhone „Rich HTML E-Mail“ und den „ersten voll funktionalen HTML Browser auf einem Telefon“ möglich machte.
Mit der Versteigerung der Frequenzen für die dritte Mobilfunkgeneration 3G flossen im Jahr 2000 nicht nur 50 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt, sondern Daten auf dem Handy wurden mit UMTS auch deutlich schneller. Neue Anwendungen wie mobiles Fernsehen, Livestreams und Videokonferenzen wurden möglich. HSDPA erweiterte 3G nochmals von gemächlichen 385 kbit/s auf bis zu 42 Megabit pro Sekunde.Für 4G ließ sich die Mobilfunkbranche Zeit. Statt so schnell wie möglich, strebte man eine langfristige Entwicklung oder „Long Term Evolution“, kurz LTE, an. Das Ziel war ein einheitlicher, weltweiter Standard. Die ersten iPhone-Nutzer erinnern sich vielleicht noch an die unterschiedlichen Variationen ab dem iPhone 3G, die Apple in den USA, Deutschland und anderen Regionen vertrieb, um den örtlichen 3G-Standards Rechnung zu tragen. Zudem bedeutete LTE einen weiteren Geschwindigkeitszuwachs auf bis zu 300 Mbit/s im Download und bis zu 50 Mbit/s im Upload. Durch die höhere Reichweite kann ein einzelner LTE-Funkmast zudem eine größere Fläche als die Vorgänger abdecken. Die ersten kommerziellen LTE-Netze starteten Ende 2009 in Stockholm und Oslo.
SCHNELLER UND VIELSEITIGER
Seit Juli 2019 funkt hierzulande die inzwischen fünfte Mobilfunkgeneration. Für uns Anwender fällt der neue Standard vor allem durch eine erneut deutlich höhere Datenrate auf: bis zu zehn Gigabit pro Sekunde im Download und bis zu zwei Gbit/s im Upload. Außerdem ist die Reaktionszeit geringer, was Echtzeit-Anwendungen wie Videokonferenzen, Online-Spielen oder auch Videokonferenzen zugutekommt. Eine höhere Kapazität lässt bei 5G zudem mehr Geräte am gleichen Ort online gehen. Auch bei Events wie Konzerte oder der Besuch im Stadion bleibt ihr so mit Highspeed verbunden.
WIE SIEHT DIE VERFÜGBARKEIT VON 5G AKTUELL AUS?
Aktuell bauen die Mobilfunkanbieter 5G vor allem in Ballungsgebieten aus. Bis Ende 2021 will Vodafone etwa 30 Millionen Menschen oder gut 36 Prozent der Bevölkerung 5G anbieten, die Telekom sogar bis zu 80 Prozent. Telefónica plant im O2-Netz mehr als 16 Millionen Menschen bis Ende des Jahres 2022 zu erreichen. Genaue Angaben, wo 5G bereits verfügbar ist, findet ihr auf den interaktiven Karten von O2, der Telekom und Vodafone. Doch Vorsicht: 5G ist nicht gleich 5G. Je nach Standort und Möglichkeiten verwenden die Mobilfunker unterschiedliche Frequenzen. Nicht alle bieten Gigabit-Geschwindigkeiten und der maximale Speed ist von der Anzahl der Teilnehmer abhängig.
WELCHE ENDGERÄTE GIBT ES BEREITS?
Passende Smartphones mit 5G-Antenne finden sich bei fast allen Smartphone-Anbietern, darunter LG, Samsung oder Sony. Auch alle aktuellen Apple-Smartphones funken im schnellen Netz der Zukunft – vom kompakten iPhone 12 mini über das iPhone 12 und iPhone 12 Pro bis hin zum großen iPhone 12 Pro Max. Auch erste mobile Router für das Internet im Schrebergarten sind bereits erhältlich.
UND WELCHE WIRD ES NOCH GEBEN?
5G wird auch gern als der Mobilfunkstandard des Internet of Things bezeichnet. Der Grund: Die hohe Geschwindigkeit und geringe Verzögerung prädestinieren den Standard auch für andere Anwendungen als nur schnödes Streaming auf dem Smartphone. Denkbar sind beispielsweise autonome Fahrzeuge, Drohnen oder Produkte der Telemedizin.
WIE SIEHT ES AN „SCHWIERIGEN ORTEN“ WIE VERANSTALTUNGSORTEN, DER BAHN ODER IM AUTO AUS?
Das mehr an Leistung erreicht 5G nicht nur durch eine höhere Bandbreite, sondern auch durch mehr Effizienz. Sogenannte Kleinzellen können Dachantennen an stark frequentierten Orten wie Fußgängerzonen oder Stadien ergänzen. Zudem verwendet 5G eine aus dem WLAN bekannte Technik: MIMO. Kurz gesagt verbinden sich Geräte mit mehreren Antennen gleichzeitig und sorgen so für mehr Leistung, eben auch dort, wo bisher nur schlechter Empfang möglich war. Netter Nebeneffekt: eine stabilere Verbindung sorgt auch für eine längere Akkulaufzeit eures Smartphones.
WAS KOSTET 5G?
Zuerst die gute Nachricht: 5G gibt’s bei den drei großen Mobilfunkern kostenlos, bei Vodafone sogar in allen Tarifen. Die Telekom setzt mindestens einen MagentaMobile S voraus, während O2 nur in den Tarifen Free Unlimited Smart, Free Unlimited Max, Free L Boost und in den Business-Tarifen 5G aufschaltet. Aber: durch die hohe Geschwindigkeit kann es schneller passieren, dass euer Datenvolumen (unbemerkt) aufgebraucht wird. Wer dann noch weiter surfen will, muss mit einer entsprechenden Option nachladen.
WIE SIEHT DIE ZUKUNFT VON 5G AUS?
Kurz- bis mittelfristig wird der neue Standard vor allem in den Ballungsgebieten Einzug halten. Hier kommt vor allem die gesteigerte Kapazität zum tragen und sorgt für schnelles Internet, auch wenn mehrere Menschen gleichzeitig über die gleiche Antenne surfen. In ländlichen Regionen gibt es ohnehin erst noch Nachholbedarf bei 4G. Spannend dürfte bei 5G noch ein völlig anderer Anwendungsbereich sein: kleine, private 5G-Netze als Alternative zum WLAN. Diese wären in der Lage beispielsweise Maschinen in der Produktion oder autonome Fahrzeuge auf dem Campus zu steuern.
HAT 5G EINFLUSS AUF DIE GESUNDHEIT?
Im aktuellen Ausbauschritt nicht, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz, da für 5G aktuell Frequenzen genutzt werden, die schon auch für andere Zwecke verwendet werden. „Die Wirkung elektromagnetischer Strahlung des Mobilfunks auf den Menschen ist gut erforscht. Unterhalb der Grenzwerte sind keine gesundheitlichen Auswirkungen nachgewiesen.“ Bei anderen, höheren Frequenzen fehlen Studienergebnisse bisher. Da bei diesen aber nur eine geringe Reichweite möglich ist, kommen diese bisher nicht zum Einsatz.
WAS PASSIERT MIT 2G, 3G UND 4G?
Damit für 5G mehr Kapazität zur Verfügung steht, werden die alten Netze sukzessive abgeschaltet und Frequenzen „recycelt“. Schon im kommenden Jahr wollen O2, die Telekom und Vodafone das 3G-Netz (inklusive der UMTS-Erweiterung) abschalten. Das bedeutet unter anderem, dass ältere Smartphones wie das iPhone 3G, 3GS, 4 und 4S nur noch mit dem langsameren Edge im 2G-Netz surfen können. 2G soll hingegen bis auf weiteres noch erhalten bleiben. Keiner der drei großen Mobilfunkbetreiber hat bisher Pläne, 2G zu deaktivieren. Auch 4G wird aktuell noch ausgebaut und ist aufgrund seiner hohen Reichweite vor allem in ländlichen Regionen nicht wegzudenken.