Mit dem Herbst-Update des MacBook Air, MacBook Pro und Mac mini setzt Apple erstmals auf eigene, extrem schnelle Prozessoren.
Während die ersten drei iPhone-Generationen noch mit Prozessoren von Samsung liefen, wechselte Apple mit dem iPhone 4 im Jahr 2010 auf eigene Prozessoren. Das Resultat war ein iPhone mit nach eigenen Angaben „außergewöhnlicher Prozessor- und Grafikleistung sowie langer Batterielaufzeit“. Beim iPad kamen sogar von Anfang an nur die eigenen Prozessoren zum Einsatz, um Hardware und Software perfekt aufeinander abzustimmen. Dass Apple-Prozessoren jetzt erstmals auch in Macs zum Einsatz kommen, ist der nächste logische Schritt.
„LET’S TALK ABOUT TRANSITIONS“
Mit diesen Worten verabschiedete sich Apples Mitgründer Steve Jobs auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2005 von den bisher in Macs verwendeten PowerPC-Prozessoren. Bis dato hatte die Gemeinschaftsentwicklung von Apple, IBM und Motorola Geräte wie das iBook G3 („Handtasche“) oder den iMac G4 („Sonnenblume“) angetrieben. Noch ein Jahr zuvor hatte Jobs einen neuen, leistungsstarken Mac Pro mit 3.0 GHz-PowerPC-Prozessor versprochen. Doch IBM konnte nicht liefern. „Wir haben uns einige großartige Produkte vorgestellt, die wir bauen wollen. Aber mit der zukünftigen PowerPC-Roadmap wissen wir nicht wie“, gestand Jobs und wendete sich Intel zu. Der IBM-Konkurrent bot mit seinen Chips nicht nur die adäquate Rechenleistung, sondern auch eine attraktive Leistung pro Watt.
MEHR LEISTUNG UND WENIGER STROMBEDARF
Mit dem M1 holt Intel die Geschichte nun ein. Ausschlaggebend war für Apple die Leistung im Verhältnis zum Stromverbrauch. Im Vergleich zu aktuellen Intel-Prozessoren bietet der M1 bei zehn Watt Leistungsaufnahme die doppelte Leistung. Und für die Höchstleistung eines herkömmlichen PC-Prozessors benötigt der M1 nur ein Viertel der Energie. Während die tatsächliche, im Alltag gefühlte Leistung von mehreren Faktoren abhängt, zeigt sich zumindest im direkten Vergleich der technischen Daten genau dieser Vorteil: Das MacBook Air 2020 mit M1-Prozessor ermöglicht mit identischem Akku 15 Stunden drahtloses Surfen – vier Stunden oder mehr als ein Drittel länger als der Vorgänger mit Intel-Prozessor. Binge Watcher werden hellhörig: Aus der nächsten Filmnacht mit 12 Stunden wird dank zusätzlicher sechs Stunden leicht ein ganzer Tag. Doch der M1 ist mehr als nur ein kleiner Kraftprotz.
GRAFIK, HDR, SECURE ENCLAVE UND MEHR
Tatsächlich macht die CPU nur einen Teil des komplexen M1-Chips aus. Das sogenannte „System on a Chip“ ist eine Sammlung verschiedener Komponenten. Neben dem CPU-Herzstück enthält der M1 beispielsweise auch einen Bildprozessor, den Massenspeicher, die Secure Enclave zur sicheren Speicherung biometrischer Daten oder auch den Grafikprozessor. Durch die enge Verzahnung der Komponenten können Daten extrem schnell verarbeitet werden. Wie schnell genau? Erste Benchmarks zeigen, dass der M1 leistungsfähiger ist als die NVIDIA GeForce GTX 1050 Ti oder AMDs Radeon RX 560. Im direkten Vergleich mit anderen Macs steckt das MacBook Pro sämtliche Vorgänger – darunter den Mac Pro – mit Blick auf die Prozessorleistung in die Tasche. Wichtig zu wissen: Die Werte sind theoretisch. In der Realität bestimmen auch andere Faktoren, wie gut eine Anwendung funktioniert.
NAHTLOSER ÜBERGANG MIT ROSETTA
Dass Apple den Umstieg auf Intel-Prozessoren in nur gut zwei Jahren meistern konnte, verdankt das Unternehmen nicht zuletzt einem genialen Einfall: Rosetta. Benannt nach dem Rosetta-Stein, der die Entschlüsselung ägyptischer Hieroglyphen ermöglichte, übersetzte auch die Rosetta-Software für PowerPC geschriebene Programme in Intel-„Sprache“. Für seinen M1-Prozessor hat Apple Rosetta auf den aktuellen Stand gebracht und erlaubt so genau wie vor 15 Jahren den Einsatz gewohnter Intel-Software auf den neuen Prozessoren. Anwendungen wie Microsoft Office, Adobe Photoshop oder WISO steuer: Mac laufen völlig problemlos auf den neuen Macs. Nur eine Ausnahme gibt es: Windows. Das Microsoft-Betriebssystem kann weder über die Bootcamp-App nativ installiert werden, noch läuft Windows über Virtualisierungs-Anwendungen wie Parallels. Hier liegt die Hoffnung auf Updates und dass Microsoft eine M1-kompatible Windows-Version veröffentlicht.
NEUER STANDARD „UNIVERSAL APP“
Für eine noch bessere Leistung können Entwickler ihre Apps auf die neuen Apple-Prozessoren anpassen. Damit Anwendungen nicht in mehreren Versionen – einmal für Intel-Macs, einmal für Rechner mit Apple-M-Prozessoren – gepflegt und hochgeladen werden müssen, können diese als sogenannte Universal App verpackt werden. Schon jetzt gibt es jede Menge Anwendungen, die von ihren Entwicklern als „optimiert für Apple Silizium“ angeboten werden. Datenbanken wie isapplesiliconready.com listen unter anderem 1Password, die Affinity Suite, BBedit, Google Chrome, Keka, Microsoft Office 2019 und Office 365, sämtliche OmniGroup-Apps wie OmniFokus, Python, Sketch und TeamViewer als angepasste Anwendungen. Adobe Photoshop befindet sich aktuell im Beta-Test.
Übrigens: CrossOver für Windows-Apps
Auch wenn ihr bei den M1 Macs vorerst auf Windows verzichten müsst, bedeutet das nicht, dass ihr keine Windows-Anwendungen verwenden könnt. Mit CrossOver gibt es eine spannende Alternative, die ähnlich wie Apples Rosetta Windows-Apps für macOS „übersetzt“. Ob eure Lieblings-Windows-App auch unter macOS mit wenigen Klicks funktioniert, erfahrt ihr hier.
WELCHER MAC MIT M1 IST FÜR MICH DER RICHTIGE?
Wenn ihr nur am Schreibtisch arbeitet, ist der günstige Mac mini die erste Wahl. Dank Standard-Anschlüssen wie HDMI und USB könnt ihr einen Monitor und Eingabegeräte eurer Wahl verwenden und euch den perfekten Arbeitsplatz konfigurieren. Wer häufig unterwegs ist, greift zum MacBook Air oder MacBook Pro.
Das MacBook Air mit M1 ist dabei nicht nur besonders leicht, sondern kommt ohne Lüfter aus und ist daher besonders leise. Da beim MacBook Pro Lüfter die durch Leistungsaufnahme entstehende Hitze ableiten, bietet der große Bruder mehr Geschwindigkeit. Außerdem ist das Display etwas heller und die drei Mikrofone erstellen Audioaufnahmen in Studioqualität. Der etwas größere Akku lässt euch zudem bis zu zwei Stunden länger arbeiten.