Zum alten Eisen gehören nicht mehr genutzte Smartphones garantiert nicht. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Geräte trotz einer Neuanschaffung einer sinnvollen Aufgabe zuführen können.
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Alt, aber nicht nutzlos
Im Smartphone-Zeitalter sind Geräte, die mehr als zwei Jahre alt sind, praktisch schon antik. Die rasende Entwicklung in diesem Bereich ist dafür verantwortlich, dass viele Menschen zu Hause noch Geräte ohne echten Nutzen aufbewahren - obwohl diese eigentlich noch einwandfrei funktionieren. Wenn sogar das Kind das alte Smartphone irgendwann nicht mehr verwenden möchte, bleibt meistens nur noch die Entsorgung.
Dass es auch anders geht, zeigen wir Ihnen jetzt. Vorausgesetzt, alles funktioniert noch wie vom Hersteller geplant, können Sie dem Smartphone vielleicht noch eine der folgenden zehn Aufgaben zukommen lassen. Los geht's!
Dafür kann man ein altes Smartphone sinnvoll nutzen
Smart-Home-Steuerung ohne Zusatzkosten
Heute sind nicht nur Menschen intelligent, sondern auch Häuser. Das Smart-Home-Konzept automatisiert viele typische Arbeitsschritte zu Hause: Regulierung der Heizung, Nutzung der Lampen, Steuerung der Türschlösser. Populäre Lösungen sind Google Home oder Amazons Alexe-Assistentin. Im Bereich der Beleuchtung sind die Hue-Lampen von Philips sehr bekannt - und auch Überwachungskameras sind eher die Norm als die Ausnahme.
Hier können Sie gut ein altes Smartphone zum Einsatz kommen lassen, das praktisch aller Funktionen beraubt wird und nur noch als Fernsteuerung dient. Mit einer Wandhalterung (die Sie mit Hausmitteln vielleicht auch selbst basteln können) stecken Sie das Smartphone oder Tablet an eine Wand und nehmen es bei Bedarf - um vielleicht abends die Türschlösser zu verriegeln - kurz in die Hand und erledigen diese kleine Aufgabe.
Kleiner Nachteil: Sie müssen das Gerät natürlich permanent mit Strom versorgen, die Montage in der Nähe einer Steckdose ist also Pflicht. Sie werden danach feststellen, dass das Aufsuchen Ihrer Smart-Home-Steuerung langsam, aber sicher sowohl morgens als auch abends zur Routine wird.
Multifunktionale Fernbedienung für Geräte
Vielleicht besitzen Sie Fernseher, Soundbar, Receiver, einen HDMI-Stick à la Amazon Fire und viele andere Geräte - dann werden Sie wahrscheinlich auch eine eben solche Menge unterschiedlicher Fernbedienungen Ihr Eigen nennen. Das ufert abends beim Fernsehabend dann schnell aus, aber es geht auch sehr viel einfacher.
Je nach TV-Modell kann es nämlich sein, dass Sie es auch mit Ihrem Smartphone steuern können. Eine virtuelle Fernsteuerung via App wird direkt von den Herstellern selbst angeboten. Mit im Boot sind beispielsweise Samsung und LG oder auch Hi-Sense - und natürlich Amazon mit der Fire-App. Hin und wieder setzen die Hersteller der Produkte sogar ein Smartphone voraus. Sonos beispielsweise bietet einige Lautsprecher an, die Sie ohne App gar nicht nutzen können.
Schauen Sie also am besten einfach im Google Play Store vorbei und versuchen Sie, eine passende Fernbedienung für Ihr Gerät zu finden. Die restlichen Fernbedienungen können dann erstmal in einer Schublade verschwinden.
Mausersatz für bestimmte Nutzergruppen
Für einige Aufgaben ist ein Trackpad, wie Sie es etwa von Notebooks kennen, eine gute Sache. Mit der kostenlos verfügbaren App " Remote Mouse" können Sie ein altes Smartphone (oder Tablet) in genau so ein Trackpad verwandeln. Die einzige Voraussetzung ist, dass sich der Ziel-PC und das Handy im selben Netzwerk befinden.
Die Verbindung zwischen Computer, Smartphone und App wird über ein PC-Programm namens "Remote Mouse Server" hergestellt. Auf der offiziellen Webseite des Projektes finden Sie diese Software sowohl für Windows als auch macOS und Linux. Starten Sie das Programm und lassen Sie es einfach im Hintergrund laufen, während Sie auf dem Smartphone die Remote-Mouse-App starten. Dort sollten Sie dann den Computer als Zielgerät finden. Verbinden Sie ihn mit dem Smartphone.
Anschließend können Sie das Display des Smartphones als Trackpad verwenden, um die Maus auf dem PC zu steuern. Auch andere Funktionen stehen dort bereit, wie etwa die Steuerung eines Audioplayers oder das Starten bestimmter Programme.
Webcam-Alternative ohne Zusatzkosten
In Notebooks ist die Webcam zwar fester Bestandteil, Computermonitore bringen sie aber normalerweise nicht mit. Auch hier kann das Smartphone eine gute Lösung darstellen - und die teilweise eher bescheidenen Kameras von Notebooks können Sie mit dem Handy ebenfalls ersetzen, ohne viel Geld für eine gute, externe Lösung auszugeben.
Um dieses Ziel umzusetzen, müssen Sie sich einmal mehr in den Google Play Store begeben und dort die App " Droid Cam Wireless" herunterladen. Sie sorgt dafür, dass Sie die Smartphone-Kamera entweder über USB oder WLAN mit dem PC verbinden können. Starten Sie die App, um einige Zugangsdaten angezeigt zu bekommen. Diese benötigen Sie, um die Konfiguration auf dem PC abzuschließen. Dort brauchen Sie außerdem ein entsprechendes Programm, das Sie auf der Webseite der Entwickler unter https://www.dev47apps.com finden.
Sobald Sie die Software starten, tragen Sie die IP-Adresse, die Ihnen die App angezeigt hat, in das Feld "Device IP-Adresse" ein. Nun klicken Sie auf "Start" (in beiden Programmen), um die Verbindung zwischen den Geräten zu etablieren. Danach sollten Sie sofort das Bild, das Ihnen die Smartphone-Kamera anzeigt, auf dem PC sehen können.
Dies ist auch keine Spielerei: Sofern Kamera und Mikrofon im Gerätemanager von Windows erkannt wurden, können Sie die Smartphone-Webcam in jedem beliebigen anderen Programm, das Webcam-Support anbietet, verwenden. Bei jedem Neustart müssen Sie jedoch die oben genannte Prozedur wiederholen.
Autoüberwachung aus der Ferne
Autodiebstahl mag nicht besonders häufig vorkommen, aber eine Realität ist dieses Szenario trotzdem. Dagegen helfen können Sie sich mit GPS-Trackern, die dazu dienen, gestohlene Autos nachzuverfolgen und damit der Polizei ihre Arbeit zu erleichtern. Möchten Sie dafür kein Geld ausgeben, kommt ein Smartphone in Frage: Installieren Sie dafür die App " GPS Phone Tracker" aus dem Google Play Store. Anschließend erhalten Sie Informationen über Bewegungen des Autos (und auch den Standort, während es stillsteht).
Notwendig sind dafür zwei Handys: Das alte Modell, das Sie im Auto lassen und dort mit dem Strom verbinden, und Ihr normales Gerät, mit dem Sie die Position des Smartphones im Auto überwachen. Auf der Karte in der App sehen Sie dann sowohl die Position des eigenen Handys als auch die des Gerätes im Auto. Sofern sich das Auto in einer Stadt befindet, teilt Ihnen die App auch die genaue Adresse mit.
Bei Bedarf definieren Sie ausgesuchte Orte etwa als "Zuhause" oder "Arbeit". Dann wird Ihnen die App sofort Alarm geben, wenn sich das Auto von einem dieser Plätze entfernt. Auf der interaktiven Karte können Sie dann nachverfolgen, wohin sich das Auto gerade bewegt.
Zu bedenken ist, dass die GPS-Verbindung nur funktioniert, wenn sich im Smartphone im Auto eine SIM-Karte mit einem aktiven Datentarif befindet - denn irgendwie müssen die Daten schließlich übertragen werden. Da Sie aber bereits ab ungefähr drei Euro pro Monat entsprechende Tarife auf dem Markt finden, sollte dies keine große Hürde sein. Auch die Investition in eine großformatige Powerbank kann eine gute Idee sein, falls Sie Ihr Auto oft über einen längeren Zeitraum stehenlassen und das Smartphone ohne Ladung zwischendurch überleben muss.
Musikaufnahme im eigenen Tonstudio
Bei Apple und iOS ist die App " Garage Band" sehr bekannt, um mit Musik zu experimentieren. Unter Android hört ein vergleichbares Produkt auf den Namen " Walk Band": Darin finden Sie ein Tonstudio, mit dem Sie mehrspurige Aufnahmen abmischen, diverse eigene Musikinstrumente von Gitarre über Keyboard bis zum Schlagzeug und vieles mehr - kurz: alles, was Amateure brauchen.
Die verfügbaren Elemente erweitern Sie bei Bedarf durch Plug-ins, sodass noch Luft nach oben ist. Um die App freizuschalten, müssen Sie sich einen einzigen Werbefilm anschauen. In der App selbst stoßen Sie dann nur gelegentlich auf Werbung. Mit der Bedienung sollten Sie keine Probleme bekommen, da alles sehr intuitiv aufgebaut ist. Nach kurzer Zeit sollten also die ersten eigenen Akkorde aus den Lautsprechern schallen. In der "Musikzone" der App finden Sie von anderen Nutzern erstellte Stücke, die teilweise recht gut produziert sind.
Falls all das über das Ziel hinausschießt, wenden Sie sich stattdessen an die App " Diktiergerät": Wie der Name schon sagt, ersetzt Ihr Smartphone damit ein Diktiergerät. Sehr praktisch immer dann, wenn Sie beruflich Gespräche aufnehmen und Ihr privates Smartphone nicht dafür verwenden möchten. Durch die simple Bedienung (Start, Stopp und Aufnahme sind die einzigen Buttons) können Sie keinen Fehler machen.
Serverersatz ohne hohe Kosten
Die vergleichsweise hohe Rechenleistung moderner Smartphones bedeutet, dass sie sich auch für die Nutzung als Server recht gut anstellen. Vor allem bei Geräten mit microSD-Möglichkeit können Sie das Gerät so als lokalen Server mit recht viel Kapazität verwenden, um Daten innerhalb des Netzwerks zu verteilen. Eine gute App für diesen Einsatzzweck ist " Servers Ultimate".
Schon in der kostenlosen Variante der App finden Sie über 60 vorkonfigurierte Serveroptionen. So erstellen Sie ohne große Vorkenntnisse beispielsweise E-Mail-Server, FTPs, einen Proxyserver oder auch einen Webserver auf der Basis von Caddy. Natürlich stellt all dies gewisse Anforderungen an das Smartphone: Je höher dessen Leistung, desto mehr Aktionen kann der Server auch gleichzeitig verwalten. Die genannten Aufgaben übernimmt aber selbst ein mehrere Jahre altes Smartphone ohne großen Aufwand oder Probleme.
Medienserver ohne Zusatzgerät
Einen spezialisierten Server setzen Sie hingegen mit der App " iMedia Share" auf: Der kümmert sich vorrangig um Filme, MP3s, Videos, Bilder und ähnliche Mediendaten. Die dafür notwendigen Protokolle DLNA und UPnP werden unterstützt, was bedeutet, dass Sie etwa von kompatiblen Smart-TVs über das Netzwerk auf die Medieninhalte des Smartphones zugreifen können. Natürlich muss auch das Smartphone oder das Tablet diese Sprache verstehen, was aber bei praktisch allen modernen Modellen der Fall ist.
Nach dem Start der App sucht diese automatisch alle Mediendateien auf dem Gerät zusammen und ordnet diese in drei übersichtlichen Rubriken (Videos, Fotos und Musik). Befindet sich ein DLNA-kompatibles anderes Gerät im Netzwerk - etwa ein Smart-TV -, können Sie von dort aus auf die Inhalte des Smartphones zugreifen und diese abspielen. Probleme bekommen Sie eventuell, wenn es um das Streaming von HD-Inhalten geht - denn dann reicht die WLAN-Qualität oftmals nicht aus.
Smartphone als kleine Spielekonsole
Sind Sie bereits ein eher älteres Semester, können Sie sich vielleicht noch an die ersten Spiele à la Donkey Kong oder Pac Man erinnern. Möglicherweise packt Sie hin und wieder auch der Geist der Nostalgie und Sie würden diese alten Klassiker gerne wiederaufleben lassen. Dafür existieren seit geraumer Zeit Emulatoren, mit denen Sie diese alten Spiele zum Laufen bringen und fast in ihrer Urform genießen können.
Eine gute Idee dafür ist die App " Classic Boy", die vom ersten Game Boy bis zur PlayStation und Nintendo 64 alle wichtigen Konsolen unterstützt. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass Spiele aus lizenzrechtlichen Gründen natürlich nicht mitgeliefert werden. Zwar befinden sich viele der Spiele seit Jahrzehnten nicht mehr im Verkauf, weiterverbreitet werden dürfen sie aber trotzdem nicht. Vor allem Nintendo schaut hier sehr rigoros auf jede Verletzung der Urheberrechte.
Downloads aus dem Internet existieren zwar, die sind aber meist illegaler Natur. Eine Lösung bietet die Homebrew-Szene, die Sie etwa unter https://pdroms.de finden. Nicht kommerziell agierende Entwickler stellen dort ihre Spiele kostenlos zur Verfügung, sodass Sie sie unterwegs auf dem Smartphone genießen können. Die Steuerung über das Display sagt Ihnen gar nicht zu? Über einen OTG-Adapter verbinden Sie typische USB-Controller (etwa einen Xbox-Controller oder auch das Modell der Nintendo Switch) mit dem Smartphone. Ab zehn Euro sind Sie in diesem Fall schon dabei.
Auslagerung von Rechenkapazitäten
Ein Smartphone allein mag eine eher überschaubare Rechenleistung bieten - doch alle Geräte auf der Welt bieten extreme Leistungsreserven, die in der Regel aber ungenutzt im Schrank liegen. Hier können Sie eine gute Tat vollbringen und die Kapazität Ihres Smartphones für Forschungsprojekte zur Verfügung stellen.
Eine dafür passende App ist " Dream Lab". Die Vodafone Foundation arbeitet dafür mit dem Imperial College in London zusammen, um so viele Smartphones wie möglich miteinander zu verbinden und auf diese Weise praktisch einen virtuellen Supercomputer zu errichten.
Sie sind hier auch nicht zu 100 % an die Bedingungen des Colleges gebunden: Nach dem Start der App wählen Sie in "Projekte" aus, welches der aktuellen Forschungsvorhaben Sie unterstützen möchten. Wenden Sie sich beispielsweise der Krebstherapie zu oder sagen Sie, zumindest aktuell, dem Coronavirus den Kampf an.
Wie sich die App letztendlich verhält, können Sie selbst definieren. Beispielsweise schaltet sich Dream Lab immer dann ein, wenn sich die Akkuleistung auf mehr als 80 % beläuft - und die App schaltet sich auf Wunsch unterwegs aus, um das Datenvolumen zu schonen. Wer mag, startet das Programm einfach selbst und lässt es rund um die Uhr rechnen. Dann sollten Sie das alte Smartphone aber permanent an den Strom hängen.
Alternative: spenden!
Sollten alle zehn Tipps nicht so ganz ins Schwarze treffen, bleibt noch die Übermittlung der Geräte an gemeinnützige Organisationen. Hier zeigen sich die Hersteller und Unternehmen auch gerne großzügig: NABU arbeitet etwa mit Telefonica Deutschland zusammen, alternativ schauen Sie sich vielleicht unter https://www.handysfuerdieumwelt.de um. Auch die Deutsche Telekom betreibt ein solches Projekt, das Sie unter https://www.handysammelcenter.de aufrufen können. Mit dem Verkauf und Recycling alter Smartphones sammelt das Unternehmen Geld, um damit soziale Projekte zu unterstützen.
Dass sich diese Projekte lohnen könnten, wird nach einem Blick auf die blanken Zahlen deutlich: Das normalerweise verlässliche Bitkom Research hat in einer Studie festgestellt, dass ungefähr 200 Millionen ungenutzte Handys in den Schubladen der Deutschen ihr Dasein fristen. Würden all diese Geräte einem guten Zweck zukommen, wäre vielen geholfen. Machen Sie im Zweifelsfall also den ersten Schritt und gehen Sie mit gutem Beispiel voran!