Die Demokraten wollen Joe Biden bei ihrem Parteitag zum Kandidaten für die Wahl küren. Kurz zuvor verschärft Präsident Trump die Angriffe auf seinen Kontrahenten.
Washington (dpa) - Unmittelbar vor dem Parteitag der Demokraten hat der republikanische US-Präsident Donald Trump vor einer Wahl seines Herausforderers Joe Biden im November gewarnt. Ex-Vizepräsident Biden sei "eine Marionette linker Extremisten", sagte Trump in Mankato im Bundesstaat Minnesota.
Sie wollten "amerikanische Freiheit durch linken Faschismus ersetzen". Bei einem Auftritt in Oshkosh (Wisconsin) sagte Trump: "Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Wahl, die wir jemals hatten." Er fügte hinzu: "Wir werden für das Überleben unserer Nation und der Zivilisation an sich kämpfen."
"EIN TROJANISCHES PFERD FÜR SOZIALISMUS"
Beim Parteitag der Demokraten in Milwaukee in Wisconsin - der am Montagabend (Ortszeit) beginnen sollte - soll Biden offiziell zum Kandidaten gekürt werden. Trump sagte: "Biden ist nur ein trojanisches Pferd für Sozialismus." Trump trat am Montag drei Mal vor Anhängern auf - zwei Mal in Minnesota und einmal in Wisconsin. Beide Bundesstaaten sind sogenannte Swing States, denen bei der Wahl besondere Bedeutung zukommt, da sie nicht eindeutig einer der beiden Parteien zuzuordnen sind. In den kommenden Tagen will Trump mit Arizona und Pennsylvania zwei weitere Swing States besuchen.
PARTEITAG IM ZEICHEN VON CORONA
Der viertägige Parteitag der Demokraten findet wegen der Corona-Pandemie weitgehend online beziehungsweise über Videokonferenzen statt und nicht wie ursprünglich geplant mit Tausenden Delegierten und Zehntausenden Gästen. "Wir mögen physisch getrennt sein, aber diese Woche kommen Demokraten aus der ganzen Nation zusammen, um unsere Vision für ein besseres Amerika vorzustellen", schrieb Biden am Montag auf Twitter.
TRUMP GIBT SICH ALS PRÄSIDENT FÜR RECHT UND ORDNUNG
Trump sagte in Minneapolis (Minnesota), mit Biden und dessen Vize-Kandidatin Kamala Harris wollten die Demokraten ihren "linken Krieg gegen Polizisten" ins Weiße Haus tragen. In Minneapolis war Ende Mai der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden. Der Fall hatte Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land ausgelöst. Trump kündigte an, Recht und Ordnung wieder herzustellen. Biden warf er vor, Polizeibehörden die Finanzierung entziehen zu wollen, was nicht zu den Forderungen des Ex-Vizepräsidenten gehört.
Trump sagte: "Wir werden unsere Städte und unsere Vororte vor einer Zukunft aus Kriminalität und Chaos, Korruption und wirtschaftlichem Zusammenbruch schützen, die die Marionette Joe Biden in Amerika entfesseln würde." Mit Blick auf die Demokraten fügte Trump hinzu: "Ihre Sympathien gelten Gesetzesbrechern und Kriminellen. Mein Herz schlägt für gesetzestreue, hart arbeitende Amerikaner." Er bitte um die Stimmen all jener, die glaubten, "dass Polizisten nicht Feinde sind, sondern Helden".
Trump versprach, im Fall seiner Wiederwahl Steuern zu senken und Regularien abzubauen. Innerhalb von zehn Monaten wolle er zehn Millionen neue Jobs schaffen, sagte er. Außerdem werde er die Abhängigkeit von China bei medizinischen Produkten beenden.
DIE KANDIDATEN UND DIE PANDEMIE
Trump warf Biden vor, wegen der Corona-Pandemie alle Amerikaner über Monate hinweg in ihre Keller sperren zu wollen. Seine Regierung verfolge dagegen im Kampf gegen das Virus einen Kurs, der sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiere. Biden schrieb auf Twitter: "Stellen Sie sich nur vor, wo wir jetzt wären, wenn wir einen Präsidenten hätten, der den Wissenschaftlern zuhören würde." Nach Daten der Johns-Hopkins-Universität hat die Pandemie in den USA inzwischen mehr als 170.000 Menschen das Leben gekostet.
MICHELLE OBAMA WIRBT FÜR BIDEN
Die frühere First Lady Michelle Obama lobte Biden als "zutiefst anständigen Mann". "Er hört zu. Er wird die Wahrheit sagen und der Wissenschaft vertrauen", sagte sie in einem vorab veröffentlichten Ausschnitt ihrer Parteitagsrede.
Die Frau von Ex-Präsident Barack Obama gehört zu den prominentesten Rednern, die auf dem Programm des Parteitags stehen. Was sie über Biden sagte, steht im Kontrast zu dem, was Kritiker Trump vorwerfen: Dass dieser nicht auf seine Berater höre, Lügen erzähle und die Wissenschaft ignoriere. Biden, der unter Barack Obama Vizepräsident war, habe in dem Amt einen "fantastischen" Job gemacht, sagte Michelle Obama. "Er weiß, was es braucht, um eine Wirtschaft zu retten, eine Pandemie zurückzuschlagen und unser Land zu führen."
Neben Michelle Obama sollte zum Auftakt des Parteitags auch der linke Senator Bernie Sanders sprechen, der Biden im Vorwahlkampf unterlegen war. Außerdem stehen die Gouverneure Gretchen Whitmer (Michigan) und Andrew Cuomo (New York) sowie vier Republikaner auf dem Programm. Die Demokraten erhoffen sich von ihrem Auftritt, auch andere Anhänger von Trumps Partei auf ihre Seite zu ziehen.