Die Zahl der ans RKI gemeldeten neuen Ansteckungen ist stark eingebrochen. Ein gutes Zeichen in der Corona-Krise? Nein, denn der Wert hat isoliert betrachtet wenig Aussagekraft.
Berlin (dpa) - Bei den vergleichsweise hohen Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Deutschland gibt es kein Zeichen der Entspannung.
Zwar meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am frühen Morgen deutlich weniger neue Ansteckungen als an den beiden Tagen zuvor. Das war allerdings zu erwarten, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln.
Da die vom RKI registrierte Zahl der täglichen Neuansteckungen wegen des Meldesystems stark vom Wochentag abhängig ist, liefert ein anderer Wert einen besseren Anhaltspunkt zum Infektionsgeschehen: die ans RKI gemeldeten Fälle binnen einer Woche. Diese Zahl lag am Sonntag bei 6837 (Datenstand 16.8., 0 Uhr), und damit nur leicht unter den 6914 vom Vortag. Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 5271, vor einem Monat sogar nur bei 2304.
Das RKI weist außerdem darauf hin, dass nur noch weniger als 30 Kreise binnen sieben Tagen keine Fälle übermittelt haben - einen Monat zuvor waren es noch mehr als 100 gewesen. "Dieser Trend ist sehr beunruhigend."
Die Gesundheitsämter in Deutschland hatten dem RKI jüngst 625 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet, wie aus Angaben vom frühen Sonntagmorgen hervorgeht. Am Freitag und Samstag hatte das RKI jeweils noch mehr als 1400 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann stark gesunken und lag über Wochen bei deutlich unter 1000. Seit Ende Juli steigt sie wieder.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 223.453 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 16.8., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben zum Vortag unverändert bei 9231. Bis Sonntagmorgen hatten etwa 201.300 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 16.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,21 (Vortag: 1,29). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 16.8., 0.00 Uhr, bei 1,13 (Vortag: 1,23). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.