Schutzmasken sollen verhindern, dass das Corona-Virus weitergegeben wird. In vielen Klassenzimmern gibt es trotzdem keine Maskenpflicht. In Bussen und Bahnen gibt es sie schon - aber nicht jeder hält sich daran. Helfen Bußgelder?
Berlin (dpa) - Angesichts wieder steigender Corona-Infektionszahlen in Deutschland rückt die Maskenpflicht immer stärker in den Blickpunkt.
Mehrere Bundesländer verschärfen die Gangart, um "Maskenmuffeln" Herr zu werden. So will etwa Nordrhein-Westfalen bei Verstößen gegen die Maskenpflicht künftig ohne Vorwarnung ein Bußgeld von 150 Euro verhängen. Vor dem Ende der Sommerferien in mehreren Bundesländern reißt zudem die Debatte um eine Maskenpflicht im Klassenzimmer nicht ab. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle empfiehlt zumindest für ältere Schüler das Tragen einer Maske - auch während des Unterrichts.
Seit Mitte Juli geht die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland wieder deutlich nach oben. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwochmorgen meldete, wurden binnen eines Tages 741 Neuinfektionen gemeldet.
In öffentlichen Verkehrsmitteln soll die Pflicht zum Tragen einer Schutzmaske deshalb rigoroser durchgesetzt werden als bisher. In Nordrhein-Westfalen wurde ein Bußgeld bisher erst dann fällig, wenn Fahrgäste sich trotz einer entsprechenden Aufforderung weiter weigerten, die Maske aufzusetzen. Diese Ermahnung soll nun wegfallen. "Wer ohne Mund-Nasen-Schutz erwischt wird, muss an der nächsten Haltestelle raus und zahlen", erklärte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) in der "Rheinischen Post" (Mittwoch).
Schleswig-Holstein will nun ebenfalls Bußgelder für Maskenverweigerer einführen. "Wir finden die Idee gut", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in Kiel. Niedersachsen möchte das Bußgeld nach nordrhein-westfälischem Vorbild von derzeit 20 auf 150 Euro anheben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verteidigte die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. "Mich nervt das Maske-Tragen auch manchmal, aber es ist doch im Vergleich zu allen anderen Dingen, die wir erlebt haben im März, April ein echt milderes Mittel", sagte der CDU-Politiker im "Morning Briefing"-Podcast (Mittwoch) von Gabor Steingart.
Eine Maskenpflicht an Schulen ist - außer in Nordrhein-Westfalen - bislang allenfalls für den Schulhof und das Treppenhaus vorgesehen. Eine Stellungnahme der Leopoldina macht sich aber auch für Schutzmasken im Klassenzimmer stark. In einem Papier, an dem unter anderen der Charité-Virologe Christian Drosten und RKI-Präsident Lothar Wieler mitgearbeitet haben, wird empfohlen, dass von der fünften Klasse an auch im Unterricht Maske getragen wird, wenn nicht ausreichend Abstand möglich ist.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält eine lokal begrenzte Maskenpflicht im Unterricht im Fall eines Corona-Hotspots für möglich. "Es ist im Rahmen des kommunalen Krisenmanagements durchaus denkbar, dass die Verantwortlichen vor Ort entscheiden, aufgrund der akuten Infektionslage eine Maskenpflicht für einen befristeten Zeitraum vorzusehen", sagte Weil der Deutschen-Presse-Agentur in Hannover.
Trotz der Corona-Pandemie sollen die Schulen nach den Sommerferien wieder den Regelbetrieb aufnehmen. Mecklenburg-Vorpommern war bereits am vergangenen Montag ins neue Schuljahr gestartet. Hamburg folgt an diesem Donnerstag, danach sind Berlin, Brandenburg, NRW und Schleswig-Holstein an der Reihe. "Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf Bildung, dieses lässt sich am besten in der Schule verwirklichen", sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
Anders als die Schulen will die Fußball-Bundesliga zwar noch nicht zum Regelbetrieb zurückkehren, doch zumindest eine geringe Zahl von Fans in den Stadien ermöglichen. Das Konzept der Proficlubs, das ein Verbot von Alkohol, Stehplätzen und Gästefans vorsieht, stößt bei der Bundesregierung auf vorsichtige Zustimmung. Es komme entscheidend auf die Umsetzung vor Ort an, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Die Signale aus den Bundesländern sind jedoch verhalten. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) äußerte sich skeptisch, und Niedersachsens Regierungschef Weil sagte: "Ob das dann auch in der Praxis so durchzuhalten ist, das wird erst noch sehr genau zu prüfen sein."