Das Lernen mit iPad und Apps muss in Deutschland endlich Normalität werden. Wir zeigen, wie so ein Modell aussehen kann.
Die Corona-Pandemie hat die Debatte zum Stand der Digitalisierung der Schulen in Deutschland befeuert und die bisherigen Versäumnisse in puncto digitales Lernen offenbart. Obwohl Smartphones und Tablets zum Medienkonsum und für die Kommunikation auch unter Schulkindern längst weit verbreitet sind und auch im Land der Bargeldliebhaber im vergangenen Jahr das kontaktlose und sichere Bezahlen mit Apple Pay Einzug gehalten hat, geht es in den Schulen selbst immer noch sehr analog zu.
WIE STEHT ES UM DAS DIGITALE LERNEN IN DEUTSCHLAND?
„Wir haben eine Fünf geschrieben – und müssen jetzt nachsitzen. Wir haben zu lange gehadert und den Digitalpakt nicht umgesetzt.“ Mit diesen Worten fasste kürzlich die Unternehmerin und Digitalexpertin Verena Pausder bei ihrem Auftritt in der Talkshow „Hart aber fair“ den Status Quo zusammen.
Mit dem Digitalpakt Schule haben Bund und Länder vor rund einem Jahr die rechtlichen und finanziellen Grundlagen geschaffen, um die Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik zu verbessern. Das Ziel: Die digitale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken und die Qualifikation der Lehrenden zur Nutzung digitaler Medien und zur Vermittlung digitaler Kompetenzen zu steigern. Die Anbindung an schnelles Internet und die Ausstattung der Schulen mit geeigneten Anzeigegeräten wie interaktiven Whiteboards sind zentrale Maßnahmen. Auch Klassensätze mobiler Endgeräte wie iPads sind in begrenztem Maße förderungsfähig. Bis Ende 2020 können neben Investitionen in die Infrastruktur auch digitale Bildungsinhalte gefördert werden, um das Homeschooling infolge der Corona-Pandemie besser zu unterstützen.
Allerdings wurden die Mittel von den Bundesländern bisher nur sehr zögerlich abgerufen, wie eine Befragung des Digitalverbands Bitkom Mitte März zeigt.
Dass digitales Lernen auf dem Stundenplan von Schülern und Lehrenden bisher zu kurz kommt, zeigt auch eine weitere Befragung im Auftrag des Bitkom unter Schülerinnen und Schülern an weiterbildenden Schulen: Drei Viertel der Befragten finden die Auswahl an digitalen Lehrangeboten an ihrer Schule zu gering. Zugleich sind sie der Ansicht, dass Lehrer für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht besser geschult sein sollten. 85 Prozent fordern, dass jeder Schüler für den Unterricht ein mobiles Endgerät gestellt bekommen sollte.
WAS BEDEUTET DIGITALES LERNEN EIGENTLICH?
Mit digitalem Lernen oder Online Lernen ist zunächst einmal das Lernen mithilfe von digitalen Medien wie Smartphone, iPad oder interaktivem Whiteboard und den entsprechenden Apps und Programmen gemeint. Digitale Bildung reicht weiter und umfasst dabei die kompetente, sichere und kritisch-reflektierte Mediennutzung. Das Strategiepapier der Kultusministerkonferenz (KMK)„Bildung in der digitalen Welt“ von 2016 stuft Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation ein, deren Vermittlung bereits in der Grundschule einsetzen sollte.
Dass der richtige Einsatz von Technik in der Bildung positive Auswirkungen auf das Lernverhalten hat, belegen längst auch diverse Studien. Eine groß angelegte Metastudie im Auftrag der KMK, die 79 internationale Studien auswertet, kommt zu dem Ergebnis, dass Schüler motivierter und besser sind, wenn sie mit digitalen Medien arbeiten. Die besten Ergebnisse erzielen sie, wenn digitale mit klassischen Unterrichtsmaterialien kombiniert werden und die Schüler in Teams unter der professionellen Begleitung von geschulten Lehrkräften arbeiten.
In diesem Sinne geht digitales Lernen auch weit über das bloße Lernen mit digitalen Mitteln hinaus und bringt eine grundlegende Veränderung der Arbeitsweise mit sich: kollaborativ statt frontal, spielerisch, selbstständig und praxisorientiert.