Die Vorbereitungen laufen: Am Montag endet die deutsche Reisewarnung wohl für 27 europäische Länder, und die meisten Staaten lassen wieder Touristen ins Land. Spanien beendet die Grenzschließung nun schon früher als geplant.
Berlin/Frankfurt (dpa) - Ab in den Süden: Von Montag an können Urlauber aus Deutschland wieder zu beliebten Zielen in Europa aufbrechen.
Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes als Folge der Corona-Pandemie wird voraussichtlich für 27 europäische Staaten aufgehoben, zugleich lassen die meisten Länder wieder Touristen einreisen.
Spanien als Urlaubsland Nummer eins der Bundesbürger im Ausland folgt bald darauf, nachdem die Regierung in Madrid die Öffnung der Grenzen für Reisende aus dem Schengenraum wegen sinkender Corona-Zahlen auf den 21. Juni vorgezogen hat. Bisher war dies erst für den 1. Juli geplant. In einer Woche soll dann auch die Quarantänepflicht entfallen. Und bis zu 10.900 Urlauber aus Deutschland sollen für einen Test von Montag an nach Mallorca und auf die anderen Balearen-Inseln fliegen dürfen.
Nach knapp drei Monaten öffnete Polen seine Grenzen zu allen EU-Nachbarländern in der Nacht zum Samstag wieder. An Grenzorten wurde das gefeiert. Fast alle anderen EU-Staaten folgen an diesem Montag.
Die Grenzkontrollen bei der Einreise nach Deutschland enden in der Nacht zum Montag um Mitternacht, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Lediglich die lange zuvor eingeführten Kontrollen gegen irreguläre Migration an der Grenze zu Österreich bleiben bestehen.
Bei den coronabedingten Kontrollen an den Grenzen hat die Bundespolizei bis zum 11. Juni rund 196.000 Zurückweisungen ausgesprochen. Diese Zahl nannte Bundesinnenminister Horst Seehofer der "Bild am Sonntag".
Flughäfen, Airlines und Reiseveranstalter haben sich mit Hygiene- und Sicherheitskonzepten auf den Neustart des Tourismus ins Ausland vorbereitet. Die Lufthansa erweitert ihr Angebot. Die Deutsche Bahn will bis Ende Juni wieder in alle Nachbarländer fahren. Die meisten Flugreisen großer Veranstalter beginnen im Laufe der Woche oder Anfang Juli.
Kanzleramtsminister Helge Braun warnte vor den Infektionsgefahren durch die bevorstehende Reisesaison. "Wenn Urlaubsrückkehrer aus einem Hotspot sich in ganz Deutschland verteilen würden und wir die Infektionsketten nicht erkennen könnten: Dann kommen wir sehr schnell wieder in eine Situation, in der wir bundesweite Maßnahmen ergreifen müssten", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es sei jedoch die "Top-Priorität" der Regierung, dass so etwas nicht wieder passiere.
Das Bundeskabinett hatte beschlossen, die weltweite Reisewarnung für 31 europäische Länder aufzuheben, für die vier Staaten Spanien, Schweden, Norwegen und Finnland wird das voraussichtlich aber noch nicht am Montag geschehen. Für die 27 anderen Länder gibt es dann ausführliche Hinweise, in denen über die landesspezifischen Risiken informiert wird. Das kann auch bedeuten, dass von touristischen Reisen abgeraten wird. Zum Beispiel bei Großbritannien soll das der Fall sein, solange dort noch eine 14-tägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden besteht.
Für mehr als 160 Staaten soll die Reisewarnung zunächst bis zum 31. August verlängert werden. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte aber klargemacht, dass es auch da noch Ausnahmen geben könnte - zum Beispiele für beliebte Urlaubsländer wie die Türkei, die bereits den Flugverkehr nach Deutschland wieder aufgenommen hat. Das Land am Bosporus ist das drittbeliebteste Urlaubsziel der Deutschen im Ausland nach Spanien und Italien. Die türkische Regierung dringt auf eine Aufhebung der Reisewarnungen "zum frühestmöglichen Zeitpunkt".
Die Lufthansa weitet ihr Angebot ab Montag aus, allein um 34 zusätzliche deutsche und europäische Ziele ab München und rund 20 ab Frankfurt. Im Fokus stünden dabei wie in der ersten Juni-Hälfte touristische Sommerziele. 80 Maschinen wurden reaktiviert.
Insgesamt bleibt die Auswahl an Flügen für Reisende begrenzt. Verglichen mit dem Juni 2019 bieten die Fluggesellschaften nach Branchenangaben im Laufe dieses Monats 14 bis 15 Prozent der üblichen Sitzplatzkapazität an. Die Nachfrage werde nur schrittweise wieder zunehmen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow, der dpa.
Bei Veranstalterreisen dürften am Montag vor allem die Urlauber starten, die mit dem eigenen Auto, Bussen oder der Bahn anreisen. Der erste Ferienflug in den Süden - abgesehen von dem Balearen-Test - startet beim Branchenprimus Tui am Mittwoch (17. Juni) nach Faro.
Tui sieht derzeit einen Nachholeffekt. "Die ersten Pauschalreisen ab Montag nach Mallorca waren innerhalb von 36 Stunden ausverkauft. Neben den spanischen Inseln sind Griechenland, Kroatien und Portugal gefragt. Zypern liegt erstmals ebenfalls ganz vorn", hieß es am Sonntag beim Reisekonzern.
FTI ist am Montag mit Flügen nach Athen und Tessaloniki dabei. Weitere Ziele folgen Ende Juni/Anfang Juli. Bei DER Touristik starten die ersten Flugreisen ab Samstag (20. Juni) nach Portugal. Alltours bietet ab 1. Juli - in Nordrhein-Westfalen ab Ferienbeginn - Flugpauschalreisen in verschiedene EU-Länder an.
Alltours-Chef Willi Verhuven geht davon aus, "dass wir im Sommer 50 Prozent des Vorjahresniveaus erreichen werden. Gerade die Kanaren, Griechenland, Mallorca und die Türkei sind sehr gefragt", sagte er jüngst der "Rheinischen Post".
Auch DER Touristik berichtete deutlich anziehenden Buchungen für den Sommer im Ausland. Höhere Nachfrage gebe es unter anderem für Griechenland, die Türkei, Balearen und Kanaren sowie Tunesien und den Indische Ozean.
Maas hatte am 17. März wegen der Corona-Pandemie eine Reisewarnung für Touristen für alle fast 200 Länder der Welt ausgesprochen - und damit eine kostenlose Stornierung von Reisen ermöglicht.
Eine Rückholaktion für 240.000 Touristen, wie nach Ausbruch der Corona-Pandemie, wird es nach Angaben des Auswärtigen Amts nicht noch einmal geben. Die betreffenden Reisenden sollen bald ihre Rechnungen erhalten. "Die Teilnehmer werden individuell über den jeweils zu tragenden Kostenanteil in den nächsten Tagen und Wochen informiert", hieß es am Samstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Zuvor hatte das ARD-Hauptstadtstudio über das Thema berichtet.