Im Kreis Coesfeld im Münsterland wird ab Montag doch nicht gelockert - weil die Corona-Fallzahlen stark angestiegen sind. Zentrum des Ausbruchs ist eine Fleischfabrik.
Düsseldorf (dpa) - Nach dem Corona-Ausbruch in einer Fleischfabrik in Coesfeld ist die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Arbeiter bis Sonntagmittag auf 205 gestiegen. Nach Angaben des Kreises lag knapp die Hälfte der Ergebnisse von bisher rund 950 Corona-Tests vor.
Erneut seien am Sonntag Teams des Gesundheitsamtes vor Ort, um die Arbeiter des betroffenen Betriebes der Firma Westfleisch in ihren verstreut im Kreis Coesfeld liegenden Unterkünften zu testen und über die Quarantäne zu belehren, sagte ein Sprecher. Dabei unterstützten sie Dolmetscher. Die Arbeiter würden "engmaschig betreut". Insgesamt hat der betroffene Betrieb rund 1200 Beschäftigte.
Die Arbeiter sind nach Angaben von Westfleisch mehrheitlich in Wohnungen mit drei, vier oder fünf Personen untergebracht. Viele Arbeiter in der Fleischbranche kommen aus Osteuropa.
Der Kreis Coesfeld hatte in Abstimmung mit der NRW-Landesregierung als Konsequenz aus dem Corona-Ausbruch bereits einen Großteil der eigentlich von Montag an landesweit geplanten Lockerungen der Corona-Auflagen um eine Woche verschoben. Außerdem sollen die bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Corona-Virus getestet werden.
Der Grünen-Ortsverband in Dülmen im Kreis Coesfeld warf der Verwaltung vor, zu spät auf den Corona-Ausbruch reagiert zu haben. Schon zu Beginn der vergangenen Woche sei bekannt gewesen, dass sich in der Fleischfabrik ein Hotspot der Pandemie gebildet habe. Der Betrieb sei aber noch bis Freitag weitergelaufen.
Das Verwaltungsgericht Münster hat indessen einen Eilantrag der Firma Westfleisch gegen die befristete Schließung ihres Betriebes in Coesfeld abgelehnt. Der Kreis hatte die Schließung des Schlacht- und Zerlegebetriebes von Samstag bis 18. Mai verfügt. Diese auf dem Infektionsschutzgesetz beruhende Verfügung sei "nach Aktenlage aller Voraussicht nach rechtmäßig", teilte das Gericht am Sonntag mit.
Nach dem Corona-Ausbruch in Coesfeld liegt die Zahl der Neuinfektionen in dem Kreis auch weiterhin deutlich über der vereinbarten Obergrenze. Laut einer Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag lag der Wert bei rund 85 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Stand 10.5. 00.00 Uhr).
Nach Angaben des RKI vom Samstag hatte dieser Durchschnittswert noch 76 betragen (Stand 9.5. 00.00 Uhr). Das RKI weist aber darauf hin, dass es unter anderem durch einen Verzug bei Datenübermittlungen zu Diskrepanzen zwischen seinen Angaben und den tatsächlichen lokalen Zahlen kommen kann.
Neben dem Kreis Coesfeld liegen derzeit vier Orte in Deutschland über dem am Mittwoch von Bund und Ländern vereinbarten Grenzwert von 50 Neuinfektionen, ab dem Beschränkungen greifen sollen: Die Stadt Rosenheim in Bayern, die Landkreise Greiz und Sonneburg in Thüringen sowie der Landkreis Steinburg in Schleswig-Holstein.