In den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes in Deutschland kommt Bewegung. Bislang waren die Provider vor allem in Großstädten aktiv oder bauten geschlossene 5G-Campus-Netze für Unternehmen. Nun geht Vodafone in die Fläche, die Telekom will folgen.
Düsseldorf (dpa) - Gut zehn Monate nach der Versteigerung der Funkfrequenzen für die fünfte Mobilfunkgeneration in Deutschland hat Vodafone nun auch den 5G-Ausbau in der Fläche gestartet.
Dabei wurden 5G-Anlagen im ländlichen Raum in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg gemeinsam mit dem Technologiepartner Ericsson in Betrieb genommen. Die Deutsche Telekom kündigte am Mittwoch ebenfalls einen 5G-Ausbau in der Fläche an. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung werde im Laufe des Jahres von 5G profitieren können.
Bislang hatten sich Vodafone und die Telekom auf die Städte konzentriert. Der Provider verwendet für die 5G-Versorgung auf dem Land den Frequenzbereich von 700 MHz, der bereits im Jahr 2015 versteigert wurde und nun auch für die 5G-Nutzung freigeräumt wurde. Im Gegensatz zu den im Juni 2019 vergebenen höheren Frequenzen in den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz kann man mit den niedrigeren Frequenzen größere Reichweiten erzielen und damit größere Flächen versorgen. Außerdem sind sie in Gebäuden besser zu empfangen.
"Vodafone bringt 5G dorthin, wo Netz zuvor nur ganz schwach oder gar nicht verfügbar war", sagte der Deutschlandchef des Unternehmens, Hannes Ametsreiter am Mittwoch. Bei dem 5G-Ausbau verwendet Vodafone ein spezielles technisches Verfahren (Dynamic Spectrum Sharing), mit dem neben 5G auch 4G (LTE) angeboten werden kann. Befindet sich ein Kunde mit einem LTE-Handy (4G) im Umkreis der Mobilfunkstation, surft er im LTE-Netz. Wird bereits ein 5G-Smartphone verwendet, stellt die Mobilfunkstation automatisch 5G bereit.
"Damit bauen wir das Netz fürs vernetzte Fahren, für noch mehr Empfang im Home Office und für endlich mehr Geschwindigkeit auch auf dem Land. So schaffen wir den richtigen Mix zwischen Bandbreite und Reichweite für Deutschland", sagte Ametsreiter.
Die nun aktivierten Mobilfunkstandorte liegen im NRW-Hochsauerlandkreis in Berge (Meschede), Brilon, Olsberg, Bad Wünneberg und Bad Fredeburg. In Baden-Württemberg funkt das Netz jetzt in Ulm, Blaustein und Heroldstatt, in Bayern in Buch (Kreis Neu-Ulm) sowie in Brandenburg in Müncheberg.
Die Deutsche Telekom funkt noch nicht in der Fläche, bereitet aber Netzstationen auf dem Land auf die neue Technik vor. Derzeit gebe es Testläufe, darunter an zwei Standorten in der Nähe von Wittlich in Rheinland-Pfalz. Über eine modernisierte Systemtechnik werde die vorhandene Antenne angesteuert und bekomme damit ein Upgrade auf 5G: "So sind wir deutschlandweit unterwegs, um diese 5G-Variante in unserem Netz zu erproben", erklärte Walter Goldenits, Technikchef der Telekom in Deutschland.
Eine Mobilfunkstation, die im Bereich von 700 Megahertz funkt, versorgt nach Angaben von Vodafone eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern mit 5G. Das sei fünf Mal mehr als die Fläche, die eine 3,5 Gigahertz Mobilfunkstation mit 5G versorgen könne. In diesem Geschäftsjahr werde Vodafone über die 700-Megahertz-Frequenzen mehr als 8000 Antennen an 2800 Standorten für 5G freischalten. Damit würden mehr als 60.000 Quadratkilometern mit dem schnellen Netz versorgt, eine Fläche deutlich größer als die Niederlande oder Dänemark. Diese Technik werde Vodafone auch dabei helfen, die Auflagen der Bundesnetzagentur zur Flächenversorgung zu erfüllen.
Mit einem 5G-tauglichen Smartphone oder einem 5G-Router für die Vernetzung eines Gebäudes können nach Angaben von Vodafone-Technikchef Gerhard Mack Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde erzielt werden. Das ist schneller als die meisten Festnetzanschlüsse in Deutschland. "Für uns fängt heute die Stufe zwei des 5G-Ausbaus an", sagte Mack. In den ersten Stationen im ländlichen Raum habe man Technik des schwedischen Ausrüsters Ericsson verwendet, später werde man aber auch Technik des chinesischen Anbieters Huawei verbauen.
Verbraucher in ländlichen Gebieten, die das 700-MHz-Spektrum nutzen wollen, müssen bei der Anschaffung eines neuen 5G-Geräts darauf achten, dass es auch dieses Frequenzband unterstützt. Mack betonte, es gebe inzwischen etliche Smartphones, die in allen relevanten Frequenzbereichen funkten.
Die Auktion der Frequenzen für den superschnellen Funkstandard 5G war im Juni nach einer zähen Bieterschlacht zu Ende gegangen. Insgesamt 6,55 Milliarden Euro hatten die großen Mobilfunkkonzerne zusammen dafür gezahlt.