Seven-Car-Spezialist Caterham bringt mit dem Super Seven 1600 sein am stärksten Retro orientiertes Modell auf den Markt.
Mit seinem neuen Super Seven 1600 möchte Caterham nach eigener Aussage allen Ernstes den "Glamour des Autofahrens der 1970er" ins Jahr 2020 holen – "abzüglich der Nachteile." Wer jetzt beim Fahren in den 1970er-Jahren nicht als erstes an Glamour denkt, dem dürfte Caterham verzeihen – der unkonventionelle Hersteller bezieht sich nämlich ausschließlich auf seine eigene Vergangenheit. Allerdings ging es auch dort eher sportlich als glamourös zu.
Echte Lotus-Gene
Caterham führt hauptsächlich die superleichten Lotus Seven der dritten Serie fort – entworfen hatte diese Lotus-Gründer Colin Chapman. Nachdem Lotus die Einstellung seiner Produktion ankündigte, kaufte 1973 Lotus-Händler Graham Nearn aus dem südlich von London gelegenen Örtchen Caterham die Rechte, weiterhin Autos im Stile des Lotus Seven bauen zu dürfen. Als frisch gebackener Autohersteller benannte er seine Firma nach seinem Heimatort – seit Februar 2013 hat Caterham allerdings keine Niederlassung mehr in seinem Gründungsort. Und was Caterham schnell änderte: Die langen fest mit der Karosserie verbundenen Front-Kotflügel (Flared Wings) wichen kleinen beweglichen Bauteilen (Cycle Wings), die beim Einschlagen der Räder mitlenken. Zwar gab es die festen Kotflügel hin und wieder, so beim 1996 auf der Birmingham Motor Show vorgestellten Jubiläums-Modell 40th Anniversary, aber sie waren selten. Der jetzt neue Super Seven 1600 hat sie wieder.
Retro wegen Kunden-Sehnsucht
Laut Caterham war die Sehnsucht der Kunden nach Retromodellen groß. Die Super Seven genannte Klassik-Variante hat ihren gedanklichen Ursprung in den Caterham-Sondermodellen Sprint und Super Sprint. Diese haben einen Dreizylinder-Motor von Suzuki unter der Haube. Caterham baute von beiden Modellen 2017/2018 jeweils 60 Exemplare, die innerhalb weniger Tage ausverkauft waren.
Klassisch erstmals auch mit großem Chassis
Der Super Seven ist in vielerlei Hinsicht gegenüber den echten Klassikern technisch besonders. So bekommt er auf Wunsch das SV (gesprochen: S fünf) genannte vergrößerte Chassis, das elf Zentimeter breiter und acht Zentimeter länger ist. Insbesondere den Breitenzuwachs wissen Menschen mit großen Füßen zu schätzen – die Zeiten, in denen sie ihre Füße in extraschmale Schuhe einschnüren mussten, sind damit vorbei. Und auch die gewachsene Länge ist einladend: Personen bis zu einer Größe von zwei Meter sollen in dem Super Seven bequem Platz finden. Wer es knapper mag, kann die kleinere Chassis-Ausführung S3 (ja, dieses Mal mit arabischer Ziffer) ordern.
Historische Instrumente
Das Retrogefühl verstärken viele Details: So gibt es in Chrom gefasste historisch anmutende Smith-Instrumente, ein Lederlenkrad in der Farbe der Sitze oder ein optionales Moto-Lita-Holzlenkrad, viele wählbare Lederoptionen für den Innenraum, auf Wunsch einen beigefarbenen Schutz für die hinteren Kotflügel, verschiedene Lackierungen im Stil der 1960er- und 1970er-Jahre, genauso verschiedenfarbige Teppiche, Felgensterne der 14-Zoll-Leichtmetallräder in Gold oder in Wagenfarbe, einen klassisch anmutenden Reserverad-Halter und das Verdeck sowie die hintere Abdeckung in zeitgenössischem Mohair anstatt des üblicherweise verwendeten Kunststoffs. Und wer möchte, bekommt doch die Cycle Wings statt der Flared Wings – ohne Aufpreis.
Wenn 136 PS viel sind
Für Vortrieb sorgt ein 1,6-Liter-Ford-Motor mit 136 PS. Dessen DCOE-Drosselklappen-Einspritzung hatten auch die Rallye-Autos der damaligen Zeit – sie soll ein unverwechselbares Knurren erzeugen. Ein bisschen verrückt: Optisch ist sie klassischen Weber-Vergasern nachempfunden. Der Motor muss gerade mal 565 Kilogramm Fahrzeuggewicht bewegen – was zu einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in unter fünf Sekunden führt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beachtlichen 196 km/h erreicht.
Die Auslieferungen beginnen wahrscheinlich im Frühsommer, und auch einen deutschen Preis hat Caterham-Händler Kurt Hoffmann vom Autohaus Hoffmann & Rink aus dem rheinland-pfälzischen Dierdorf schon: ab 44.024 Euro kostet der neue Super Seven 1600.