Früher blieben Rundfunksender gerne für sich - Kooperationen waren selten. Das ist heute anders. Der digitale Wandel beschleunigt das. Das öffentlich-rechtliche Deutschlandradio denkt über neue Bereiche nach, Hörerschaft zu erreichen. Das Ganze hat mit Bussen zu tun.
Berlin (dpa) - Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue kann sich weitere Kooperationen mit Anbietern von Streaming-Plattformen vorstellen - knüpft das aber an Bedingungen. "Wir sind für Kooperationen grundsätzlich offen. Wenn unser direktes Umfeld werbefrei ist", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Beiträge dürften nicht durch Werbung unterbrochen werden. Auch Einblendungen oder vorgeschaltete Werbung seien nicht möglich. "Dass wir als Marken erkennbar sind, das müssen alle, mit denen wir zusammenarbeiten, akzeptieren", sagte der Intendant des öffentlich-rechtlichen Deutschlandradios.
Erste Priorität habe aber die eigene Audiothek. Die App verzeichne monatlich weit mehr als zehn Millionen Abrufe. Dazu kommen die Abrufe über Mediatheken von öffentlich-rechtlichen Plattformen wie der ARD-Audiothek sowie Podcast-Abrufe über Drittplattformen wie Youtube, Facebook und Spotify.
Neben den kommerziellen und nicht kommerziellen Plattformen werde über weitere Möglichkeiten nachgedacht, Hörerschaft zu erreichen, sagte Raue. Ein möglicher Bereich könnten in Zukunft öffentliche Verkehrsmittel sein.
Ein Szenario, das bislang noch theoretisch durchgespielt werde, sind Programme, die in Bussen oder Bahnen ausgestrahlt werden könnten und bei denen Fahrgäste dann nicht mehr auf Handy-Volumen zurückgreifen müssten. Raue nannte das Ganze einen spannenden Bereich, bei dem allerdings ein genauer Blick auf Nutzungsrechtsfragen nötig sei. "Wir sind da sehr offen und neugierig und schauen uns da um. Denn in diesem Markt ist extrem viel Bewegung."
Zur Konkurrenz von Zeitschriftenverlagen, die auch verstärkt Podcasts in ihr Portfolio aufnehmen, sagte Raue: "Ich persönlich glaube, der alte Spruch "Konkurrenz belebt das Geschäft" gilt. Das macht das Medium Audio wesentlich attraktiver."
Die Produktion von Videos in Zeiten des digitalen Wandels schließt Raue für Deutschlandradio weitgehend aus. Der Auftrag sei ganz klar: Hörfunk und digitale Welt. Vereinzelt könne es mit dem Smartphone aufgenommene Sequenzen geben. Das sei aber nicht der Kern des Geschäfts.