"Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten": Wenn die Corona-Pandemie bezwungen ist, wird sich einiges verändern - vieles davon zum Guten.
Schrecklichen Dingen wie der Corona-Krise etwas Positives abzugewinnen, kann schnell zynisch klingen oder wie Zweckoptimismus anmuten. Fakt ist, dass die Welt nach überstandener Pandemie eine andere sein wird. Ob es nun der Blick auf vermeintlich Unbedeutendes ist oder die Art und Weise, wie wir zukünftig arbeiten, leben und lieben: Hier einige Dinge, die sich Post-Corona (hoffentlich) zum Guten wenden werden.
Die neue Gelassenheit
Eines vorweg: Der Mensch tendiert gerne dazu, unangenehme oder schmerzhafte Erfahrungen zu verdrängen - sonst gäbe es auf der Welt wohl keine einzige Frau mit mehr als einem Kind. Zumindest temporär sollte sich nach der überstandenen Corona-Krise aber eine angenehme Form der Gelassenheit im Allgemeinen sowie im Umgang mit den Mitmenschen einstellen. Genießt der Nachbar die wiedergewonnene Freiheit halt 20 Minuten nach 22:00 Uhr lautstark mit Freunden im Innenhof - ohne, dass ich wegen Ruhestörung die 110 ins Telefon hämmere. Und im Supermarkt ist die Lieblingsschokolade vergriffen? So what? Die mit Mandeln ist auch ganz lecker.
Wertschätzung hat nichts mit Schätzen zu tun
Apropos Supermarkt: Wer hätte vor nicht einmal zwei Monaten gedacht, dass einem der Anblick eines frisch aufgefüllten Klopapierregals die Freudentränen in die Augen treiben würde? Manchmal bedarf es erst einer Katastrophe, um Dinge wertzuschätzen, die einem selbstverständlich vorkommen - und damit ist nur zur Veranschaulichung der "Luxus" gemeint, sich den Hintern nicht mit Küchen- oder Zeitungspapier abputzen zu müssen.
Viel bedeutsamer wird die Dankbarkeit sein, die wir angesichts unserer Freunde und Familienmitglieder verspüren werden. Trauriger Fakt ist, dass nicht mehr jeder nach Corona in der Lage sein wird, die Großeltern zu besuchen. Mit Freude sollten daher die unangenehmen Fragen zum eigenen Singledasein und das stets etwas zu fette Essen von Oma und Opa zelebriert werden. Denn es ist alles andere als selbstverständlich.
Wehmütig wird derweil momentan der ein oder andere auf den Abend zurückblicken, an dem er oder sie den Freunden aus Bequemlichkeit abgesagt hat, um lieber solo auf der Couch zu lümmeln. Die Bereitschaft, seine Zeit den Liebsten zu widmen, wird nach Corona ganz bestimmt steigen.
Mindestens genauso stark wie geselligen Zeiten mit Freunden muss zukünftig Personen außerhalb der eigenen Privatsphäre Wertschätzung entgegengebracht werden, die ihnen eigentlich seit jeher zustehen sollte: Jene Supermarkt-Mitarbeiter, Alten- und Krankenpfleger, das gesamte Klinikpersonal, die unsere Gesellschaft eben nicht nur während der Corona-Krise aufrecht halten - sondern an jedem normalen Tag des Jahres, jedes Jahr.