Eigentlich müssten sie auf dem stadionähnlichen Adidas-Campus in Herzogenaurach laut jubeln: Das zweitgrößte Sportartikel-Unternehmen der Welt brach 2019 alle Geschäftsrekorde. Doch das Coronavirus bereitet den Managern sorgen.
Herzogenaurach (dpa) - Nach dem wirtschaftlich erfolgreichsten Jahr der Firmengeschichte kämpft der Sportartikelhersteller Adidas mit den Auswirkungen des Coronavirus.
Der wichtige chinesische Markt, wo Adidas im vergangenen Jahr 23 Prozent seiner Gesamtumsätze machte, ist seit Ende Januar erheblich betroffen. Adidas-Vorstandschef Kaspar Rorsted erklärte bei der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens am Mittwoch, er rechne mit Umsatzausfällen in Höhe von 800 Millionen bis eine Milliarde Euro in China.
In Europa seien bisher dagegen keine signifikanten Auswirkungen des Coronavirus festzustellen. Es sei zu früh darüber zu spekulieren, welchen Einfluss die Ausbreitung des Virus auf die Adidas-Geschäfte insgesamt haben werde. Ein etwaiger Ausfall oder eine etwaige Verschiebung von Sport-Großereignissen wie Olympischen Spielen oder Fußball-Europameisterschaft würde keine größeren Auswirkungen auf die Geschäfte von Adidas haben, erklärte Rorsted. Beide Ereignisse zusammen stünden bei Adidas für einen Umsatz von 50 bis 70 Millionen Euro.
Adidas, weltweit zweitgrößtes Sportartikelunternehmen hinter dem US-Branchenprimus Nike, hat im vergangenen Jahr bei Umsatz und Gewinn kräftig zugelegt. "Wir haben gerade ein Rekordjahr beendet", sagte Rorsted. Die Erlöse stiegen im Vergleich zu 2018 währungsbereinigt um sechs Prozent auf 23,64 Milliarden Euro. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftstätigkeiten - für Adidas die entscheidende Ergebnisgröße - kletterte um zwölf Prozent auf 1,918 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. Adidas beschäftigte Ende 2019 weltweit rund 60.000 Mitarbeiter, laut Rorsted 2500 mehr als 2018.
Für das laufende Jahr erwartet Adidas Wachstum etwa im gleichen Tempo. Der Prognose zufolge will Adidas 2020 seinen Umsatz um sechs bis acht Prozent und seinen Gewinn um zehn bis 13 Prozent nach oben schrauben - das wäre nach Rorsteds Worten die sechste zweistellige Steigerung in Folge.
Die Schätzung erfolgte jedoch ohne die Einflüsse des Coronavirus, die in ihrer Summe derzeit noch nicht abschätzbar seien. Das Unternehmen hatte im Februar von einem Einbruch in China um 85 Prozent gesprochen. "Wir haben eine unkontrollierbare Kraft auf dem Markt", sagte Rorsted. Auch deshalb solle das China-Geschäft nun gesondert betrachtet werden. Oberste Priorität habe der Schutz der Mitarbeiter.
ÄHNLICHE ARTIKEL
Gabelstapler-Hersteller Kion profitiert von Online-Handel
Geschlossene Läden in China drücken Geschäft von Hugo Boss
Nivea-Hersteller spürt "verstärkten Gegenwind"
Adidas-Nachbar Puma, Nummer drei der Branche, hat indes seine erst vor wenigen Wochen gestellte, optimistische Prognose für 2020 bereits in Frage gestellt. Die Prognose habe auf der Annahme basiert, dass sich die Situation rasch normalisieren werde. Eine kurzfristige Verbesserung sei jedoch ebenso wenig absehbar wie die Frage, ob neben China auch weitere Märkte stärker als bisher betroffen sein könnten.