Manchmal sind Sie vielleicht nicht zufrieden mit den Möglichkeiten eines einzigen Betriebssystems. Dann können Sie multibootfähige Systeme aufsetzen – und wie das geht, zeigen wir Ihnen jetzt.
Aller guten Dinge sind… zwei?
Vor allem die unbedarften Anwender wissen oft gar nicht, dass ein Betriebssystem kein alleiniges Hoheitsrecht über den Computer hat. Es handelt sich im Prinzip auch "nur" um ein Programm, das auf der Festplatte installiert wird (wenngleich die Software insgesamt deutlich komplexer ist als andere Anwendungen). Somit spricht auch nichts dagegen, neben Windows 10 beispielsweise eine der diversen Linux-Distributionen (oder auch noch mehr Betriebssysteme) zu installieren. Gründe für diesen Schritt sind zahlreich:
Sie können Windows 7 und Windows 10 parallel betreiben und damit "sanft" umsteigen.
Sie können Linux nebenbei installieren und sich langsam in das Betriebssystem einarbeiten.
Sie können Linux hauptsächlich nutzen und Windows 10 nur für Spiele aktivieren.
… und noch viele weitere Gründe.
Aber: Gleichzeitig stoßen Laien und auch erfahrene Nutzer bei der Umsetzung dieser Pläne oft schnell an ihre Grenzen. Sie brauchen die notwendige Kapazität auf der Festplatte, müssen eventuell umformatieren, dann am besten noch ein Backup anlegen und zu guter Letzt müssen Sie auch noch am Bootloader Einstellungen vornehmen (dazu später mehr).
Da es sich um eine relativ komplexe Aufgabe handelt, die auch ein gewisses Risikopotenzial beherbergt, sollten Sie in jedem Fall im Voraus Ihre wichtigen Daten sichern. Zwar geben wir Ihnen in diesem Ratgeber keinerlei "gefährliche" Tipps, aber man weiß schließlich nie, was im Eifer des Gefechts passieren kann. Wir unterstreichen daher noch einmal: nicht ohne Backup!
So nutzen Sie zwei Betriebssysteme gleichzeitig
Von UEFI, BIOS & Co.
Wenn Sie heute einen PC oder ein Notebook kaufen (oder selbst aktuelle Komponenten zusammenbasteln), werden Sie nicht mehr vom BIOS, sondern von der UEFI-Firmware beim ersten Start des Systems begrüßt. Windows ist auf diesen Geräten fast immer vorinstalliert, und das wiederum befindet sich in einer GPT (GUID Partition Table). Secure Boot ist ebenfalls immer aktiviert, was verhindern soll, dass sich Schadsoftware in der Firmware oder der Boot-Umgebung festsetzt.
Bei älteren Geräten und Mainboards kommt hingegen das bekannte BIOS zum Einsatz. Auf der Festplatte befindet sich dann außerdem der MBR (Master Boot Record). Zuerst sollten Sie wissen, ob es sich bei Ihnen um ein Gerät mit BIOS oder UEFI handelt: Drücken Sie die Windows-Taste + R und geben Sie dann msinfo32 ein. Sie werden im sich öffnenden Fenster auch den Eintrag "BIOS-Modus" finden. Basiert Ihr System auf BIOS, steht dort "Vorgängerversion", andernfalls wird Ihnen "UEFI" angezeigt.
Bedenken Sie: UEFI können Sie nur in Zusammenhang mit 64-Bit-fähigen Systemen verwenden. Ältere CPUs bleiben außen vor. Secure Boot verstehen außerdem ebenfalls nicht alle Betriebssysteme, dieses Feature müssen Sie also womöglich deaktivieren. Nutzen Sie den BIOS-Modus, können Sie zwar auch 32-Bit-Betriebssysteme installieren, allerdings sind Sie dann sehr beschränkt - unter anderem auf 8 GB RAM. Der Bootloader muss außerdem zwingend im MBR vorhanden sein, was die Installationsreihenfolge einschränkt. Die Faustregel lautet dabei: Linux sollten Sie immer nach Windows einrichten.
Immerhin: Wahrscheinlich wird Ihnen das System die Wahl ohnehin abnehmen. Wenn Sie etwa bereits ein Windows 10 installiert haben, das auf UEFI setzt, werden Sie auch alle anderen Betriebssysteme automatisch in UEFI einrichten. Falls Sie mehrere Festplatten haben, können Sie auch bunt jonglieren, was jedoch nicht empfehlenswert ist. Der Umgang mit unterschiedlichen Bootloadern und Bootreihenfolgen ist einfach zu umständlich. Heranwagen sollten Sie sich an dieses Abenteuer nur, wenn Sie genau wissen, was Sie tun und Sie beispielsweise alle Systeme zu 100 % getrennt voneinander halten möchten.
Schritt 1: BIOS und Firmware prüfen
Möchten Sie ein bestehendes Betriebssystem wie Windows 7 um ein zusätzliches Windows 10 erweitern, müssen Sie im besten Fall nichts tun. Sie ändern im BIOS bzw. UEFI nur die Bootreihenfolge und sind dann schon fertig. Diese Reihenfolge ändern Sie, wenn Sie vor dem Laden des Betriebssystems Tasten wie F2, F8, F10, ESC oder auch Entf betätigen - dies unterscheidet sich je nach Mainboard. Im Eintrag zur Bootreihenfolge wählen Sie dann aus, ob das System von einer DVD oder einem USB-Stick starten soll. Soll das Betriebssystem im UEFI-Modus installiert werden, wählen Sie immer den UEFI-Eintrag.
Möchten Sie Linux installieren, sollten Sie vorher Secure Boot deaktivieren. Beispielsweise verfügt Ubuntu in Version 18.04 über einen signierten Bootloader, der sich mit aktivem Secure Boot nicht laden lässt - also können Sie es auch nicht installieren. Um möglichen Komplikationen vorzubeugen, deaktivieren Sie daher am besten Secure Boot. Windows 7 schlägt in dieselbe Kerbe: Das Betriebssystem können Sie nicht starten, wenn Sie Secure Book aktiviert haben.
Um das BIOS/UEFI aufzurufen, drücken Sie sofort nach Einschalten des PCs Entf, F2, F8 oder ähnliche Tasten. Wenn Ihr PC zu schnell startet und Sie es nicht hinbekommen, können Sie in Windows 10 auf dem Anmeldebildschirm auch die Shift-Taste gedrückt halten und dann unten rechts auf Herunterfahren klicken. Sie sehen dann ein neues Menü und gehen dort auf Problembehandlung, Erweiterte Optionen und UEFI-Firmwareeinstellungen. Klicken Sie darauf, um das System im UEFI zu starten.
Suchen Sie dann im BIOS/UEFI nach Secure Boot und schalten Sie es aus. Windows selbst merkt davon übrigens nichts, Ihr Betriebssystem wird nach wie vor einwandfrei funktionieren. Möchten Sie das Betriebssystem dann im BIOS-Modus installieren, sollten Sie nach Einträgen wie "Legacy Boot" oder "CSM" suchen. CSM Ist das Compatibility Support Module, was dafür sorgt, dass der PC sowohl in UEFI als auch BIOS starten kann.
Aktivieren Sie außerdem die Einstellung "U