Grenzwerte für abgegebene Strahlung werden vielen Premium-Smartphones nicht eingehalten. Das berichtet die Chicago Tribune und beruft sich dabei auf eigens durchgeführte Tests. Zu den getesteten Smartphones gehören auch das iPhone 7, das iPhone 8 sowie die Galaxy-Modelle S8 und S9. Auch Smartphones der Hersteller Motorola und BLU wurden getestet.
Als Maßstab für die erlaubte ausgegebene Strahlung für Mobiltelefone gelten die von der jeweiligen Behörde vorgeschriebenen SAR-Grenzwerte. In den USA ist das die FCC, die einen Grenzwert von 1,6 Watt pro Kilogramm vorgibt. In der EU sind zwei Watt pro Kilogramm erlaubt.
Für die Tests wurde ein FCC-Zertifiziertes Messlabor von der Chicago Tribune beauftragt. Die Messemethode entsprach deshalb der des FCC. Einmal wurde die Strahlung mit der Entfernung zum Körper gemessen, welche die Hersteller für ihre eigenen Test ausgewählt haben. Entsprechend den FCC-Richtlinien können Hersteller ihre Geräte mit bis zu 25 Millimeter Abstand zum Messgerät testen lassen. Die Tribune kritisiert, dass der maximal erlaubte Abstand noch aus einer Zeit stammt, in der Mobiltelefone meist am mit einem Clipper am Gürtel befestigt waren. Heute trage der Großteil der Nutzer die Geräte in der Hosentasche. Deshalb ließ die Tribune auch die Strahlungswerte mit einem Abstand von zwei Millimeter zum Messgerät testen. In der EU wird mit einem Abstand von 5 Millimetern gemessen.
Die Ergebnisse
Im Laufe der Test kamen viele unterschiedliche Ergebnisse zustande, die teils schwer miteinander zu vergleichen sind. Das liegt vor allen an den Abständen zum Messgerät, die von den Herstellern festgelegt werden können und sich oft unterscheiden. Apple lässt sämtliche iPhones mit der kürzesten Distanz von fünf Millimetern messen. Samsung lässt mit zehn, teilweise sogar 15 Millimeter Abstand messen.
SAR - Das steckt dahinter
Der SAR-Wert bezeichnet die "Spezifische Absorptionsrate" und bezeichnet, wieviel elektromagnetische Strahlen in einem bestimmten Material aufgenommen werden. In diesem Fall der Menschliche Körper. Gemessen wird der SAR-Wert in Watt pro Kilogramm. In der EU sind maximal zwei Watt pro Kilogramm bei Mobiltelefonen zulässig, in den USA sogar nur 1,5. Gemessen wird dabei die Strahlung, die in Richtung des Kopfs ausgeht.
Die ausgegebene Strahlung wird exponentiell zur zurückgelegten Entfernung geringer. Deshalb ist die gewählte Entfernung zum Messgerät sowie das typische Nutzverhalten eines Geräts ausschlaggebend für die gemessenen Werte. Wie schädlich die Strahlung für den menschlichen Körper wirklich ist, ist noch umstritten.
Außer dem iPhone X und dem iPhone X Plus lagen die Strahlenwerte aller Testgeräte bei einem Abstand von fünf Millimetern über der erlaubten Grenze von 1.5. Den schlechtesten Wert bei den Apple-Geräten hatte eines der getesteten iPhone 7 mit 3,26. Die Samsung-Testgeräte blieben knapp unter dem Grenzwert. Die Entfernung, die bei der Messung angelegt wurde, war jedoch weit größer als bei den iPhones, nämlich bis zu drei Mal so groß. Dadurch sinkt die Strahlung, die beim Messgerät ankommt, erheblich. Bei einer Messentfernung von 2 Millimeter fielen alle Geräte außer dem iPhone 8 Plus durch den Test, teilweise mit einem Mehrfachen des erlaubten Wertes. Das Samsung Galaxy S8 wurde mit 8,22 Watt pro Kilogramm getestet, den höchsten Wert beim iPhone erreichte eines von mehreren getesteten iPhone 7 mit 7,15. Die hohen Werte der Galaxy-Modelle bei dieser Messentfernung sprechen dafür, dass bei einer Entfernung von 5 Millimetern (wie bei den iPhone-Modellen) der Grenzwert ebenfalls überschritten werden würde.
Knappe Stellungnahme der Hersteller
Nach dem Feststellen der Ergebnisse bat die Chicago Tribune um eine Stellungnahme der Hersteller. Die fiel jedoch knapp aus. Apple, Samsung und Co. ließen lediglich ausrichten, dass die Smartphones die Test der FCC bestanden haben und die offiziellen Vorschriften einhalten. Apple gab zusätzlich Änderungen der Einstellungen vor, die am iPhone vorgenommen werden sollten, um die ausgesandte Strahlung zu reduzieren. Doch auch nachdem diese Vorgaben erfüllt wurden, konnten die Richtwerte größtenteils nicht eingehalten werden. Apple kritisierte außerdem die angewandten Testmethoden, denn diese entsprächen nicht denen, die Apple selbst vornimmt. Der Eigentümer des Testlabors widerspricht dem. Laut ihm ist jedes zertifizierte Labor, diese Test durchzuführen. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse gab die FCC bekannt, die betroffenen Geräte selbst noch einmal testen zu wollen.