Leistung benötigt in einem Computer Strom – und Strom erzeugt Abwärme. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Temperaturen in Ihrem Computer und Notebook im Blick und unter Kontrolle halten.
Für den Computer ist immer Sommer
Wir schwitzen vielleicht erst bei 30° C, doch für den Computer ist diese Temperatur in vielen Komponenten erst der Anfang. Besonderen Kühlbedarf haben vor allem fünf Komponenten: das Netzteil, die CPU, die Grafikkarte, der Arbeitsspeicher sowie die Festplatte.
Alle genannten Bauteile bekommen von ihren Herstellern bestimmte Spezifikationen mit an Bord, die auch einen Temperaturbereich festlegen. Arbeitet die Komponente innerhalb dieses Bereichs, ist alles gut. Wird es der Hardware jedoch zu warm, nimmt sie entweder Schaden oder sie drosselt die Leistungsaufnahme, was dann auch zu schlechterer Performance des Geräts führt.
Aus diesem Grund werden die meisten der genannten Komponenten gekühlt - entweder passiv durch die Verwendung mehr oder weniger großer Metallkonstruktionen oder zusätzlich aktiv, indem ein Lüfter für weitere Abkühlung sorgt.
Weiterhin bieten gute PC-Gehäuse zahlreiche Steckplätze für weitere Lüfter, die (hoffentlich) kühle Luft nach innen saugen und warme Luft nach außen blasen. Aufmerksame PC-Tüftler können vor allem im Sommer - und dann am besten noch in einer Dachgeschosswohnung - bemerken, dass die Lüfter jedoch manchmal lauter werden (sie erhöhen also ihre Drehzahl). Das findet immer dann statt, wenn die Hardware meldet, dass ihr zu warm ist.
Immerhin: Heute sind Schäden an der Hardware selten. Das liegt daran, dass sich sowohl CPU als auch GPU - die heißesten Komponenten in einem Computer - drosseln oder gleich ganz abschalten, wenn es zu warm wird. Früher war es jedoch üblich, dass diese Bauteile dann einfach "durchgebrannt" sind und nicht mehr zu nutzen waren - Pech gehabt.
Einen Überblick über die aktuellen Temperaturen können Sie sich mit Windows 10 (und auch anderen Betriebssystemen im Auslieferungszustand) leider nicht verschaffen. Dafür gibt es jedoch viele nützliche Tools auf dem Markt. Damit können Sie Temperaturen auslesen, Grenzwerte definieren und vieles mehr.
Die Kühlung in einem Computer: so funktioniert's
Der grobe Aufbau ähnelt sich bei allen vorkonfigurierten PCs, die Sie im Handel kaufen können. Oft - aber auch nicht immer, wenn die Hersteller besonders geizig sind - gibt es einen Lüfter weiter unten und am besten vorne am Gehäuse, der Luft ansaugt.
Irgendwo im oberen, hinteren Teil des PCs ist dann ein weiterer Lüfter platziert, der die warme Luft nach außen pustet. Da wärmere Luft ohnehin nach oben steigt, hat sich dieses Konzept bewährt - und auch Sie sollten selbst darauf achten, wenn Sie selbst einen Computer zusammenbauen. Unten ansaugen, oben ausstoßen. Ganz einfach.
Wer sich umschaut, findet im Handel weiteres Zubehör - wie potentere Lüfter für das Gehäuse, sehr mächtige CPU-Kühler, Wasserkühlungen für Grafikkarten und inzwischen auch Lüfter für Festplatten. Letztere kommen jetzt, mit Aufkommen der PCIe-Festplatten im M.2-Format, nämlich ebenfalls in einen Leistungsbereich, in dem gekühlt werden sollte.
Abstand halten sollten Sie von Lüftern, die an der Seite des Gehäuses montiert werden. Zwar saugen diese bei Bedarf weitere Luft nach innen, aber sie unterbrechen auch den Luftstrom, der dazu dient, die warme Luft so schnell wie möglich nach draußen zu schaffen. Ein Hitzestau könnte die Folge sein und Ihre Komponenten könnten dann drosseln.
Es kann außerdem verlockend wirken, den PC einfach offen zu lassen - also die Seitenwand abzunehmen. Auch das hat aber normalerweise wenig Erfolg, da die stehende Luft im Raum eine nur schlechte Kühlwirkung erzielt. Nachhelfen können Sie vielleicht mit einem Ventilator, den Sie auf das Innere des PCs richten - aber dann schaufeln Sie auch viel Staub in das Gerät.
Mit anderen Worten: Lassen Sie das Gehäuse geschlossen und bauen Sie sich einen wirkungsvollen Luftstrom auf. Dies ist die beste Lösung für überhitzende Komponenten.
Und die Notebooks?
Bei einem Laptop sind Sie in Ihren Möglichkeiten eingeschränkter. Vor allem Gaming-Notebooks verfügen über sehr leistungsstarke, aber auch sehr heiße Grafikkomponenten. Das spüren Sie immer dann, wenn Sie eine Weile spielen und das Gerät vielleicht auf dem Schoß haben. Es gibt auch Modelle, die so schlecht konstruiert sind, dass die Hitze auch über die Tastatur noch unangenehm ist.
Ein bisschen Abhilfe gibt es in Form von Notebook-Kühlern: Das sind recht große Pads, auf die Sie das Notebook stellen. Ventilatoren in dem Kühler sorgen dafür, dass von unten ständig kalte Luft zugeschaufelt wird. In der Praxis funktionieren diese Kühler zwar, aber sie sind auch recht schwer (mit etwa einem Kilogramm müssen Sie rechnen) und zu klobig, um sie mobil einzusetzen.
Test der Grafikkarte
Bei Spielern ist die Grafikkarte die kritischste Komponente. Sie braucht mit Abstand am meisten Strom und muss vor allem in Auflösungen jenseits von 1080p Höchstleistungen vollbringen.
Da der Markt hart umkämpft ist, verkaufen die Hersteller die Grafikkarten oft am Leistungslimit und dann gleichzeitig noch übertaktet, sodass die Chips noch ein wenig mehr Strom aufnehmen, als von NVIDIA und AMD angeraten ist. Vor allem im Sommer kann es dann sein, dass die Grafikkarte dann irgendwann aufgibt und sich ausschaltet - und wenn sie gnädig ist, präsentiert sie vielleicht noch einen DirectX-Fehler.
Eine einfache, aber auch wenig zufriedenstellende Lösung ist die Verringerung der Auflösung und die Reduktion grafischer Details. Muss die Grafikkarte weniger arbeiten, braucht sie weniger Strom und schaltet sich nicht ab. Jedoch wird niemand auf die Idee kommen, sich eine teure Grafikkarte zu kaufen, nur um sie dann nicht voll ausreizen zu können - ergo sind andere Schritte ratsamer.
Mit Programmen wie MSI Afterburner, ASUS GPU Tweak, EVGA PrecisionX 16 oder Zotac Firestorm können Sie die Grafikkarte "undervolten" - ihr also weniger Strom zuführen als vom Hersteller empfohlen. Oft funktionieren die Grafikkarten trotzdem noch einwandfrei, aber durch die geringere Stromaufnahme werden sie auch nicht mehr so warm.
Weiterhin können Sie mit diesen Programmen bestimmte Eigenschaften der Grafikkarten ändern. Regeln Sie etwa GPU- und Speichertakt und ändern Sie vielleicht die Lüftergeschwindigkeit.
Achtung: Wenn Sie übertakten, kann es wirklich zu Schäden an der Hardware kommen. Verändern Sie nicht willkürlich irgendwelche Werte, wenn Sie nicht genau wissen, was Sie tun. Fragen Sie im Fall der Fälle vorher vielleicht einige Technikkundige in einem Hardware-Forum.
Hardware-Monitoring: ein Überblick der Tools
Schauen wir uns jetzt einige Programme an, mit denen Sie Ihrem PC auf den Zahn fühlen können. Keine Angst: Wenn Sie sich nur diverse Werte anschauen, können Sie auch nichts kaputtmachen.
Die besten Tools zu Temperatur-Überwachung
CPUID HWMonitor
Übersichtlich und einfach zeigt CPUID HWMonitor in einem einzigen Fenster alles an, was Sie wissen möchten - also etwa die Temperatur für CPU und GPU, die Festplatte und mehr. Wie stark die GPU ausgelastet ist, mit welcher Geschwindigkeit die Lüfter rotieren, welche Minimal- und Maximalwerte zugelassen sind oder wie viel Platz Sie noch auf der Festplatte haben, erfahren Sie ebenfalls. CPUID HWMonitor ist außerdem so klein, dass das Programm praktisch sofort startet und auch keine großen Ressourcen beansprucht. Eine Alarmfunktion, ähnliche wie beim Programm Core Temp, gibt es aber nicht - was für den durchschnittlichen Anwender aber auch gar nicht so wichtig ist.
Core Temp
Ein kleiner Klassiker ist Core Temp: Zwar kann das Tool nicht besonders viel, aber die wenigen Aufgaben, die es dann doch beherrscht, meistert es exzellent. Beispielsweise bekommen Sie damit einen Überblick nicht nur über die Gesamttemperatur der CPU, sondern über jeden einzelnen Kern. Core Temp lässt sich außerdem im Systray ablegen, wo alle Werte klar leserlich sichtbar sind. Bei Bedarf erfahren Sie auch Auslastung, Taktfrequenz und Belegung des RAM. Nett: Da Core Temp die Maximaltemperaturen aller CPUs kennt, können Sie Grenzwerte definieren. Nach deren Erreichen kann sich die CPU dann automatisch abschalten oder auch zunächst eine Warnung präsentieren.
HWINFO
Sehr umfassend ist das Feature-Set von HWINFO, denn hier erfahren Sie alle erdenklichen Daten über Speicher, GPU, CPU, Mainboard, Laufwerke, Netzwerkchips, vielleicht vorhandene Soundkarten und auch externe Peripherie wie den Monitor. Alle Informationen sind in einem großen, übersichtlichen Fenster unterbracht. Temperaturen können Sie auch einblenden lassen, dort aber beschränkt auf einige wenige Komponenten wie CPU und GPU. Schade: In der Taskleiste können Sie HWINFO leider nicht dauerhaft platzieren, und auch eine Alarmfunktion oder die Definition von Grenzwerten fehlt. Dafür gibt es aber - was keine Selbstverständlichkeit ist - auch eine Version für Besitzer von 32-Bit-Systemen, die heute mehr oder weniger im Aussterben begriffen sind.
HD Tune
Klein, aber sehr fein ist HD Tune. Hierbei geht es nicht um CPU und GPU, sondern um die Festplatte(n). In das Tool integriert ist neben der Anzeige von allgemeinen Informationen ein Benchmark, der sowohl HDDs als auch SSDs in allen verfügbaren Formaten testen kann. Damit erfahren Sie beispielsweise Transferraten, Zugriffszeiten - und bei Bedarf schicken Sie HD Tune auch auf die Suche nach beschädigten Sektoren auf der Festplatte. Die aktuelle Temperatur haben Sie ebenfalls immer im Blick, was für Nutzer einer PCIe-SSD von Vorteil ist. Im Info-Center von Windows 10 sehen Sie dann bei Bedarf einen Alarm, wenn es Ihrer Festplatte einfach zu heiß wird.
Open Hardware Monitor
Dieses Programm sieht dem CPUID HWMonitor zum Verwechseln ähnlich. Sie finden auch hier diverse Daten in einer Baumstruktur angeordnet, darunter etwa Informationen über CPU, GPU, RAM und HDD/SSD. Wenn verfügbar, finden Sie dann auch gleich noch die aktuellen Temperaturen mit dazu. Vor allem bei der GPU zeigt sich Open Hardware Monitor vorbildlich: Es gibt beispielsweise Werte wie Taktfrequenzen des GPU-Kerns, des VRAMs und auch der Shader-Kerne aus, zusätzlich gibt es die aktuelle Auslastung sowie die derzeitige Rotationsgeschwindigkeit der Lüfter. Maximalwerte, wie sie Core Temp anbietet, unterstützt aber auch Open Hardware Monitor leider nicht. Auch Anzeigen für Taskleiste und ein Alarm-Feature fehlen.
OCCT
Mit diesem praktischen Tool können Sie einige Komponenten intensiv testen - etwa die GPU und CPU sowie das Netzteil. Sie können mit OCCT einen Zeitraum definieren (beispielsweise eine halbe Stunde) und im Anschluss den Test starten. Dieser besteht aus sehr aufwendigen Berechnungen, was dazu führt, dass die gewünschten Komponenten extreme Arbeit verrichten müssen. Das kann praktisch sein, um zu testen, ob der PC auch an einem heißen Sommertag durchhält oder ob er sich nicht doch abschaltet. Die Temperatur der CPU erfahren Sie in diesem Tool ebenfalls, bei der GPU gibt es diesen Luxus nicht - aber dafür gibt es ohnehin andere Programme. Die Festplatte wird von OCCT komplett übersehen.
GPU-Z
Ein weiterer Klassiker und für Enthusiasten unverzichtbar ist GPU-Z. Mit dem Programm erfahren Sie wirklich alles, was es über Ihre Grafikkarte zu wissen gibt. Zusätzlich gibt es viele Sensoren, die beispielsweise Temperatur, VRAM-Auslastung, Taktfrequenzen von GPU und VRAM, Lüftergeschwindigkeit, aktuelle Spannung und vieles mehr anzeigen. Alarmfunktion und Maximalwerte fehlen zwar auch hier, aber das macht GPU-Z durch seine Informationsflut wieder gut. Sie möchten wissen, wie viel Speicher von welchem Typ verbaut ist, was für eine Pixel-Füllrate vorliegt und in welcher Strukturbreite Ihre Grafikkarte gefertigt ist? Dieses Programm verrät es Ihnen und verlangt dafür nicht einmal Geld.
Speedfan
Ein weiteres Urgestein aus der Welt der PC-Tools ist Speedfan. Vor allem für Übertakter spielt das Programm eine Rolle, denn Sie greifen mit dem Tool unter anderem auf die Rotation der Lüfter zu. Sofern die Lüfter dieses Feature unterstützen, können Sie also von einem einzigen Programm aus bequem regeln, welcher Lüfter wie schnell arbeiten soll. Das ergibt auch dann Sinn, wenn Sie einen möglichst leisen PC nutzen möchten. Bei Bedarf können Sie Speedfan auch so einstellen, dass die Lüftergeschwindigkeit automatisch erhöht wird, sobald das Programm einen gefährlichen Grenzwert bei einer Komponente registriert. Alle aktuellen Temperaturen gibt es außerdem für einen schnellen Überblick im Systray.
Real Temp
Voller Fokus auf die CPU liegt hier vor: Mit Real Temp legen Sie selbst eigene Maximalwerte fest und definieren auch Schwellenwerte, die für die Alarmfunktion nützlich sind. Sobald das Programm die Grenze überschreitet, blinkt ein Icon im Systray und Sie können eingreifen. Interessant: Sie können sogar eine .exe-Datei angeben, die bei Erreichen des Alarms ausgeführt wird - vielleicht, um den Computer auszuschalten. Zusätzlich haben Sie in der Taskleiste bei Bedarf in Echtzeit einen Überblick über die derzeitige Temperatur. Fortgeschrittene Anwender können mit Real Temp auch CPU-Funktionen deaktivieren, wie vielleicht den Turbo-Modus. Anfänger sollten davon jedoch auf jeden Fall die Finger lassen.
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Die Grenze: Wann ist es genug?
Leider gibt es keine pauschale Angabe zu maximalen Temperaturwerten für CPU und GPU. Als Faustregel gilt jedoch: Einem Prozessor wird es erst dann zu warm, wenn er zwischen 85° und 100° heiß wird. Danach wird er sich garantiert abschalten. Wollen Sie es für Ihren PC genau wissen, laden Sie sich am besten Core Temp herunter.
GPUs sind normalerweise empfindlicher, sie schalten sich schon im Bereich von 50° bis 60° ab oder reduzieren deutlich ihre Leistungsaufnahme. Wer etwas tüftelt, kann dieses Temperaturziel verschieben. Die Chips halten auch auf Grafikkarten 100° aus, aber hier kommt es stark auf das Modell und auch die Qualität des Chips auf Ihrer Grafikkarte an.
HDDs fühlen sich hingegen bei 30° bis 40° wohl, SSDs verkraften vor allem im "heißen" PCIe-Format ein wenig mehr, weshalb Hersteller sie inzwischen auch mit Kühlkörpern ausstatten. Ob bei Ihnen noch alles in Ordnung ist, können Sie am besten mit dem genannten Tool HD Tune herausfinden und bei Bedarf eingreifen.
Überschreiten Sie einige dieser Werte, passiert normalerweise nicht viel. Eine Grafikkarte wird sich abschalten, was dazu führt, dass auf einmal der Monitor schwarz wird - eine Schrecksekunde, aber die Hardware bleibt in der Regel heile. CPUs hingegen drosseln sich, was Sie an einer langsameren Arbeitsgeschwindigkeit bemerken werden. Festplatten hingegen neigen bei zu viel Hitze zu Schreibfehlern, was dann nicht mehr so lustig ist. Sorgen Sie also für guten Durchzug im Gehäuse!
Wie halte ich mein Notebook kühl?
Um Hardwareschäden vorzubeugen, kann es nicht schaden, Notebooks im Zweifelsfall etwas zu drosseln - vor allem, wenn Sie im Sommer unter freiem Himmel arbeiten. Gehen Sie dazu in Windows 10 in die Einstellungen und auf Energieoptionen, anschließend klicken Sie neben Ihrem Energiesparplan auf "Energiesparplaneinstellungen ändern". Dort finden Sie dann einen Wert namens "Maximaler Leistungszustand des Prozessors". Regeln Sie diesen Wert auf vielleicht 60 %: Dann braucht die CPU viel weniger Strom und wird weniger heiß, aber für einfache Aufgaben wie E-Mails oder Surfen im Internet reicht es noch immer mehr als aus.