Kopfhörer, die man zur Arbeit oder nur währenddessen trägt, erfüllen andere Ansprüche als solche für den Sport. Einige der von uns getesteten Modelle machen aber nicht nur im Büro eine gute Figur.
Wer im Callcenter arbeitet oder auch sonst den ganzen Tag nur telefoniert, kann sich nicht mit einem einfachen Headset zufrieden geben. Die Sprachübertragung über Mobiltelefon und Festnetz geschieht nicht immer in höchster Qualität, dann ist es nur wichtig, dass der Hörer die Frequenzen der Stimme einigermaßen verzerrungsfrei wiedergibt.
Wer aber neben gelegentlichen oder auch häufigen Telefonaten zur Ablenkung oder zur Unterstützung seines Workflows noch Musik hört oder sich im wuseligen Großraumbüro oder auf Reisen von Umgebungslärm abschotten möchte, der benötigt eine Lösung, die einerseits eine gute Sprachqualität für Telefonate bietet und andererseits keine Abstriche bei der Musikwiedergabe macht. Wir haben uns einige Lösungen angesehen, die man im Büro, auf Reisen und sogar beim Sport verwenden kann.
Jabra Evolve 75
Nicht jeder der von uns getestete Kopfhörer gibt sich sofort als Headset zu erkennen, das ist beim Jabra Evolve 75 aber nicht der Fall. Denn dieser Bluetooth-Hörer präsentiert sich auf den ersten Blick als Kopfhörer zum Telefonieren, der drehbare Mikrofonarm ist sein auffälligstes Merkmal. In unserem Test überzeugt der Evolve aber nicht nur bei Telefonaten, die wir über iPhone oder Mac-Software (Swyx) führen, sondern vor allem bei der Wiedergabe von Musik. Der 40-mm-Treiber reproduziert zwar keine besonders druckvollen Bässe, doch ist der Sound sehr ausgewogen und klar, auch bei größeren Lautstärken weitgehend frei von Verzerrungen. Das Active Noise Cancelling wirkt sich technisch bedingt vor allem in unruhigen, brummigen Umgebungen aus, da die Technik vor allem tiefe Frequenzen ausfiltert. Sprache blockieren aber auch die gepolsterten Ohrmuscheln schon recht gut, vor allem dann, wenn die Musik läuft. Mit im Lieferumfang ist ein praktischer Ständer, auf dem man den Evolve 75 zwischen drin auch immer wieder laden kann, der Akku hält 15 Stunden.
Wirkt auf den ersten Blick wie ein Kopfhörer für entspannten Musikgenuss für das Wohnzimmer und da er auch so klingt, spricht nichts dagegen, ihn auch als solchen zu verwenden. Zumal er neben der drahtlosen Schnittstelle auch noch eine Klinkenbuchse bietet, macht ihn daher auch für die Musikproduktion interessant, da über Kabel keine Latenzen anfallen. Doch ist der Voyager 8200 UC auch bestens als Headset geeignet, die Mikrophone sind vorne in den Ohrmuscheln eingebaut – weswegen man den Hörer natürlich immer richtig herum aufsetzen muss. Das erleichtert aber auch die deutliche Kennzeichnung im Stoff vor den Membranen. Die Hardware für das Active Noise Cancelling hilft auch dabei, Sprache durch den geschlossenen Kopfhörer durchzustellen, dessen Abschottung ist selbst ohne laufende Musik recht strikt. Positiv ist auch die Möglichkeit, in der App für Telefonate auf HD Voice umzustellen, so fällt die Sprachqualität nicht allzu sehr gegenüber der der Musik ab. Siri lässt sich mit einem langen Klick auf die Telefontaste aktivieren, unsere Sprachassistentin versteht uns auch recht gut. Mit einem (vom Hersteller aufgerufenen Preis) von rund 420 Euro ist der Voyager 8200 UC vergleichsweise teuer, bietet aber viel Klang.
Wer dagegen im Büro wesentlich mehr Wert auf den Sound der Musik legt als etwa auf die Mobilität, findet im Quiet Control 30 eine ideale Lösung. Im Test beeindruckt hat uns vor allem die Klangqualität, die der von hochwertigen OverEars zumindest sehr nahe kommt. Für den Sport mag der Nackenbügelkopfhörer vielleicht ein wenig ungeeignet sein, sein hervorragendes Active Noise Cancelling macht ihn aber zum idealen Reisebegleiter. Dass man damit auch telefonieren kann, erscheint uns sogar ein wenig unwichtig, so gerne lauschen wir der Musik. Musikliebhaber und Vielreisende werden sich auch kaum am Preis von 300 Euro stören, einzig die App hat kleine Schwächen.
Von Noontech hatten wir letzten Sommer eine Lösung für das Wohnzimmer im Test, dasHammo TVhat uns nur bedingt überzeugt, weil der zugehörige Kopfhörer einen eher dumpfen Klang produzierte, mit dem wir wenig anfangen konnten, weder am TV-Apparat noch als Hörer für iPhone, iPad oder Mac. Mit dem Hammo Wireless beweist der Hersteller aber, dass er auch besseren Sound beherrscht. Sicher, um einen High-End-Kopfhörer handelt es sich hier nicht, trotz des Versprechens, es handele sich hier um "Professional Monitor Headphones". Immerhin: Einen wesentlichen Teil dieses Anspruchs erfüllt der Hammo Wireless dann doch, den neben der Verbindung über Bluetooth bietet er auch eine über 3,5-Millimeter-Klinkenkabel an. Das erfreut uns vor allem bei unserer Garagebandproduktion, denn wegen der bei drahtloser Verbindung auftretenden Latenzen sind wir hier auf Kabel dringend angewiesen. Und wenn der Sound auch nicht überragend ist, so reproduziert er unser Gedudel doch recht ordentlich, aufgrund der größeren Bauform eben vor allem im Bass, doch auch die Rutscher auf dem Gitarrengriffbrett sind klar und deutlich zu hören. Für seinen Preis bietet der Hammo Wireless eine feine Leistung. Der Tragekomfort ist in Ordnung, für seine Größe ist der Hammo Wireless angenehm leicht, die herausziehbaren Bügel sind für uns Großkopferte aber gerade lange genug. Eine aktive Unterdrückung der Umgebungsgeräusche hat der Noontech Hammo Wireless nicht eingebaut, die Abschirmung ist aber gut genug, um in Ruhe arbeiten zu können. Umgekehrt bekommen Umstehende und -sitzende aber mehr von unserer Beschallung mit, als ihnen lieb sein dürfte.
Wir arbeiten aber nicht nur mit Garageband am Mac, sondern müssen ab und an auch mal telefonieren. Dafür ist der Hammo Wireless jedoch mangels Mikrofon nur bedingt geeignet, wir können zwar mit einem Knopf an der linken Muschel einen Anruf entgegen nehmen, unser Telefon sollte aber in der Nähe sein und sein eigenes Mikrophon aktiviert haben. Da das iPhone aber Soundausgabe und -eingabe entweder komplett selbst behält oder an externe Geräte gibt, ist ein Telefonieszenario nur am Rechner denkbar - aber dafür wurde der Hammo Wireless ja auch konzipiert. Er lässt sich auch drahtlos immer nur mit einem Gerät zur gleichen Zeit koppeln, wollen wir wechseln, müssen wir erst einmal die Kopplung entfernen. Gleichzeitig Sound von zwei Quellen bekommen wir dennoch, denn wenn wir ihn per Kabel mit dem Mac verbinden, hören wir auch immer noch, was das iPhone so von sich gibt.
Der Plantronics Backbeat Pro 2 ist ein hervorragend und ausgewogen klingender Ohrhörer für Musikfreunde, lässt sich aber auch prima im Geschäftsalltag einsetzen, sowohl im Büro als auch auf Reisen. Dabei lässt er kaum Wünsche offen. Der Preis von 250 Euro ist für die Qualität angemessen. Der Plantronics Back Beat Go 2 macht als Kopfhörer für Musikfans einerseits und als Headset für Büromenschen Kompromisse. Das ist aber keine Abwertung, denn die vom kalifornischen Hersteller angebotenen Lösungen wissen durchaus zu gefallen. Vor allem an Geschäftsreisende richtet sich die aktive Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling, ANC). Überall, wo es laut ist und man sich in seine Musik zurückziehen möchte, schaltet man diese ein: Im Flieger, am Bahnhof oder im Meeting.
Passt auch für das Büro: Mit Bose QuitComfort 35, Sony MDR-1000X und Teufel Mute BT ist man auch bei lauter Umgebung ganz in die Musik vertieft. Wenn man früher einen Noise-Cancelling-Kopfhörer mit bestem Klang suchte, führte kein Weg an Bose vorbei. Das Rennen geht jetzt nicht mehr so klar an sie. Das Noise Cancelling ist immer noch spitze, doch der Sony ist bei unserem Test nicht viel schlechter. Und im Klang? Da zeigen alle drei Vertreter ihre Qualitäten. In der Summe geht aber der Sony knapp als Erster über die Ziellinie. Ob man dem Teufel oder dem Bose den Vortritt gibt, das ist Geschmackssache, weil beide mit ihrer Abstimmung eine sehr unterschiedliche Klientel ansprechen.