Aller Voraussicht nach noch im Oktober wird Apple neue iPad Pro herausbringen. Viele Details sind schon bekannt, andere noch vage. Ein Überblick.
Nicht in jedem Jahr hält Apple im Herbst zwei Keynotes ab, 2017 war die zur Vorstellung des iPhone X und der beiden 8er die einzige Veranstaltung zur Vorstellung neuer Produkte. Doch hatte Apple im Vorjahr bereits im Sommer die beiden Modelle des iPad Pro aktualisiert, im März davor war das iPad 5 gekommen. Im Jahr 2018 warten wir noch auf neue iPad Pro, während das Update für das Einstiegsgerät iPad 6 längst durch ist. Apple hätte also gute Gründe, gegen Ende des Monats nochmals die Presse nach Cupertino einzuladen – zumal es womöglich auch noch einiges zum Thema Mac zu sagen gäbe.
Sollte aber für klassische Desktop- und Laptop-Recher heuer nichts Neues aus Cupertino kommen, muss das nicht bedeuten, dass auch das iPad Pro noch lange auf ein Upgrade warten muss. Ganz im Gegenteil: Zuletzt kursierten zahlreiche Gerüchte über Neuerungen beim Apple Tablet durch das Netz, die Frequenz der Veröffentlichungen nahm derart zu, dass ein iPad-Pro-Update unmittelbar bevorstehen dürfte – ob nun mit oder ohne Keynote. Wir fassen zusammen, was wir über das iPad Pro 2018 wissen.
Neuer Rahmen, neue Technologien
Schon auf den ersten Blick dürfte man die iPad Pro des Jahrgangs 2018 von all ihren Vorgängern unterscheiden. Denn wie das iPhone X und seine Nachfolger sollen die neuen Modelle ohne Home-Button auskommen. Damit entfällt auch die TouchID – wie beim iPhone ersetzt Apple die Fingerabdruckerkennung durch die Gesichtserkennung FaceID. Der Clou, respektive der Unterschied zum iPhone X: Die FaceID auf dem iPad Pro wird auch im Querformat arbeiten, da das bei der Nutzung des Geräts die gebräuchlichere Ausrichtung ist – insbesondere dann, wenn man das Tablet als Notebookersatz sieht.
Der Rahmen kann dann also nicht beliebig dünn werden, offen bleibt, ob an der kurzen Seite eine Notch in den Bildschirm hereinragt. Wie 9to5Mac berichtet, werde man die Gesichtserkennung schon beim Einrichten des Gerätes aktivieren können, dieses muss dabei aber im Portrait-Modus ausgerichtet sein. Im Querformat soll man sein Gesicht dann nachträglich mit dem Gerät vertraut machen können, das klingt also nicht so, als ob es an der Längsseite noch ein zweites Kamerasystem gäbe – die True-Depth-Kamera wird an der kürzeren Kante untergebracht sein und bei der Nachjustierung des Gesichts die andere Ausrichtung berücksichtigen. An der langen Seite könnte der Rahmen also beliebig dünn werden, wie beim iPhone X. Auf eine Notch kann das iPad Pro trotz dünneren Rahmens verzichten.
Das ist aber Spekulation über Hardware, die auf der Analyse von Software beruht und nicht etwa auf geleakten Bauteilen. Dass die FaceID auf das Querformat setzt, geht aus den Beta-Versionen von iOS 12.1 hervor. Die erste Vorabversion hatte Apple schon kurz nach der Veröffentlichung von iOS 12 am 17. September herausgebracht, was auch einen gewissen Zeitrahmen für die neuen iPads setzt, auf denen das Update bereits installiert sein wir. Vor Ende Oktober werden die Geräte kaum in Handel kommen, aber auch nicht wesentlich danach. Gleichwohl ist die These von der FaceID im iPad Pro im höchsten Maße wahrscheinlich. Apple setzt seit 2018 auch im günstigsten iPhone XR auf FaceID statt TouchID, der Technologiewechsel beim iPad ist nur eine Frage der Zeit. Für das iPad Pro ist die Zeit bereits reif.
Neue Schnittstellen
Das iPad 4, das Apple im Herbst 2012 auf einem Event vorgestellt hatte, bei dem es auch um Macs ging (sic!), hatte nach nur einem halben Jahr ein wenig überraschend das iPad 3 abgelöst und sich von diesem vor allem in einem Punkt unterschieden: Der Schnittstelle. Apple setzt seither auch bei den Tablets auf Lightning, im Sommer 2010 hatte mit dem iPhone 4 die proprietäre achtpolige Schnittstelle den 30-poligen Dock-Connector abgelöst. Den nächsten Technologiesprung in der Konnektivität wird Apple zunächst dem Tablet spendieren: USB-C statt Lightning. Auch dies geht aus den Betas von iOS 12 hervor. Für das iPad Pro wäre das in zweierlei Hinsicht sinnvoll: Über USB-C sind höhere Ladeströme möglich. Vor allem aber lässt sich über eine USB-C-Buchse, sofern sie das Thunderbolt-3-Protokoll unterstützt, vom iPad Pro aus auch ein 4K-Monitor ansteuern. Das erwartet man von einem professionellen Bürocomputer und als solchen will Apple sein neues Tablet auch anpreisen. USB-C wäre womöglich sogar eine Idee für kommende iPhones ab dem Jahrgang 2019. Der Umstieg hätte nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, so wäre bisher verwendete Lightning-Peripherie (inklusive Kopfhörern) nicht mehr anschließbar. Derartige Argumente haben Apple aber noch nie davon abgehalten, auf neue Schnittstellen umzustellen.
USB-C/Thunderbolt scheint also für das iPad Pro beinahe zwangsläufig zu sein. In einem neuen Bereich in den Einstellungen wird man vom iPad Pro aus Auflösung, Helligkeit, HDR und andere Parameter des angeschlossenen Displays steuern können.
Den magnetischen Smart Connector, an den man Peripherie wie Tastaturen anschließt, will Apple angeblich auf die Rückseite des Geräts verlegen, das alte Zubehör findet dann definitiv keinen Anschluss. Aber das wäre nichts Neues.
Neuer Stift
Der Apple Pencil ist mittlerweile auch mit dem Einsteiger-iPad des Jahrgangs 2018 kompatibel und anders als auf einem Smartphone ergibt ein Stift auf einem Tablet auch jederzeit Sinn. Nicht für die Steuerung von System und Programmen, hier gilt nach wie vor das Jobs-Paradigma von 2007: "Who wants a Stylus?" Für Schreib- und Zeichenarbeiten ist ein Stift aber ein willkommenes Zubehör – wäre das vermutlich auch auf einem großen iPhone, aber hier übt Apple noch Zurückhaltung. Für das neue iPad Pro werde es laut Berichten aber eine neue Version des Apple Pencil geben, der sich per Annäherungssensoren schneller mit dem Tablet verbindet. Dabei werde man auch leichter als bisher zwischen Geräten wechseln können. Ob der originale Apple Pencil noch mit dem neuen iPad Pro funktionieren wird, ist aber ungewiss. Zumindest wird man den alten Stift nicht mehr am neuen Tablet aufladen können – mangels Lightning-Buchse. Hierüber funktioniert aber bisher die Kopplung des Gerätes.
Zwei Größen mit und ohne LTE
Insgesamt acht Grundoptionen soll man beim Kauf des neuen iPad Pro haben. Diese ergeben sich aus zwei Größen (bisher 10,5 und 12,9 Zoll), zwei Speichergrößen und der Funktechnik: Wie üblich wird es Geräte mit und ohne LTE-Chip geben. Bei letzteren dürfte eSIM die wahrscheinlichere Option sein, das Provider-Angebot würde dadurch aber ein wenig eingeschränkt. 9to5Mac spricht konkret von den Modell-Codes iPad8,1, iPad8,2, iPad8,5 und iPad8,6 für die Geräte, die nur einen WLAN-Chip haben und iPad8,3, iPad8,4 Pad8,7 und iPad8,8 für die Varianten mit LTE-Chip.
Die Einträge in der Datenbank der Eurasischen Union hat Apple Anfang Oktober aktualisieren lassen und dabei zwei neue Geräte registriert, mit und ohne LTE-Konnektivität. In der Datenbank ist von "Tablet-Computern der Marke 'Apple' die Rede", unter den Modellen mit WLAN-Chip sind nun sechs Geräte aufgeführt. Schon länger registriert sind die Modelle A1538 (iPad Mini), A1670 und A1701 (iPad Pro in 10,5 und 12,9 Zoll) und A1983 (iPad 6), neu hinzugekommen sind die Nummern A1876 und A1890. Auch bei den LTE-Fassungen sind zwei Geräte neu hinzugefügt. Über die Anzahl der Farben (bisher vier) sagen die Modellnummern nichts aus. Ob Apple nach dem Verkaufsstart der neuen iPad Pro die Modelle des Vorjahres noch weiter verkauft, darf bezweifelt werden, das ist derzeit auch nicht der Fall. Das iPad Mini 4 aus dem Jahr 2015 könnte die Renovierung des Angebots aber überstehen, das aktuelle iOS 12 läuft darauf.