Will man den Kauf des neuesten Modells mit dem aktuellen Smartphone finanzieren, klappt das nur mit bestimmten Marken.
iPhone-Fans behaupten oft, iPhones wären preisstabiler als Android-Smartphones und was man beim Kauf drauflege, erhalte man beim Verkauf wieder zurück. Android-Fans hören das nicht gerne. Sieht man sich den Wertverfall ehemals hochpreisiger Android-Modelle, kann dieser aber schon mal bei 70 Prozent liegen. Dafür gibt es mehrere Gründe, an denen auch die Hersteller von Android-Smartphones nicht schuldlos sind.
Hohe Preise für gebrauchte iPhones
Letztes Jahr veröffentlichte Apple mit dem iPhone X das erste iPhone, das schon in der Einstiegsversion über 1000 Euro kostete. Dafür wurde Apple in Foren und Medien stark kritisiert. Allerdings war Apple damit Ende 2017 nicht allein, auch Samsung, LG, Google und Essential veröffentlichten Android-Smartphones der Hochpreis-Kategorie wie S8, Pixel 2 und LG V30. Der Grund für diesen Trend: Die teuren Flagschiffe werden für die Hersteller von Smartphones immer wichtiger, da in vielen Ländern der Markt für Smartphones gesättigt ist. Profite und Umsatzgewinne kann man da fast nur noch mit hochpreisigen Modellen machen. 200-Euro Geräte sind zwar für viele Kunden völlig ausreichend, für einen Smartphone-Hersteller aus den USA oder Korea aber eigentlich ein Verlustgeschäft. Allesamt waren die „iPhone-X-Killer“ etwas günstiger als Apples Top-iPhone, allerdings könnten die Käufer im Nachhinein das schlechtere Geschäft gemacht haben. Grund dafür ist der höhere Wertverlust der gekauften Edel-Androiden, der sich nicht leugnen lässt.
Ein iPhone bleibt auch nach einem Jahr Nutzung noch relativ wertvoll: Verkauft man aktuell sein einjähriges iPhone X bei einem Aufkaufdienst wie Wirkaufens oder Flip4New, erhält man immer noch knapp 780 Euro dafür. Eine „Schwacke-Liste“ für Smartphones gibt es leider nicht, um den Restwert schnell zu schätzen ist aber eine Ankaufseite wie „Wirkaufens.de“ und Flip4new ein guter Maßstab. Per Ebay erzielt man allerdings meist etwas höhere Preise.
Ein iPhone X ist immer noch begehrt: Das für 1149 erworbene iPhone X ist dem Ankaufdienst Flip4new immerhin 785,94 Euro wert. Es hat also etwa ein Drittel an Wert verloren. Tapfer müssen dagegen die Käufer eines Edel-Smartphones von LG sein: Hat man letzten November ein LG V30 gekauft, zahlte man damals noch 899 Euro. Nicht mal ein Jahr später bietet die Seite Flip4new beim Ankauf allerdings nur noch 280,48 Euro an – trotz dem Zustand „Wie neu“ ist es also nur noch ein Drittel wert. Wertstabiler ist das beliebte Samsung S9. 849 Euro zahlte man bei Erscheinen für das Top-Android-Gerät, jetzt gibt es immerhin noch 435,67 Euro oder knapp die Hälfte dafür. Allerdings erschien es auch erst vor einem halben Jahr, für den Vorgänger S8 gibt es noch knapp 320 Euro.
Beim Kauf eines teuren Android-Smartphones kann man also vielleicht beim Kauf einige hundert Euro „sparen“, zahlt aber beim Wertverlust ziemlich drauf. Unter iPhone-Kunden ist dies zu Recht ein gutes Argument.
Warum ist der Wertverlust so hoch?
Die Ursache dafür ist nach unserer Einschätzung eigentlich nur begrenzt überlegene Technik oder bessere Verarbeitung: Der erste Grund ist Apples strikte Preiskontrolle – es gibt keinen rapiden Preisverfall bei aktuellen iPhones. Vor allem der Apple Store wirkt da wohl sehr stabilisierend. Anderen Herstellern gelingt es im Unterschied aber kaum, die Preise stabil zu halten. Schon nach wenigen Monaten setzt bei einem Android-Smartphone ein starker Preisverfall ein, der bei einem iPhone nicht eintritt. Ein iPhone X kostet ja im Apple Store weiterhin 1149 Euro und der „Straßenpreis“ liegt immer noch bei knapp 990 Euro. Auch das Edel-Smartphone von Essential konnte seinen hohen Einstiegspreis von 699 Dollar nicht halten, vor kurzem war es bei Amazon.com sogar für 250 Dollar im Angebot.
Das wirkt sich direkt auf den Gebrauchtpreis aus: Beim Weiterverkauf eines gebrauchten Smartphones ist für den Käufer ja nicht der damalige Kaufpreis der Verkäufers, sondern der aktuelle Ladenpreis relevant. Und ein nagelneues V30 von LG bekommt man mittlerweile für 450 Euro, ein neues S8 für 600 Euro.
Strategisch geschickter ist Apple außerdem bei der Produktpolitik: Die Android-Hersteller haben kürzere Produktzyklen als Apple und oft eine verwirrende Produktpolitik mit zahlreichen Modellen.
Eine echte Ausnahme ist allerdings Google mit seinen Pixel-Smartphones. Das für 899 Euro vorgestellte Pixel 2 kostet im Fachhandel immer noch knapp 700 Euro. Offensichtlich setzt Google auf eine ähnliche Preispolitik wie Apple und gewährt dem Handel so gut wie keine Rabatte. Allerdings ist das Pixel für Google eher ein Image- als ein Verkaufs-Erfolg, wie mäßige Verkaufszahlen zeigen. Und auch der Gebrauchtpreis ist mäßig: Für ein einwandfreies Pixel 2 will uns etwa Flip4New nur 332 Euro zahlen...
Relativ wertstabil ist natürlich auch das Segment der Billig-Smartphones: Ein Xiaomi Redmi 6, das aktuell 175 Euro kostet, wird auch in einem Jahr nicht viel billiger sein. Allerdings handelt es sich da um eine Preiskategorie, bei der ein Käufer arge Konzessionen an Leistung und Qualität machen muss.
Und wenn ich das Smartphone lange nutze?
Macht nichts, sagen sich jetzt manche Kunden. Der Wertverlust ist ja irrelevant, wenn man sein Smartphone mehrere Jahre nutzt und danach an ein Familienmitglied verschenkt. Außerdem kann man ja einfach ein halbes Jahr warten und den Edel-Android zum Schnäppchenpreis kaufen?
Das ist aber etwas zu kurz gedacht: Viele Smartphone-Hersteller haben einen sehr schlechten Ruf, was die Versorgung mit Updates betrifft und ein Android-Smartphone sollte zumindest Sicherheitsupdates aufspielen können – auch das der Ehefrau. Vor allem der Hersteller LG erntete deshalb vor kurzem Kritik von der Stiftung Warentest, da der renommierte koreanische Hersteller überraschend schnell die Versorgung mit Updates einstellt. Uns nebenbei ist diese Update-Problematik der zweite wichtige Grund für den schnellen Wertverlust von Android-Handys.
Relativ lange versorgt nur Google seine Kunden mit Updates, ist dabei aber eher die Ausnahme von der Regel, auch Samsung schaffte es in der Rangliste der Stiftung nur auf den fünften Platz. Hier kann Apple wieder punkten, werden doch iPhones sehr lange mit Updates und aktuellen Systemversionen versorgt. Nebenbei hat man bei einem alten Android schnell Probleme, an Ersatzteile zu kommen oder einen Reparaturdienstleister zu finden – ganz anders beim Großserienprodukt iPhone, ein Ersatz-Akku oder -Display selbst für betagten iPhones 4S oder 5S ist kein Problem.
Fazit: Vor allem im Segment der Edel-Smartphones kann Apple mit geringem Wertverlust punkten. Dafür gibt es viele Gründe wie Preisstabilität, gute Update-Versorgung und eine klare Produktpolitik. Ein Risiko sollte man dabei aber nicht vergessen: Ohne etwas Vorsicht und eine gute Schutzhülle kann es mit dem tollen Restwert des Edel-iPhones schnell vorbei sein.